Warren Buffett gehört zu den bedeutendsten und erfolgreichsten Investoren der modernen Zeit. Seit über fünf Jahrzehnten hat er mit seinem Unternehmen Berkshire Hathaway eine außergewöhnliche Performance erzielt. Die durchschnittliche jährliche Rendite von rund 20 Prozent seit 1965 übertrifft den S&P 500 nahezu verdoppelt, was ihm den Ruf eines der klügsten Köpfe an den Finanzmärkten eingebracht hat. Sein Investitionsansatz ist geprägt von sorgfältiger Analyse, langfristiger Orientierung und einem disziplinierten Umgang mit Risiken. Aktuell sorgt jedoch ein Detail aus dem jüngsten Quartalsbericht von Berkshire Hathaway für Aufsehen und widerspiegelt Buffetts Einschätzung des aktuellen Aktienmarkts.
Im ersten Quartal 2025 meldete Berkshire Hathaway einen rekordverdächtigen Bargeldbestand von 348 Milliarden US-Dollar. Diese außergewöhnlich hohe Liquiditätsreserve zeigt, dass Buffett trotz der leichten Marktkorrektur des S&P 500 im März keine attraktiven Kaufgelegenheiten sieht. Für einen Investor seiner Klasse und Erfahrung ist es bemerkenswert, so viel Kapital ungenutzt zu lassen. Normalerweise würde Buffett nicht zögern, in überzeugende Unternehmen zu investieren. Die Entscheidung, stattdessen große Mengen an Bargeld zu halten, wirkt wie eine Warnung an den Markt.
Die Hintergründe dafür lassen sich unter anderem durch die Bewertung des Aktienmarkts erklären. Der S&P 500, der wichtigste US-amerikanische Aktienindex, wird aktuell mit einem cyclisch adjustierten Kurs-Gewinn-Verhältnis (CAPE) von über 34 bewertet. Das CAPE-Verhältnis, auch bekannt als Shiller-PE, ist eine von Robert Shiller entwickelte Kennzahl, die den aktuellen Aktienkurs ins Verhältnis zum durchschnittlichen inflationsbereinigten Gewinn der vergangenen zehn Jahre setzt. Sie gilt als verlässlicher Indikator für die langfristige Bewertung von Aktienmärkten. Ein hoher CAPE-Wert signalisiert eine teure Marktlage und ein zunehmend höheres Crash-Risiko.
Historisch betrachtet gab es nur selten Zeiten, in denen der CAPE-Wert so hoch war wie heute. Seit der Einführung des S&P 500 im Jahr 1957 wurde ein CAPE-Wert über 34 lediglich in rund 7,6 Prozent der beobachteten Monate erreicht. Diese Phasen fielen mit zwei besonders markanten Ereignissen zusammen: der Dot-Com-Blase zwischen 1998 und 2001 sowie dem Boom und Crash rund um die COVID-19-Pandemie zwischen 2021 und 2022. Beide Male folgten auf die hohen Bewertungen erhebliche Korrekturen, die den Markt um bis zu 50 Prozent abstürzen ließen. Im Falle der Dot-Com-Blase erreichte der CAPE-Wert erstmalig im Februar 1998 die Marke von 34 und blieb über mehrere Jahre auf einem ähnlichen Niveau.
In dieser Zeit verlor der S&P 500 fast die Hälfte seines Werts, nachdem die Euphorie um Internet-Start-ups nachließ und die Realität die überhöhten Erwartungen nicht erfüllen konnte. Diese Krise ist ein Lehrstück darüber, wie teure Bewertungen und übertriebener Optimismus an den Märkten zu massiven Einbrüchen führen können. Ähnliches ereignete sich rund um die COVID-19-Pandemie, als der Marktgetrieben von staatlichen Konjunkturpaketen und niedrigen Zinsen stark anstieg. Anfang 2021 überschritt der CAPE-Wert erneut die magische Grenze von 34. Doch steigende Inflation und die Reaktion der Zentralbanken durch drastische Zinserhöhungen führten im Anschluss zu einer Korrektur von etwa 25 Prozent im S&P 500.
Auch wenn der Einbruch geringer war als beim Platzen der Dot-Com-Blase, zeigte er doch, wie schnell fundamentale Veränderungen im makroökonomischen Umfeld die Aktienmärkte beeinflussen können. Die derzeitige Situation ähnelt diesen früheren Marktphasen. Trotz der jüngsten Schwäche bleiben viele Aktien hoch bewertet, und das Wachstum in einigen Sektoren ist bereits deutlich zurückgegangen. Hinzu kommt die Unsicherheit bezüglich der weiteren geldpolitischen Maßnahmen, geopolitischen Spannungen und globalen Lieferkettenproblemen. Warren Buffetts Entscheidung, einen enormen Kassenbestand zu halten, lässt darauf schließen, dass er von kurzfristig attraktiven Kaufgelegenheiten wenig überzeugt ist und stattdessen auf eine deutliche Korrektur wartet, bevor er erneut verstärkt investiert.
Diese Strategie ist typisch für Buffetts Ansatz, der auf langfristigem Werterhalt und Qualitätsinvestitionen basiert. Anstatt risikoreiche Aktien zu überhöhten Preisen zu kaufen, hält er sich mit liquiden Mitteln zurück, um bei besser bewerteten Marktphasen zugreifen zu können. Seine Einschätzung hat in der Vergangenheit oft dazu geführt, dass Berkshire Hathaway hervorragende Renditen erzielte, gerade in Zeiten nach Markteinbrüchen. Doch was bedeutet das konkret für Anleger? Zunächst ist es wichtig, sich der erhöhten Risiken bewusst zu sein. Die jüngste Geschichte und Buffetts Handlungsmuster deuten auf eine mögliche Phase anhaltender Volatilität und Korrekturen hin.
Marktüberbewertungen stellen stets eine latente Gefahrenquelle dar, und Anleger sollten ihre Portfolios auf mögliche Turbulenzen vorbereiten. Diversifikation bleibt eine der besten Maßnahmen, um Risiken zu minimieren. Ebenso empfiehlt es sich, die Bewertungen einzelner Investments im Auge zu behalten und vorsichtig mit spekulativen Anlagen umzugehen. Investoren sollten auch das Potential von Bargeldreserven oder kurzfristigen Anlagemöglichkeiten nutzen, um flexibel auf Entwicklungen reagieren zu können. Ein weiterer Aspekt betrifft die langfristige Perspektive.
Obwohl historische Crashs schmerzhaft waren, hat der S&P 500 über die vergangenen drei Jahrzehnte durchschnittlich eine jährliche Rendite von etwa 10,4 Prozent erzielt. Diese Entwicklung zeigt, dass sich Märkte nach Krisen in der Regel erholen und langfristig wachsen. Geduld und ein disziplinierter Anlagehorizont sind daher weiterhin entscheidend für den Anlageerfolg. Die Warnsignale von Warren Buffett sollten daher nicht als Grund zur Panik missverstanden werden, sondern vielmehr als Aufforderung zu einer realistischen und nüchternen Einschätzung der Lage. Kurzfristige Schwankungen und Korrekturen gehören zum Marktzyklus dazu und bieten auch Chancen für disziplinierte Anleger mit einem Blick für Fundamentaldaten.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Kombination aus Buffett’s Rekordbargeldbestand und dem hohen CAPE-Wert auf eine Phase hinweist, in der Vorsicht geboten ist. Die jüngste Korrektur im März könnte nur der Anfang einer längeren Marktkonsolidierung sein. Zwar sind Crashs nicht zwingend vorhersehbar, doch sind die Rahmenbedingungen diesmal ähnlich angespannt wie während vergangener großer Markteinbrüche. Anleger sollten daher aktuelle Marktbewegungen genau beobachten, ihr Risiko angemessen steuern und sich auf langfristige Anlagestrategien konzentrieren, die in turbulenten Zeiten standhalten. Warren Buffett, als einer der erfahrensten Investoren überhaupt, sendet mit seiner Zurückhaltung auf dem Aktienmarkt ein deutliches Signal: Die aktuell vorherrschenden Bewertungen sind nicht nachhaltig, und eine bedeutende Marktbereinigung könnte bevorstehen.
Für jeden Anleger ist es jetzt entscheidend, diese Warnung ernst zu nehmen, um nicht unvorbereitet von möglichen Kurseinbrüchen überrascht zu werden. Eine Kombination aus Vorsicht, Geduld und einem gut durchdachten Investmentplan bleibt der beste Weg, um auch in schwierigen Börsenphasen langfristig erfolgreich zu bleiben.