In den letzten Jahren hat sich der Begriff „Latinx“ zu einem bedeutenden und zugleich umstrittenen Wort in der Debatte um inklusive Sprache innerhalb der hispanischen Gemeinschaft in den USA entwickelt. Während einige „Latinx“ als eine moderne, geschlechterneutrale Alternative für die Bezeichnung von Menschen lateinamerikanischer Herkunft sehen, lehnen andere den Begriff ab und kritisieren ihn als unnötig, unpassend oder sogar beleidigend. Im Bundesstaat Connecticut hat die Debatte jetzt eine neue Dimension erreicht: Mehrere demokratische Abgeordnete fordern ein Verbot der Verwendung dieses Begriffs in offiziellen Kommunikation der staatlichen Behörden. Diese Forderung spiegelt eine wachsende politische Gegenreaktion zu „Latinx“ wider und offenbart zugleich tiefere kulturelle und sprachliche Spannungen innerhalb der lateinamerikanischen Community in den Vereinigten Staaten. Der Ursprung und die Bedeutung von „Latinx“ Die Entstehung des Begriffs „Latinx“ steht in engem Zusammenhang mit dem beständigen Bemühen um Geschlechtergerechtigkeit und Inklusivität.
Traditionelle spanische Bezeichnungen wie „Latino“ (für männlich) oder „Latina“ (für weiblich) sind grammatikalisch geschlechtsspezifisch, was Menschen, die sich nicht in dieses einfache binäre Geschlechtersystem einordnen lassen, ausschließen kann. Daher wurde „Latinx“ als geschlechtsneutraler Ersatz geprägt, wobei das „x“ für einen inklusiven Platzhalter steht. Diese Entwicklung wurde besonders von jüngeren, meist US-amerikanischen Hispanics und Lateinamerikanern unterstützt, die Wert auf eine Sprache legen, die vielfältige Identitäten respektiert. Neben dem Wunsch, genderfaire Sprache zu etablieren, spiegelt „Latinx“ eine verstärkte Sensibilität gegenüber nicht-binären und queeren Identitäten wider. Die Ablehnung durch Teile der lateinamerikanischen Gemeinschaft Dagegen gibt es innerhalb der größtenteils spanischsprachigen hispanischen Community erhebliche Vorbehalte gegen „Latinx“.
Eine Reihe von Kritikpunkten bestimmt die Ablehnung: Sprachliche Natürlichkeit und Grammatikfehler Viele sprechen davon, dass „Latinx“ im Spanischen nicht natürlich klingt. Das spanische Sprachsystem verwendet geschlechtsspezifische Endungen, wobei ein „x“ hier grammatikalisch unüblich und schwer auszusprechen sei. Besonders ältere Generationen sowie weniger Englisch sprechende Hispanics empfinden das Wort als künstlich und schwierig in der Aussprache. Kulturelle Identität als Sprachgemeinschaft Eine weitere Kritik betrifft das Gefühl, dass „Latinx“ eine anglophone (englischsprachige) Erfindung sei, die den latinhispanischen Sprachgebrauch von außen beeinflusst und dadurch die Kultur und Identität der spanischen Sprache beeinträchtigt. Für viele Hispanics ist die spanische Sprache ein wichtiger Teil ihrer kulturellen Identität, weshalb sie den Begriff ablehnen, der eher auf englischsprachigen Inklusivitätsansätzen basiert.
Geringe Akzeptanz und Nutzung Auch Daten von Umfragen belegen, dass „Latinx“ nur von einer kleinen Minderheit der Zielgruppe tatsächlich verwendet wird. Laut Pew Research Center kennen nur etwa 25 Prozent der US-amerikanischen Hispanics den Begriff, und nur etwa drei Prozent benutzen ihn selbst. Viele würden stattdessen alternative Begriffe wie „Hispanic“, „Latino/a“ oder neuere Geschlechtsneutralitätsformen wie „Latiné“ bevorzugen. Die politische Debatte in Connecticut und darüber hinaus Im Januar 2023 haben mehrere demokratische Abgeordnete in Connecticut einen Gesetzesentwurf eingebracht, der die Verwendung von „Latinx“ durch staatliche Behörden verbieten soll. Die Initiatoren, von denen viele selbst aus der lateinamerikanischen Community stammen, bezeichnen den Begriff als unnötig und anstößig.
Einer der Hauptinitiatoren, der puerto-ricanische Abgeordnete Geraldo Reyes, begründete dies mit der langen Geschichte der spanischen Sprache, die seiner Meinung nach bereits neutrale Formen wie „Latino“ oder einfach „Latin“ anbietet. Reyes sieht die Sprache nicht als längst überholten präkursorischen Mechanismus, sondern als ausreichend flexibel und inkludierend. Der Gesetzentwurf befindet sich aktuell in der Komiteephase und könnte bei Zustimmung der Florida Legislature, die komplett von Demokraten kontrolliert wird, Gesetz werden. Sollte das Verbot Realität werden, würde Connecticut nach Arkansas eines der wenigen Bundesländer sein, die offiziell die Verwendung von „Latinx“ in Staatsdokumenten untersagen. Auch über die Parteigrenzen hinweg gibt es signifikante Ablehnung Der Widerstand gegen „Latinx“ ist nicht auf Republikaner beschränkt.
Demokratische Politiker wie Ruben Gallego aus Arizona haben bereits 2021 ihren Büros untersagt, den Begriff in offiziellen Kommunikationen zu verwenden. Gallego bezeichnete den Begriff in sozialen Medien als „performativ“ und sagte, er verursache mehr Missverständnisse als Klarheit. Ebenso erwähnte der Beschluss von Arkansas' Gouverneurin Sarah Huckabee Sanders, die als eine ihrer ersten Amtshandlungen „Latinx“ aus offiziellen Dokumenten verbannte, dass der Widerstand durchaus parteiübergreifend ist. Sprachliche und kulturelle Spannungen innerhalb der Zielgruppe Die Debatte um „Latinx“ verdeutlicht einen Spannungsbogen zwischen traditionellen Sprachgewohnheiten und dem Wunsch nach progressiver Inklusivität. Auf der einen Seite stehen jüngere, häufig englischsprachige Hispanics, die das Wort als eine wichtige Anerkennung diverser Geschlechtsidentitäten sehen.
Auf der anderen Seite fühlen sich viele ältere Menschen oder diejenigen, die Spanisch primär als Muttersprache sprechen, durch den Begriff sprachlich entfremdet. Diese innergemeinschaftliche Spaltung beeinflusst auch, wie Medien, Unternehmen und politische Institutionen mit dem Thema umgehen. Unternehmen und progressive Gruppen, die zunehmend Diversität betonen, verwenden häufig „Latinx“, während viele andere auf traditionelle oder neu konstruierte Alternativen zurückgreifen. Datenbasierte Perspektiven auf die Nutzung von „Latinx“ Die Umfrageergebnisse zeigen, dass der Begriff „Latinx“ trotz seiner medialen Präsenz im Alltag nur eine begrenzte Rolle spielt. Jüngere, akademisch gebildete, bilingual aufwachsende und oft demokratisch orientierte Hispanics verwenden „Latinx“ eher.
Für den Großteil der hispanischstämmigen Bevölkerung bleibt „Latinx“ dagegen ein unbekannter oder gar negativer Begriff. Im Alltag bewähren sich daher vielfach andere, traditionelle Bezeichnungen. Die Zukunft von „Latinx“ und alternativen Begriffen Angesichts der Kontroverse suchen manche Sprecher nach anderen geschlechterneutralen Alternativen, die besser mit der spanischen Grammatik harmonieren. Vorschläge wie „Latiné“ gewinnen an Popularität, da sie leichter auszusprechen sind und sprachlich besser an Existierende Formen anknüpfen. Gleichzeitig wird der generelle Diskurs um inklusive Sprache weiter wachsen, da gesellschaftliche Akzeptanz, Diversität und Identität zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Die Debatte in Connecticut zeigt, wie sprachliche Fragen tief in politische und kulturelle Identitätsfragen eingebettet sind. Fazit: Ein komplexes Thema mit vielschichtigen Dimensionen Die Forderung demokratischer Politiker in Connecticut, den Begriff „Latinx“ in offiziellen staatlichen Texten zu verbieten, ist Ausdruck einer breiteren kulturellen und politischen Auseinandersetzung. Während „Latinx“ als Versuch gesehen wird, sprachliche Inklusivität zu fördern, lehnen viele Hispanics den Begriff aus sprachlichen und kulturellen Gründen ab. Die Debatte offenbart darüber hinaus eine interkulturelle Kluft zwischen jüngeren, englischsprachigen Lateinamerikanern und älteren, traditionell-spanischen Sprachgemeinschaften. Für politische Entscheidungsträger, Unternehmen und Medien bleibt die Herausforderung, eine Sprache zu finden, die respektvoll, inklusiv und zugleich kulturell anerkannt ist.
In Zukunft könnte eine Vielfalt an Ausdrücken gesamte Communities besser repräsentieren als ein einzelner Begriff. Connecticut steht mit seinem Gesetzesvorstoß exemplarisch für die komplexen Dynamiken um Sprache, Identität und Politik in den USA – ein Thema, das weit über die Grenzen eines Bundesstaates hinaus von großer Bedeutung bleibt.