In der Welt der Literatur gibt es zahlreiche Werke, die wie Sterne verglühen und dann in die Weiten des Vergessens verschwinden. Doch sind diese verschollenen Buchschätze wirklich veraltet und irrelevant geworden? Oder waren es einfach Opfer der Zeit und Mode, die ihnen den Ruhm verwehrten, den sie verdienten? Diese Frage beschäftigt nicht nur Kritiker, sondern auch Liebhaber guter Literatur, die nach den verlorenen Schätzen suchen, die ihrer Meinung nach nicht in Vergessenheit geraten sollten. Ein bemerkenswertes Buch, "Lost Classics" aus dem Jahr 2001, wirft Licht auf diese Frage. 75 Schriftsteller haben darin 75 Essays verfasst, in denen sie für den klassischen Status ihrer favorisierten, oft vergessenen Bücher argumentieren. Die Idee für diese Sammlung stammt von der kanadischen Literaturzeitschrift Brick, und die Herausgeber - Michael Ondaatje, Michael Redhill sowie Esta und Linda Spalding - haben eine beeindruckende Gruppe von Beitragenden zusammengestellt.
Manche der ausgewählten Werke sind obskur, wie zum Beispiel Margaret Atwoods Verteidigung von "Doctor Glas" (1905) des schwedischen Schriftstellers Hjalmar Söderberg. Andere zeigen auf, wie großartige Bücher still und leise aus dem Blickfeld verschwinden können: Andrew Pyper lobt Ford Madox Fords "The Good Soldier" (1915), während Ronald Wright William Goldings "Pincher Martin" (1956) huldigt - beides großartige Bücher, die derzeit in Ungnade gefallen sind, das erste, weil es so schwer fassbar ist (obwohl es ein zentrales Werk des Modernismus ist), das andere, weil es ständig vom "Herr der Fliegen" überschattet wird. "Vergessene Bücher sind wie sterbende Sprachen: Je weniger Menschen sich an sie erinnern, desto größer ist das Risiko, dass sie für immer verschwinden", schreiben die Herausgeber in ihrer Einführung. "Lost Classics" ist ein großartiger kollektiver Akt des Erinnerns. Es verdient es, einige vergessene Ruhmesblätter wieder aufleben zu lassen.
In einer Welt, die von aktuellen Trends und Bestsellern dominiert wird, ist es wichtig, die vergessenen Schätze vergangener Zeiten wiederzuentdecken und ihnen die Anerkennung zuteilwerden zu lassen, die sie verdienen.