In den letzten Jahren hat das Interesse wohlhabender Amerikaner an ausländischen Staatsbürgerschaften sprunghaft zugenommen. Laut dem USA Wealth Report 2025 von Henley & Partners ist die Zahl der Anfragen in nur einem Jahr um beeindruckende 183 % gestiegen. Dieser Trend zeigt, dass immer mehr vermögende US-Bürger nicht nur nach alternativen Aufenthaltsorten suchen, sondern strategisch ihre Vermögenswerte schützen und absichern wollen. Dabei handelt es sich nicht um eine kurzfristige Reaktion auf politische Entwicklungen, sondern um eine vorsichtige und wohlüberlegte Entscheidung, die geopolitische Unsicherheiten, wirtschaftliche Schwankungen und die Suche nach einer langfristigen Perspektive berücksichtigt. Die Gründe für das gestiegene Interesse an einer zweiten Staatsbürgerschaft sind vielfältig.
Viele vermögende Amerikaner sehen darin eine Möglichkeit, ihre Familien abzusichern, den Zugang zu globalen Investitionsmöglichkeiten zu erweitern und flexibel auf Veränderungen in der Heimat zu reagieren. Indem sie ein zweites Staatsbürgerschaftsrecht erwerben, schaffen sie sich eine Art Sicherheitsnetz, das ihnen nicht nur die Freiheit bietet, weltweit zu leben und zu arbeiten, sondern auch Vermögenswerte besser zu schützen. Diese Entwicklung ist Teil eines größeren Trends, bei dem internationale Aufenthalts- und Investitionsprogramme immer beliebter werden. Länder wie Griechenland, Italien, Portugal und die Schweiz locken mit vorteilhaften und oft stark subventionierten Programmen, die auf wohlhabende Investoren zugeschnitten sind. Aber auch Staaten in der Karibik und in der Türkei, aufgrund ihrer niedrigen Steuersätze und attraktiven Bedingungen, spielen eine zentrale Rolle.
Bemerkenswert ist auch Nauru, ein kleiner Inselstaat in Mikronesien, der mit seinen speziellen Programmen für einige Investoren zunehmend in den Fokus rückt. Experten betonen, dass das Bewegmotiv für die Suche nach einer ausländischen Staatsbürgerschaft weit über eine reine politische Flucht hinausgeht. Basil Mohr-Elzeki, Managing Partner bei Henley & Partners Nordamerika, beschreibt die Situation als „eine neue Ebene der Raffinesse im Umgang mit Vermögensdiversifizierung“. Er sieht in der Sicherung alternativer Residenzen und Staatsbürgerschaften eine durchdachte Form des Risikomanagements, die Familien widerstandsfähiger macht, globale Chancen eröffnet und Vermögenswerte über Generationen hinweg sichert. Prof.
Peter J. Spiro von der Temple University Law School weist ebenfalls auf die wachsende Unsicherheit in den USA hin. Wirtschaftliche Schwankungen, geopolitische Spannungen und das komplexe Verhältnis zu internationalen Handelspartnern führen dazu, dass viele vermögende Amerikaner sich eine „Backup-Option“ sichern möchten. Spiro bezeichnet die doppelte Staatsbürgerschaft als „den neuen amerikanischen Traum“ – ein Zeichen dafür, dass Menschen nicht nur das Recht suchen, zu bleiben, sondern auch das Recht, zu gehen. Die praktischen Vorteile eines zweiten Passes sind vielfältig.
Neben steuerlichen Überlegungen bietet er oft erleichterten Zugang zu weiteren Ländern, Visafreiheit für attraktive Reiseziele und die Möglichkeit, sich in wirtschaftlich stabileren Regionen niederzulassen. Für Investoren sind diese Vorteile mit schnellen, oft unkomplizierten Investitionsverfahren verbunden, die das Niederlassen in einem anderen Land erleichtern. Die Relevanz solcher Programme hat auch mit der globalen Verflechtung der Märkte zu tun. Vermögende Anleger wollen flexibel bleiben, um ihr Kapital dort platzieren zu können, wo es am besten geschützt und rentabel ist. Gerade in Zeiten politischer Unsicherheiten, Handelskonflikten und wirtschaftlicher Schwankungen gewinnt dieser Ansatz an Bedeutung.
Für viele Familien geht es zudem um den langfristigen Schutz des Vermögens und die Sicherung des wirtschaftlichen Erbes für nachfolgende Generationen. Das geringe Steueraufkommen in einigen attraktiven Destinationen spielt ebenfalls eine Rolle. Länder mit niedrigen oder gar keinen Steuern auf Vermögen und Kapitalerträge locken insbesondere amerikanische Investoren, die nach legalen Wegen suchen, ihre Steuerlast zu optimieren. Die Kombination aus Wohlstandssicherung, Risikomanagement und globaler Mobilität macht die doppelte Staatsbürgerschaft zu einem immer gefragteren Instrument. Dabei wird deutlich, dass es sich nicht um eine Modeerscheinung handelt, sondern um eine strategische Entscheidung, die durch tiefgreifende Analysen und langfristige Planung getragen wird.