Im Mai 2025 verkündete Dick's Sporting Goods einen bedeutenden Schritt in der Einzelhandelsbranche mit der Übernahme des weltbekannten Sneaker-Retailers Foot Locker für eine Summe von 2,4 Milliarden US-Dollar. Diese Nachricht sorgte für starke Reaktionen auf den Finanzmärkten und stellt einen der gewagtesten Züge von Dick's Sporting Goods in den letzten Jahren dar. Doch trotz optimistischer Aussagen des Managements über die Wachstumschancen bleiben fundamentale Bedenken hinsichtlich der Rentabilität und der strategischen Ausrichtung bestehen. Die Vereinbarung sieht vor, Foot Locker zu einem Preis von 24 US-Dollar pro Aktie zu erwerben, was einen erheblichen Aufschlag gegenüber dem letzten Börsenschlusskurs von 12,87 US-Dollar darstellt. Dieser Premiumpreis reflektiert die Erwartungshaltung von Dick's, dass die Übernahme eine Erweiterung des Geschäftsportfolios und neue Wachstumspotenziale eröffnen wird.
Laut CEO Lauren Hobart bestehen langfristig starke Branchentrends, insbesondere die zunehmende Verschmelzung von Sport und Kultur, welche eine verstärkte Plattform für nachhaltigen Erfolg bieten soll. Foot Locker ist ein Unternehmen mit einer jahrzehntelangen Erfolgsgeschichte und besitzt weltweit etwa 2.410 Filialen, die überwiegend in Einkaufszentren angesiedelt sind. Allerdings kämpft der Einzelhändler seit Jahren mit rückläufigen Umsätzen, was insbesondere auf veränderte Einkaufsgewohnheiten und die Verschiebung hin zum Online-Verkauf zurückzuführen ist. Die Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten – Nike – ist dabei eine Schwäche, da rund 60 % der Verkäufe von Foot Locker auf Produkte dieser Marke entfallen.
Diese Einengung erhöht die Risiken, falls sich die Partnerschaft mit Nike verschlechtern oder der Marktanteil des Lieferanten schrumpfen sollte. Wachstumssorgen spiegeln sich auch in den jüngsten Quartalszahlen wider. Foot Locker verzeichnete einen Rückgang der comparable Store Sales um 2,6 % im ersten Quartal 2025, während Dick's Sporting Goods einen Zuwachs von 4,5 % in derselben Periode meldete. Diese Zahlen unterstreichen die Herausforderungen bei der Integration von Foot Locker und lassen Zweifel an der sofortigen Profitabilität des Deals aufkommen. Neben finanziellen und operativen Fragen birgt die Übernahme auch Managementrisiken.
Analysten äußern Besorgnis, dass das Dick's-Führungsteam durch die Fokussierung auf die Sanierung von Foot Locker Ressourcen von den Kernaktivitäten abziehen könnte. Ein Experte beschrieb dies als mögliche Ablenkung von entscheidenden Geschäftsprozessen der Muttergesellschaft, was langfristig negative Auswirkungen auf beide Marken haben könnte. Die Reaktionen der Börse waren prompt und eindeutig: Während die Aktien von Foot Locker um über 80 % stiegen, gaben die Dick's Sporting Goods-Anteile um rund 15 % nach. Diese Volatilität verdeutlicht die Unsicherheiten in Bezug auf die Finanzierbarkeit und das Risiko-Rendite-Verhältnis des Geschäfts. Ein zentraler Aspekt im aktuellen Umfeld des Einzelhandels sind die veränderten Verbrauchergewohnheiten.
Der Trend zum Direct-to-Consumer-Vertrieb nimmt weiter zu, was klassische Händler wie Foot Locker vor erhebliche Herausforderungen stellt. Viele Marken setzen verstärkt auf eigene Online-Shops und exklusive Vertriebswege, wodurch Zwischenhändler an Einfluss verlieren. Falls Fuß Locker sich nicht erfolgreich an diese Realität anpassen kann, droht ein weiterer Umsatzrückgang. Darüber hinaus belasten geopolitische Faktoren, wie die im Jahr 2025 anhaltenden US-Zölle auf chinesische Importe, das Geschäftsklima. Diese Handelshemmnisse führen zu höheren Produktionskosten und erschweren die globale Lieferkettenoptimierung.
Foot Locker und auch Dick's Sporting Goods müssen sich diesen externen Herausforderungen stellen, die zusätzliche Unsicherheit in die Prognosen einbringen. Nicht zuletzt ist die Konkurrenz im Sportschuh- und Sportartikelmarkt intensiver denn je. Neben etablierten Größen wie Nike und Adidas gewinnen digitale Newcomer und spezialisierte Marken an Bedeutung. Dies erhöht den Druck, innovative Konzepte und flexible Vertriebsstrategien zu entwickeln, um Marktanteile zu halten oder auszubauen. Dick's Sporting Goods sieht in der Übernahme von Foot Locker auch die Chance, seine internationale Präsenz auszubauen und durch das kombinierte Netzwerk neue Kundensegmente zu erschließen.
Die Bündelung von Ressourcen und das Teilen von Know-how könnten den neuen Konzern wettbewerbsfähiger machen, sofern die Umsetzung gelingt. Gleichzeitig zeigt die Vergangenheit, dass Integration von großen Akquisitionen zeit- und kostenintensiv ist und nicht selten die eigenen operativen Abläufe beeinträchtigt. Zusammenfassend steht Dick's Sporting Goods mit dem 2,4 Milliarden Dollar schweren Kauf von Foot Locker vor einem doppelten Drahtseilakt. Einerseits bieten sich durch den Zusammenschluss Möglichkeiten zur Expansion, Stärkung der Markenposition und Erschließung neuer Märkte. Andererseits stellen die strukturellen Herausforderungen von Foot Locker, die Abhängigkeit von Nike, die gegenwärtigen Branchenumbrüche sowie die geopolitischen Unsicherheiten erhebliche Risiken dar.
Für Investoren und Marktbeobachter gilt es nun, die Entwicklung der Integration und die Fähigkeit des Managements zu beobachten, die Potenziale zu realisieren, ohne das Kerngeschäft von Dick's Sporting Goods zu gefährden. Gerade in einer Zeit, in der Einzelhändler sich rasch neu definieren müssen, kann dieser Schritt zum Wendepunkt werden – entweder als Vorlage für künftigen Erfolg oder als mahnendes Beispiel zu großer Überambition. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Dick's Sporting Goods den Balanceakt meisterhaft vollführt und nachhaltiges Wachstum generieren kann.