Haliey Welch, besser bekannt unter ihrem viralen Spitznamen Hawk Tuah, ist eine der faszinierendsten und kontroversesten Figuren der heutigen Social-Media-Landschaft. Vor gerade einmal wenigen Jahren war sie eine unscheinbare Angestellte in einer Fabrik in Tennessee. Heute ist sie eine bekannte Influencerin mit Millionen von Followern, einer eigenen Merchandise-Linie und einem erfolgreichen Podcast namens Talk Tuah. Doch ihr Weg war alles andere als ein geradliniger Aufstieg zum Ruhm. Der Beginn von Haliey Welchs Aufstieg war ein Instagram-Video, das letztes Jahr viral ging.
Darin erklärte sie, auf ihre eigene charmante und rau-südstaatliche Art, wie man einen Mann am besten erfreut – mittlerweile ein geflügeltes Wort unter ihren Fans. Der impulsive, humorvolle und unmittelbare Stil des Videos sorgte für eine riesige Resonanz. Plötzlich war Haliey keine Unbekannte mehr. Millionen Zuschauer weltweit fanden Gefallen an der offenen, ungeschönten Art der Frau aus den „Sticks“ von Tennessee. Obwohl der „Hawk Tuah“-Moment einen schnellen und plötzlichen Ruhm brachte, kam dieser Glücksfall nicht ohne Herausforderungen.
Haliey musste sich mit der plötzlichen Aufmerksamkeit und oft auch mit harscher Kritik auseinandersetzen. Ihre Stimme wurde zum Markenzeichen: Ihr typisch tief-südstaatlicher Akzent gepaart mit einer liebenswerten Naivität und einem gewissen Charme. Doch die Schattenseiten von Social Media wurden ihr schnell bewusst – insbesondere durch die emotionalen Auswirkungen von Trollen und negativen Kommentaren. Dennoch nutzte sie das Momentum klug und baute ihre Marke konsequent aus. Sie verkaufte Merchandise, startete den Podcast Talk Tuah zusammen mit ihrer Freundin Chelsea Bradford und gewann so weitere treue Anhänger.
Der Podcast wurde zu einem wichtigen Kanal, nicht nur für den Austausch mit Fans, sondern auch für die Macht zurückzugewinnen, ihre eigene Geschichte in ihren Worten zu erzählen. Im Gegensatz zu vielen anderen viralen Stars, die nur kurz aufblitzen, schaffte es Haliey, ihre Popularität nachhaltig zu gestalten. Der größte Rückschlag kam jedoch Ende 2024 mit dem kontroversen Einstieg ins kryptische Krypto-Universum. Gemeinsam mit Partnern launchte sie eine Meme-Coin namens $HAWK – ein Projekt, das angeblich den Kryptomarkt revolutionieren sollte. Doch binnen Minuten brach der Wert der digitalen Münze um mehr als 90 Prozent ein und hinterließ viele Fans und Investoren mit erheblichen Verlusten.
Der Vorwurf eines „Rug Pulls“, also eines bewusst herbeigeführten Wertverfalls, der den Gründern kurzfristig einen Profit gebracht haben soll, setzte Haliey enorm unter Druck. Die Kritik aus dem Netz war scharf und vernichtend. Obwohl Haliey und ihr Team von Anfang an beteuerten, dass kein Betrug vorliege und sie selbst keine Tokens verkauft hätten, entfachte die Debatte eine Flut von Hasskommentaren und Zweifel an ihrer Integrität. Die Vorwürfe zogen sogar die Aufmerksamkeit der US-amerikanischen Securities and Exchange Commission (SEC) auf sich, die in einer Untersuchung jedoch im März 2025 keine Anzeichen von Fehlverhalten bzw. Betrug feststellen konnte.
Diese Entlastung kam jedoch zu einem sehr späten Zeitpunkt, denn in der Zwischenzeit hatte der Druck enorme psychische Belastungen mit sich gebracht. Wegen der überwältigenden Negativität und des öffentlichen Drucks zog sich Haliey unmittelbar nach dem Skandal für rund drei Monate komplett aus der Öffentlichkeit zurück. In dieser Zeit konzentrierte sie sich auf ihre mentale Gesundheit, um Abstand zu gewinnen und sich selbst neu zu finden. Sie verbrachte die Zeit bei sich zuhause in Tennessee, widmete sich ihren Haustieren und genoss den einfachen Alltag mit ihrem Freund Kelby Blackwell, der vielen ihrer Podcast-Hörer als Pookie bekannt ist. Diese Pause war für die Influencerin ein wichtiger Schritt, um sich von den emotionalen Turbulenzen zu erholen.
Der Neustart ihrer öffentlichen Präsenz Ende März 2025 markierte für sie einen Wendepunkt. Haliey nahm ihren Podcast Talk Tuah wieder auf, diesmal mit einem Fokus auf mehr Authentizität und einem weiblicheren Stil – ganz so, wie sie es sich selbst wünschte. Dabei zeigte sie sich stabiler und reflektierter als zuvor. Ihre neuen Pläne beinhalten, den Podcast weiterzuführen, Gäste wie Britney Spears oder Miley Cyrus einzuladen und ihre Community langsam aber sicher wieder zu vergrößern. Trotz aller Schwierigkeiten hat Haliey auch einen Blick auf die positiven Aspekte ihres dramatischen Weges geworfen.
Sie spricht über die Chancen, die sich durch die viral gewordene Persönlichkeit ergeben haben. Zum Beispiel hatte sie eine Rolle in der neuen Fernsehserie Chad Powers mit Glen Powell, was ihr erste Erfahrungen in der Schauspielwelt brachte und ihr Lust auf mehr machte. Außerdem betont sie, wie wichtig es ist, vorsichtig zu sein, wem man vertraut, und bei Kooperationen sorgfältig abzuwägen, was mit dem eigenen Namen verbunden wird. Interessant ist auch Halieys Haltung zu ihrem berühmten Spitznamen „Hawk Tuah“. Anfangs wollte sie sich von der mit dem Begriff verbundenen Identität distanzieren, da sie nicht nur durch einen einzigen viralen Moment definiert werden möchte.
Aber mittlerweile hat sie begriffen, dass dieser Name ein fester Teil ihres Lebens und ihrer Marke ist. Sie hat ihn angenommen und akzeptiert, dass sie das nicht mehr loswird. Dieses bewusste Annehmen ihrer Figur hilft ihr, mit den Schattenseiten des Ruhms besser umzugehen. Die ehemalige Fabrikarbeiterin, die über Nacht zum Internetstar wurde, ist heute eine junge Frau mit klaren Zukunftsvorstellungen, die das Scheinwerferlicht nicht scheut, aber gelernt hat, sich davor zu schützen. Sie ist sich ihrer Verantwortung als Influencerin bewusst und möchte ihre Reichweite nutzen, um positive Impulse zu setzen.
„Influence for good“ steht in ihrer Instagram-Bio, was ihre Ambitionen gut widerspiegelt. Sie sieht es als ihre Pflicht, auch etwas zurückzugeben und nicht nur den Ruhm zu genießen. Halieys Geschichte ist ein Spiegelbild der heutigen Social-Media-Welt: schnell, unberechenbar, manchmal gnadenlos, aber auch voller Möglichkeiten für diejenigen, die sich selbst treu bleiben. Ihr erfolgreiches Management des viralen Ruhms, trotz Rückschlägen und öffentlichem Gegenwind, zeigt den oft unterschätzten menschlichen Preis, den solche Berühmtheit mit sich bringt. Für die Zukunft plant Haliey, ihren Podcast weiter auszubauen und den Fokus auf Qualität und authentischen Austausch zu legen.
Sie möchte mehr weibliche Gäste gewinnen und Themen ansprechen, die ihr und ihrer Community wirklich am Herzen liegen. Dabei ist sie selbstbewusster und selbstbestimmter als je zuvor und bereit, neue Wege zu gehen – sei es im Podcasting, in der Schauspielerei oder anderen kreativen Feldern. Haliey Welch alias Hawk Tuah hat sich von einer viralen Sensation zu einer ernstzunehmenden Content-Schöpferin entwickelt, die trotz der Schwierigkeiten, die das digitale Zeitalter mit sich bringt, standhaft ihren Kurs hält. Ihre Geschichte lehrt, dass Ruhm flüchtig sein kann, das Persönliche und das authentische Selbst aber von Dauer sind – wenn man bereit ist, hart an sich zu arbeiten und auch schwierige Kapitel zu akzeptieren und daraus zu lernen.