Das H-1B-Visumssystem ist eine der wichtigsten Möglichkeiten für Fachkräfte aus aller Welt, temporär in den USA zu arbeiten. Dieses Programm erlaubt es Unternehmen, vor allem in der Technologiebranche, hochqualifizierte ausländische Arbeitskräfte für spezialisierte Positionen einzustellen. In den letzten Jahren hat das System jedoch eine Vielzahl von Herausforderungen erlebt, insbesondere im Bereich der Betrugsversuche und Mehrfachregistrierungen. Aktuelle Zahlen der US-Behörden belegen nun, dass durch verstärkte Kontrollen und neue Richtlinien die Anzahl der Anmeldungen für das H-1B-Visum signifikant gesunken ist. Dies lässt vermuten, dass die Maßnahmen gegen betrügerische Praktiken erfolgreich greifen.
Die US Citizenship and Immigration Services (USCIS) gaben bekannt, dass für das Haushaltsjahr 2026 etwa 358.737 Registrierungen eingingen – ein Rückgang von etwa 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch interessanter ist, dass sich die Anzahl der zulässigen Anmeldungen sogar noch stärker verringert hat, was auf die Entfernung von Duplikaten, fehlerhaften Eingaben und Zahlungsausfällen zurückzuführen ist. Aktuelle Zahlen zeigen außerdem, dass Bewerber im Durchschnitt nur noch eine einzige Anmeldung einreichen, während zuvor noch mehrere Registrierungen im Namen desselben Bewerbers eingingen, um die Gewinnchancen im obligatorischen Lotteriesystem zu erhöhen. Diese Entwicklung ist nicht nur eine Folge der verbesserten Prüfverfahren, sondern auch das Ergebnis signifikanter Reformen, die seit 2024 eingeführt wurden.
Insbesondere das neue, beneficiary-zentrierte Auswahlverfahren zielt darauf ab, Mehrfachregistrierungen zu verhindern und die Fairness des Auswahlverfahrens sicherzustellen. Teil der Reformen war auch eine deutliche Erhöhung der Anmeldegebühr von bislang lediglich 10 US-Dollar auf 215 US-Dollar. Zudem müssen alle Registrierungen ab sofort eine gültige, einzigartige Passnummer enthalten, was automatisch Dubletten minimiert. Die politische Landschaft der USA spielte ebenfalls eine Rolle bei der Veränderung der H-1B-Anmeldezahlen. Die restriktiven Einwanderungspolitiken der Trump-Administration, verbunden mit einer allgemein kritischen Haltung gegenüber Einwanderern und Fachkräften aus dem Ausland, haben potenzielle Antragsteller möglicherweise abgeschreckt.
Die Angst vor einer restriktiveren Behandlung, verschärften Kontrollen und potenziellen Abschiebungen könnte dazu geführt haben, dass weniger Bewerber den Weg des H-1B-Visums beschritten. Zudem trugen wirtschaftliche Unsicherheiten mit Blick auf eine mögliche Rezession dazu bei, dass Unternehmen den Bedarf an ausländischen Fachkräften überdachten oder vorerst reduzierten. Diese gesunkenen Zahlen sind also vermutlich ein Zusammenspiel aus politischen, wirtschaftlichen und behördlichen Einflüssen. Das H-1B-Visum bietet für die internationalen Fachkräfte nicht nur die Möglichkeit, temporär in den USA zu arbeiten, sondern oft auch eine Perspektive auf eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Das so genannte Dual-Intent-Prinzip erlaubt es den Visa-Inhabern, parallel zum Aufenthalt in den USA einen Antrag auf eine Green Card zu stellen, was oft der erste Schritt zur Einbürgerung ist.
Deshalb ist das H-1B-Programm für viele ein zentraler Baustein ihrer langfristigen Karriereplanung. In den letzten Jahren hat der Missbrauch des Systems, insbesondere durch dubiose Agenturen und Beratungsfirmen, die die Regeln umgehen wollten, das H-1B-Programm unter einen schlechten Stern gestellt. Anträge wurden mehrfach eingereicht oder falsche Angaben gemacht, um die Chancen im Lotteriesystem zu erhöhen. Die US-Behörden reagierten mit verstärkter Überwachung, strikteren Kontrollen und, wo notwendig, mit Zurückweisungen und sogar rechtlichen Schritten gegen betrügerische Akteure. Parallel zu diesen Maßnahmen wurde der Registrierungsprozess digitalisiert und automatisiert, um Fehler und Mehrfachanmeldungen möglichst schnell zu erkennen und auszusortieren.
Dies trägt erheblich zu mehr Transparenz und Fairness bei und stärkt das Vertrauen in das System. Während die USA ihre Visapolitik verschärften, positionieren sich andere Länder als attraktive Alternativen für internationale Fachkräfte. Die Europäische Union etwa hat mit dem „Choose Europe“-Programm eine Initiative gestartet, um Forscher und hochqualifizierte Arbeitskräfte in die EU zu holen. Auch Kanada bietet zunehmend vereinfachte Bedingungen für Zuwanderer, die damit im globalen Wettbewerb der Fachkräftevoraussetzungen punkten wollen. Vor allem in der Technologiebranche zeigt sich eine gewisse Zurückhaltung bei Neueinstellungen, da Unternehmen angesichts potenzieller wirtschaftlicher Abschwächungen Personalabbau oder Einstellungsstopps erwägen.
Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Nachfrage nach H-1B-Visa, da viele der eingeschränkten Stellen grundsätzlich für ausländische Spezialisten vorgesehen sind. Die Kombination aus strengeren politischen Rahmenbedingungen, höheren Gebühren, effektiver Betrugsbekämpfung und unsicheren Wirtschaftsaussichten führt somit zu einer signifikanten Konsolidierung bei den H-1B-Anmeldungen. Ob diese Entwicklung langfristig zu einem nachhaltig faireren und stabileren Visaprogramm führt, bleibt abzuwarten, doch die bisherigen Zahlen geben Anlass zur Zuversicht. USCIS bekräftigt, dass die neu implementierten Maßnahmen wie die beneficiary-zentrierte Auswahl und strengere Kontrollmechanismen wesentliche Beiträge zur Reduzierung von missbräuchlichen Anmeldungen leisten. Es zeigt sich, dass durch schärfere Vorgaben und verbesserte Technologie der Schutz vor Betrug verbessert wurde und die Zuteilung der begehrten Visa an wirklich qualifizierte Bewerber gerechter erfolgt.