Adam Conover erlangte vor allem mit seiner Fernsehsendung „Adam Ruins Everything“ große Bekanntheit, einer Serie, die sich zum Ziel setzte, weitverbreitete Mythen und Missverständnisse aufzuklären. In jeder Episode nahm er gesellschaftliche, historische oder wissenschaftliche Themen unter die Lupe und entlarvte falsche oder einseitige Vorstellungen mit Fakten und scharfer Analyse. Ob es um Gesundheitsthemen wie Vitaminpräparate oder um historische Fehler wie die Verherrlichung Christoph Kolumbus' ging – Conover verkörperte den kritischen Geist, der gängige Narrative hinterfragt und dabei das Publikum zum Nachdenken anregt. Seine direkte Art, verbunden mit einem charismatischen Auftreten, brachte ihm eine treue Fangemeinde ein, und die Show wurde bis zu ihrem Ende im Jahr 2019 erfolgreich weiter ausgestrahlt. Trotz persönlicher Vorbehalte oder ästhetischer Kritik an Conovers Stil konnte niemand die Bedeutung seiner Arbeit leugnen, die oft aufklärerisch und zugleich unterhaltsam war.
In den Jahren nach dem Ende von „Adam Ruins Everything“ begann Conover, sich zunehmend auf digitale Plattformen zu verlagern. Seine Social-Media-Kanäle und Videobeiträge blieben thematisch skeptisch und kritisch, insbesondere in Bezug auf Trends im Bereich Technologie und Gesellschaft. Doch jüngst geriet er wegen seiner Beteiligung an einem höchst umstrittenen Projekt namens „World“ unter Beschuss. Dieses Projekt ist die Weiterentwicklung von „Worldcoin“, einer Initiative, die von bekannten Technikpersönlichkeiten wie Sam Altman mitbegründet wurde und ein ominöses Ziel verfolgt: die Schaffung einer „kollektiv besessenen globalen Währung“, die mithilfe von biometrischen Daten an alle Menschen dieser Welt verteilt werden soll. Im Kern des Projekts steht ein Gerät, das als „Orb“ bezeichnet wird.
Diese Maschine scannt die Iris eines Menschen, um dessen Identität zu verifizieren, angeblich um zu verhindern, dass Einzelpersonen mehr als ihren Anteil der Kryptowährung erhalten. Was auf den ersten Blick futuristisch und innovativ erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als hochproblematisch. Kritiker werfen „World“ vor, durch den massenhaften, oftmals uninformierten Einsatz biometrischer Erfassungstechnologie in Entwicklungsländern und anderen vulnerablen Populationen nicht nur fundamentale Datenschutzrechte zu verletzen, sondern auch in unethischer Weise die Not von Menschen auszunutzen. Die Tatsache, dass Teilnehmer im Tausch für die Erfassung ihrer Iris oftmals nur kleinste, spekulative Mengen an Kryptowährung erhalten, die keinen garantierten Wert besitzen, wird als skandalös empfunden. Besonders in Ländern, in denen Verständnis für digitale Technologien oder Rechtsschutz kaum vorhanden sind, erscheint das Vorgehen von „World“ dubios und ausbeuterisch.
Ein einschneidender Bericht des MIT Technology Review aus dem Jahr 2022 enthüllte detailliert, wie diese Technik in afrikanischen und südostasiatischen Staaten eingesetzt wurde. Menschen wurden teilweise unter unzureichender Aufklärung zur Teilnahme bewegt, während gleichzeitig technische und ethische Standards verletzt wurden. Auch die Tatsache, dass die gesammelten biometrischen Daten nicht nur Iris-Scans, sondern auch 3D-Körperaufnahmen umfassen, erhöht den Druck auf die betroffenen Personen und wirft Fragen zur Datensicherheit auf. Tatsächlich kam es im Anschluss an die Veröffentlichung des Berichts zu einem gravierenden Sicherheitsvorfall, bei dem die Systeme von „World“ gehackt wurden. Es konnten Zugangsdaten von Mitarbeitern offengelegt werden, was einen kompletten Zugriff auf das Backend erlaubte.
Solche Mängel in der Cybersicherheit sind für ein Unternehmen, das sensible biometrische Daten handhabt, katastrophal und unterstreichen die Risiken dieses Geschäftsmodells. Die Aktivitäten von „World“ führten auch in Europa zu regulatorischem Gegenwind. Insbesondere innerhalb der EU, wo strikte Datenschutzgesetze wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gelten, wurden Untersuchungen gegen das Unternehmen eingeleitet. Es kam sogar zu Verboten und dem Ausschluss von „World“ in mehreren Ländern, darunter Portugal. Die Bedenken der Behörden konzentrieren sich auf Aspekte wie die unzureichende Einwilligung der Teilnehmer, die Nutzung von Daten Minderjähriger und den allgemeinen Mangel an Transparenz und Verantwortung gegenüber den betroffenen Personen.
Vor diesem Hintergrund erscheint die jüngste Zusammenarbeit von Adam Conover mit „World“ besonders problematisch. In einem Video, das er auf einer seiner Plattformen veröffentlichte, wirbt er unter dem Slogan „Get yourself orbed“ für die Nutzung der „Orb“-Technologie und den Einstieg in die zugehörige App. Das Video wirkt auf den ersten Blick skeptisch und distanziert, doch die Tatsache, dass Conover sich als jemand positioniert, der hinter dem Produkt steht, führt zu Verwirrung und Enttäuschung bei vielen seiner früheren Fans und Kritikern. Die Szene, in der er scheinbar den Iris-Scan vollzieht, wird im Clip ausgespart, was Spekulationen darüber nährt, ob er wirklich bereit ist, seine eigenen Prinzipien in Bezug auf Privatsphäre und Datenschutz aufzugeben. Der Vorwurf gegen ihn lautet, dass er als vertrauenswürdige Persönlichkeit seine Reichweite und Glaubwürdigkeit ausnutzt, ohne die ethische Dimension und die Problematik des Projekts ausreichend zu hinterfragen oder offen zu legen.
Kritiker unterstellen, dass ihn finanzielle Anreize mehr motivieren als ein echtes Interesse an kritischer Aufklärung oder an der Sicherheit der Anwender. Dies ist besonders enttäuschend, da Conover über Jahre hinweg als eine Stimme galt, die gegen Betrug, Fehlinformationen und soziale Ungerechtigkeiten kämpft. Die Debatte um Adam Conovers Engagement für „World“ spiegelt größere gesellschaftliche Herausforderungen wider, die sich aus der Vermischung von Technologie, Wirtschaft und Ethik ergeben. Die Verbreitung der Blockchain-Technologie und von Kryptowährungen verspricht viele Chancen, bringt aber auch Risiken mit sich, insbesondere wenn sie mit biometrischen Daten verknüpft werden. In einer Zeit, in der das Bewusstsein für Datenschutz wächst und Misstrauen gegenüber großen Tech-Konzerne zunehmen, können Projekte wie „World“ als Warnzeichen verstanden werden.