Die letzte Dokumentation über die kultige HBO-Serie „Die Sopranos“, unter dem Titel „Wise Guy: David Chase und die Sopranos“, hat bei vielen Fans für Begeisterung gesorgt. Regisseur Alex Gibney hat eine faszinierende und tiefgründige Analyse der Schöpfungsgeschichte einer der angesehensten Fernsehserien aller Zeiten geboten. Die Dokumentation bietet einen einzigartigen Einblick in die Gedanken und das kreative Schaffen von David Chase, dem Schöpfer der Serie, und wirft gleichzeitig einen nostalgischen Blick auf die Charaktere und die komplexe Handlung der „Sopranos“. Die zwei Teile der Dokumentation tauchen tief in die Hintergründe der Serie ein, beginnend mit Chases anfänglichem Konzept, die Geschichte als Film und nicht als Fernsehserie zu erzählen. Die darin behandelten Themen reichen von der Besetzung der Hauptrolle, die entscheidend für den Erfolg der Serie war, bis hin zu den Herausforderungen, mit denen Chase und sein Team während der Produktion konfrontiert waren.
Besonders die Darstellung von James Gandolfini als Tony Soprano wird ausführlich behandelt. Seine Fähigkeit, die verschiedenen Facetten des Charakters zu verkörpern, hat nicht nur die Zuschauer gefesselt, sondern auch das Schicksal der Serie entscheidend beeinflusst. Trotz der Fülle an Informationen und dem detaillierten Einblick in die Entstehungsgeschichte der Sopranos bleibt jedoch eine bedeutende Lücke – das Fehlen der Diskussion über den Prequel-Film „The Many Saints of Newark“, der 2021 veröffentlicht wurde. Diese filmische Ergänzung zur Sopranos-Welt hätte in der Dokumentation sicherlich einen wichtigen Platz verdient. Der Prequel-Film spielt in den 1960er und 1970er Jahren und beleuchtet das Leben von Dickie Moltisanti, dem Vater von Christopher Moltisanti, einem der Hauptcharaktere der Serie.
Warum hätte dieses Thema in der Dokumentation behandelt werden sollen? Die Relevanz von „The Many Saints of Newark“ ist unbestreitbar, da er nicht nur Teil des Sopranos-Universums ist, sondern auch direkt von David Chase mitverfasst wurde. Die Entscheidung, einen Prequel-Film zu machen, nachdem Chase sich in der Dokumentation mit der Schaffung der Serie und ihrem abschließenden Kapitel befasst hat, wäre ein interessanter Kontrast gewesen. Es hätte Einblicke in seine kreative Reise gegeben und erklärt, warum er das Bedürfnis verspürte, in diese fesselnde Welt zurückzukehren. Ein weiterer Aspekt, der eine Diskussion wert gewesen wäre, ist die polarising finale Episode der ursprünglichen Sopranos-Serie, die nach wie vor Diskussionen und Spekulationen unter Fans auslöst. Der Prequel-Film bietet ganz neue Perspektiven auf die Charaktere und die Geschichte, die möglicherweise Licht auf die ungelösten Fragen werfen könnten, die in der letzten Episode geblieben sind.
Der Verweis auf den Film hätte die Diskussion um das Ende der Serie bereichern und erweitern können. Aber nicht nur der Inhalt des Prequels selbst hätte von Interesse sein können. Die Hintergründe, wie Chase zur Entscheidung kam, zurückzukehren und die Welt der Sopranos erneut zu erkunden, wären eine faszinierende Ergänzung zur Dokumentation gewesen. Seine Überlegungen zu den Änderungen, die er während der Entwicklung des Prequels vorgenommen hat, insbesondere hinsichtlich des ursprünglich geplanten Cameos eines originalen Sopranos-Charakters, hätten die Komplexität seiner kreativen Entscheidungen verdeutlicht. „The Many Saints of Newark“ wird von vielen als gelungene Rückkehr in das Hicksville-Newark und die mafia-dominierte Welt der Sopranos gefeiert.
Fanbewertungen loben den Film für seine fesselnde Handlung und die hochwertige Schauspielerei, mit einem herausragenden Alessandro Nivola in der Rolle von Dickie Moltisanti. Das Fehlen von Diskussionen über diesen Film in der Dokumentation lässt Fragen offen. Warum wurde dieser wichtige Aspekt der Sopranos-Geschichte nicht behandelt? Selbstverständlich war das Hauptziel der Dokumentation, die Entstehungsgeschichte der hervorragenden Serie und die Vision hinter ihr zu beleuchten. Die Themen, die tatsächlich behandelt wurden, sind von wesentlicher Bedeutung für das Verständnis der Sopranos und ihrer kulturellen Bedeutung. Und doch bleibt der Gedanke im Raum, dass die Diskussion über den Prequel-Film eine tiefere Dimension hätte hinzufügen können, die die Beziehung der Zuschauer zu den Charakteren und der übergreifenden Storyline weiter vertieft.
In der Welt von „Die Sopranos“ gibt es eine Vielzahl von Themen und Aspekten, die auf unterschiedliche Weise interpretiert und analysiert werden können. Chases Werk hat Generationen von Zuschauern inspiriert und schockiert, und es gibt unzählige Geschichten zu erzählen, die die Verbindung zwischen dem Original und dem Prequel verdeutlichen könnten. So bleibt der Wunsch, dass diese Schnittstelle zwischen den beiden Projekten eine breitere Diskussion in einer zukünftigen Publikation oder Doku verdient. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass „Wise Guy: David Chase und die Sopranos“ ein wertvolles Werk ist, das für Fans und Neueinsteiger gleichermaßen von Bedeutung ist. Es liefert einen tiefen Einblick in die kreativen Prozesse und Herausforderungen, die die Schöpfer während der Entstehung der Serie bewältigen mussten.
Dennoch bleibt in der Betrachtung des Werks der schmerzhafte Gedanke an die fehlende Einbeziehung von „The Many Saints of Newark“. Die Frage nach dem „Warum?“ wird weiterhin in der Luft hängen, besonders für die Hartgesottenen der Sopranos-Fangemeinde, die eine vollständige und umfassende Einsicht in das Universum von David Chase schätzen würden. So bleibt das Erbe von „Die Sopranos“ stark und haltbar, und die Diskussionen über die Fortsetzungen, Prequels und die Interpretation der Erzählung werden weitergeführt werden – ganz im Sinne der Tradition von David Chase selbst. Sein Werk hat die Fernsehlandschaft geprägt, und es ist nur natürlich, dass Fans und Kritiker weiterhin sowohl über das Original als auch über die Erweiterungen spekulieren und diskutieren werden.