Im Laufe der Geschichte hat die Magna Carta eine herausragende Rolle in der Entwicklung von Recht und Demokratie gespielt. Ursprünglich von König Johann im Jahr 1215 erlassen, stellte sie erstmals die Grundidee auf, dass auch der Monarch und seine Regierung nicht über dem Gesetz stehen. Eine vor Kurzem bekannt gewordene Entdeckung hat nun das Interesse von Historikern und Rechtsexperten weltweit erneut beflügelt: Eine bislang als inoffizielle Kopie eingestufte Version der Magna Carta, die sich in der Bibliothek der Harvard Law School befindet, wurde als eines der wenigen erhaltenen Originale aus dem Jahr 1300 bestätigt. Die Bedeutung dieser Enthüllung lässt sich kaum überschätzen, denn nur sieben dieser Exemplare aus jener Zeit existieren noch. Die Entdeckung erfolgte durch David Carpenter, einen Professor für mittelalterliche Geschichte am King's College London, der zufällig beim Durchsehen einer Online-Sammlung auf das Dokument stieß.
Trotz der ursprünglichen Katalogisierung als inoffizielle Abschrift, erweckte das Schriftstück gleich sein Misstrauen, da sein Aussehen und die Handschrift an jene der bestätigten Originale erinnerten. Mit Unterstützung von Nicholas Vincent, Professor an der University of East Anglia, wurde eine umfassende Untersuchung eingeleitet. Modernste Methoden wie spektrale Bildgebung und ultraviolettes Licht wurden eingesetzt, um den Zustand des Dokuments trotz einiger Beschädigungen zu überprüfen. Die genaue Übereinstimmung mit den anderen bekannten Originalen der Magna Carta, insbesondere bei besonderen Merkmalen der Handschrift wie den ungewöhnlichen Doppel-Kapitalbuchstaben am Anfang des Wortes "Edwardus", bestätigte die Echtheit. Dieses Dokument stammt aus der Ära von König Eduard I.
, der 1300 eine Bestätigung der Magna Carta herausgab. Solche Bestätigungen waren wichtig, um die Gültigkeit und Durchsetzung der Grundsätze der Magna Carta in verschiedenen Regionen und zu unterschiedlichen Zeiten sicherzustellen. Harvard selbst hatte das Dokument im Jahr 1946 für einen vergleichsweise geringen Preis von 27,50 US-Dollar erworben, nachdem es zuvor von einem ehemaligen RAF-Piloten an Londoner Buchhändler verkauft worden war. Die damalige Fehleinschätzung lässt sich nachvollziehen, da in der Nachkriegszeit viele wichtige Details übersehen wurden. Das Dokument wurde vermutlich ursprünglich an die ehemalige parlamentarische Stadt Appleby in Cumbria ausgegeben und durch wechselnde Hände weitergegeben, darunter eine Familie aus dem 18.
Jahrhundert sowie prominente Persönlichkeiten wie der führende Abolitionist Thomas Clarkson. Später kam es in den Besitz von Forster Maynard, einem Luftwaffenass in beiden Weltkriegen, der die Verbindung zu Harvard über seine Sammlung herstellte. Die Herkunftsspur des Dokuments unterstreicht seine historische und kulturelle Bedeutung. Die Magna Carta selbst ist ein Symbol für grundlegende Freiheitsrechte. Sie stellte sicher, dass willkürliche Verhaftungen, Enteignungen oder Hinrichtungen nur durch rechtliche Verfahren möglich sind – ein wichtiger Schritt weg von absolutistischer Herrschaft hin zur Rechtsstaatlichkeit.
Das entdeckte Original aus 1300 wird von Experten als „eines der wertvollsten Dokumente der Welt“ bezeichnet und stellt den „Grundstein für die westliche Tradition von Recht und Demokratie“ dar. Das Bewusstsein für diese Bedeutung ist nun auch an Harvard gewachsen. Amanda Watson, Assistentin des Dekans der Harvard Law School, äußerte ihre Anerkennung für die Entdecker und hob hervor, wie wertvoll es sei, wenn renommierte Sammlungen von Experten genau geprüft werden. Für Rechtshistoriker ist die Entdeckung ein Triumph hochwertiger Forschung gekoppelt mit moderner Technologie. Sie wirft ein neues Licht auf die Verbreitung und den Erhalt politisch und rechtlich fundamentaler Schriftstücke.
Auch für die Zukunft eröffnet sich damit die Chance, ähnliche verborgene Schätze in Archiven weltweit zu identifizieren. Letztlich bekräftigt die Enthüllung, dass die Magna Carta nicht nur ein altes Dokument ist, sondern ein lebendiger Zeuge längst bestehender Prinzipien, die auch noch heute Bedeutung haben. Die Trennung von rechtlicher Autorität und absoluter Macht, der Schutz individueller Rechte und die verfassungsmäßige Überwachung staatlichen Handelns sind Grundpfeiler moderner Demokratien – verwurzelt in mittelalterlichen Dokumenten wie der Magna Carta. Für Harvard ist dieser Fund eine unverhoffte Bereicherung der eigenen Sammlung und ein bedeutender Beitrag zur historischen Forschung. Die Geschichte des Dokuments, das etliche Jahrhunderte und so unterschiedliche Kontexte überdauert hat, erzählt auch von der Geschichte der Menschheit selbst – immer auf dem Weg zur Gerechtigkeit und Freiheit.
Die Entdeckung zeigt, dass im Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Gegenwart selbst gut erforschte Themen Überraschungen bereithalten, wenn neue Augen darauf schauen. Damit wird das Interesse an mittelalterlichen Rechtsdokumenten neu entfacht, während die Magna Carta als lebendiges Symbol von Recht und Freiheit weiterhin ihre ungebrochene Bedeutung bewahrt.