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Galen Strawson und die Philosophie des Bewusstseins: Ein Interview und seine Erkenntnisse

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My Interview With Galen Strawson

Ein tiefgründiger Einblick in die Gedankenwelt des Philosophen Galen Strawson, seine Ansichten zu Panpsychismus, Bewusstsein, Monismus und den Herausforderungen der Philosophie des Geistes sowie seine Perspektiven auf die Zukunft der Bewusstseinsforschung.

Galen Strawson ist zweifelsohne eine der markantesten Stimmen der zeitgenössischen Philosophie, insbesondere wenn es um Fragen des Bewusstseins, der Metaphysik und der Philosophie des Geistes geht. Als Professor an der University of Texas in Austin hat er in den letzten Jahrzehnten mit seinen Arbeiten bedeutende Impulse gegeben, die Debatte um die Natur des Bewusstseins und der menschlichen Freiheit bereichert und ist dabei nicht zuletzt für seine fundierte Verteidigung des Panpsychismus bekannt geworden. Im Rahmen eines ausführlichen Interviews gewährte Strawson tiefe Einblicke in seine Denkweise, seine Lebensgeschichte und seine philosophischen Überzeugungen, die sich durch Originalität und eine anregende Ehrlichkeit auszeichnen. Dabei offenbart sich nicht nur ein brillanter Geist, sondern auch ein denkender Mensch, der Fragen gestellt hat, die weit über akademische Grenzen hinausreichen. Strawsons philosophischer Weg beginnt keineswegs mit einer frühkindlichen Faszination für abstrakte Theorien, sondern vielmehr fast zufällig.

Ursprünglich hatte er sich der Orientalistik gewidmet, studierte Arabisch und Persisch, und wollte eher einen asketisch-spirituellen Lebensweg einschlagen. Erst ein längerer Umstieg auf Sozial- und Politikwissenschaften eröffnete ihm die Erkenntnis, dass ihm das Fundament, das er suchte, nur die Philosophie geben konnte. Trotz einer verkürzten Studienzeit in Philosophie – nur etwa sechs Monate seines Studiums widmete er diesem Fach –, zog ihn das Fach derart in den Bann, dass er schließlich entschied, sein Leben der philosophischen Untersuchung zu widmen. Strawsons Definitionsansatz von Philosophie ist ebenso bemerkenswert wie prägnant. Er zitiert Wilfrid Sellars’ Auffassung, die Philosophie habe das Ziel zu verstehen, wie alles „in dem breitesten Sinne des Wortes“ zusammenhängt.

Dazu ergänzt er Schopenhauers Perspektive, die Philosophie als „Weltweisheit“ bezeichnet und deren Aufgabe darin bestehe, die Welt zu begreifen. Für Strawson lässt sich Philosophie also nicht als abgehobene akademische Disziplin abtun, sondern sie ist die Reflexion über das Wirkliche und Übergreifende. Im Zentrum seines Schaffens steht das Bewusstseinsproblem, das sogenannte „harte Problem des Bewusstseins“, wie es David Chalmers formulierte. Dieses beschäftigt sich mit der Frage, warum es überhaupt etwas ist, bewusst zu sein, warum wir nicht bloß mechanisch funktionierende physische Körper ohne subjektive Erfahrung sind. Strawson begann als klassischer Materialist, für den nur das Physische real ist.

Doch das Bewusstsein stellte eine Herausforderung dar, denn wie kann es ein Produkt rein physischer Prozesse sein? Die Antwort für ihn liegt in der Überwindung einer falschen Annahme – nämlich dass das Physische per Definition nicht bewusst sein könne. Für Strawson steht fest, dass Bewusstsein existiert und nicht geleugnet werden kann. Ausgehend davon vertritt er eine Form des Modifizierten Materialismus oder Monismus: Alles ist physisch, aber das Physische muss so verstanden werden, dass Bewusstsein darin bereits eingeschlossen ist. Diese Sicht ist eng verwandt mit dem Panpsychismus, der Ansicht, wonach Bewusstsein kein emergentes Phänomen höheren Organismus ist, sondern eine grundlegende Eigenschaft der Materie selbst darstellt. Nach Strawson bedeutet Panpsychismus, dass „alle Materie in gewisser Weise“ bewusst ist, auch wenn dieses Bewusstsein nicht dem menschlichen oder tierischen Bewusstsein ähnelt.

Er sieht hier keine radikale Neuerfindung, sondern weist darauf hin, dass dieses Denken in der Philosophiegeschichte immer wieder präsent war und in jüngster Zeit erneut an Bedeutung gewinnt. Dabei ist Strawson nicht naiv: Panpsychismus müsse nicht implizieren, dass größere Einheiten, etwa Möbelstücke oder Teams, ebenfalls bewusste Subjekte sind. Er hält es für plausibel, dass komplexes, interessantes Bewusstsein biologisch-evolutionär bedingt und hochentwickelt ist. Die bloße Zusammensetzung kleiner bewusster Komponenten bringt noch kein höheres Bewusstsein hervor – analog dazu kann man nicht sagen, dass ein Fußballteam selbst Bewusstsein besitzt, obwohl alle Spieler individuell bewusst sind. Ein wiederkehrendes Problem für den Panpsychismus ist das sogenannte Kombinationsproblem.

Es stellt sich die Frage, wie ein einheitliches Bewusstsein aus der Gesamtheit vieler kleinen Bewusstseine entsteht, die etwa auf neuronaler Ebene verortet sind. Obwohl Strawson diese Herausforderung anerkennt, gesteht er ein, keine endgültige Antwort darauf zu haben. Er schlägt jedoch vor, dass die moderne Physik mit ihren Feldtheorien einen geeigneteren Rahmen biete, als klassische Vorstellungen vom „Zusammensetzen“ mentaler Einheiten zu denken, und beleuchtet dabei auch die Möglichkeit, dass das Universum als Ganzes eine einzige Entität sein könnte – ein Gedanke, den er als „Thing Monism“ bezeichnet. Sein Engagement für Panpsychismus und seine Kritik an gängigen Vorstellungen dualistischer Hervorbringung von Bewusstsein stellen einen klaren Gegensatz zu vielen gängigen Positionen in der Philosophie des Geistes dar. Strawson weist auf die Schwierigkeiten hin, wie Dualisten das Problem der kausalen Wechselwirkung zwischen Geist und Materie überzeugend lösen können, da hierfür bislang keine schlüssige Erklärung gefunden wurde.

Zudem betont er die empirische Evidenz für die kausale Abgeschlossenheit des physischen Universums, die es unwahrscheinlich erscheinen lässt, dass nicht-physische Entitäten physische Ursachen ohne physische Vorgänger hervorrufen könnten. Seine Haltung wurzelt somit bewusst in einem naturalistischen Weltbild, das jedoch nicht mechanistisch im klassischen Sinne ist, sondern offenbleibt für eine Erweiterung dessen, was physisch bedeutet. Strawsons Gedanken gehen noch weiter: Bewusstsein könne nicht einfach evolvieren, ohne vorbestehend irgendwo in der Grundstruktur der Welt vorhanden gewesen zu sein. Evolution arbeite mit etwas, das bereits da sei – Bewusstsein muss folglich ein fundamentaler Bestandteil des Seins sein. Er differenziert sich somit deutlich von emergenten Theorien, für die Bewusstsein als Neuerscheinung auf höheren Organisationsebenen gilt.

Ein weiteres spannendes Teilgebiet streift Strawson mit seinen Ausführungen zu künstlicher Intelligenz und Bewusstsein. Er hält die derzeitigen und absehbaren Maschinen für nicht bewusst, warnt aber davor, zukünftige Entwicklungen a priori auszuschließen. Dabei stellt er kritisch fest, dass komplexes elektrophysiologisches Verhalten nötig sein dürfte, um Bewusstsein hervorzubringen – etwas, das Computer heute nicht auf gleiche Weise erreichen. Trotz aller Komplexität und offenen Fragen bleibt Strawson ein Verfechter einer klar rationalen Herangehensweise an Philosophie und Wissenschaft. Er kritisiert die ideologischen Verengungen, wodurch etwa Philosophie in „soziale Gruppen“ zerfällt und irrationale Glaubenssätze sekundär bestätigt werden, und plädiert für ein Streben nach Wahrheit auf der Basis von gründlicher Reflexion und offenen Argumenten.

Betrachtet man heute die Diskussion um Bewusstsein und seine metaphysischen Grundlagen, ist Strawsons Einfluss nicht zu unterschätzen. Seine konkrete Verteidigung des Panpsychismus und die Kritik an Dualismus und simplen Materialismusvarianten haben die Debatte vitalisiert und neue Horizonte eröffnet. Zudem ist er mit Nachdruck der Ansicht, dass die Philosophie wieder dahin zurückfinden müsse, was vor gut hundert Jahren noch ein „common sense“ war: Dass die physische Welt in ihrem innersten Wesen etwas völlig Fremdes für uns bleibt, und dass man – entgegen vielen Annahmen – nicht ausschließen kann, dass Bewusstsein eine grundlegende Eigenschaft dieser materiellen Realität ist. Diese Perspektive wurde lange Zeit in der akademischen Philosophie vernachlässigt, doch heute erlebt sie eine Renaissance – auch dank der Arbeit von Strawson und anderer Denker. Abschließend betont Strawson die Herausforderung und Bedeutung dieser Fragen für die gesamte Menschheit.

Die Erforschung des Bewusstseins ist kein bloß akademisches Unterfangen, sondern tangiert existenzielle Fragen nach der Natur des Ichs, der Freiheit und der Wirklichkeit insgesamt. Auch wenn endgültige Antworten derzeit unerreichbar scheinen, ist das philosophische Nachdenken über Bewusstsein eine der ertragreichsten und faszinierendsten Unternehmungen des menschlichen Geistes. Strawsons Interview zeigt, dass Philosophie, wenn sie mit Leidenschaft und Offenheit betrieben wird, weit über abstrakte Theorien hinauswächst und uns hilft, unsere Welt und unser Selbst tiefer zu verstehen – ein Wert, der weit über akademische Grenzen hinausreicht.

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