In der heutigen digitalen Welt, in der persönliche Daten zur wertvollsten Währung geworden sind, suchen viele Menschen nach Wegen, ihre Informationen vor neugierigen Blicken zu schützen und die eigene Privatsphäre zu wahren. Zwei Dienste, die in diesem Zusammenhang häufig erwähnt werden, sind DeleteMe und Incogni. Beide versprechen, persönliche Daten aus Datenbanken von Datenbrokern zu entfernen und so die Kontrolle über die eigenen Informationen zurückzugeben. Doch was, wenn hinter den Kulissen mehr passiert, als auf den ersten Blick sichtbar ist? Welche Informationen verschweigen DeleteMe und Incogni ihren Nutzern, und welche Risiken und Einschränkungen sollten potenzielle Kunden kennen? Dieser Beitrag untersucht die weniger bekannten Fakten über diese populären Datenschutzdienste und gibt einen Blick hinter die Kulissen der Datenentfernungsindustrie. DeleteMe und Incogni haben sich als führende Anbieter im Bereich der Online-Datenschutzdienste etabliert, indem sie versprechen, persönliche Daten aus verschiedensten Datenbanken zu entfernen, die oft von Marketingfirmen, Versicherungen, Kreditgebern und anderen Organisationen genutzt werden.
Der Gedanke ist attraktiv: Man bezahlt einen Service, der aufwendige Recherchen übernimmt, um Telefonnummern, Adressen, Geburtsdaten und weitere persönliche Informationen aus Suchergebnissen und Datenbanken zu löschen. Doch die Realität ist komplexer und weniger transparent, als es auf den ersten Blick scheint. Zunächst einmal operieren beide Dienste in einem Umfeld, das von zahlreichen Zwischenschritten und Drittparteien geprägt ist. Datenbroker, die umfangreiche Profile über Personen erstellen, nutzen unzählige Quellen und aktualisieren ihre Datenbanken ständig. Auch wenn DeleteMe und Incogni manche dieser Einträge entfernen, finden die Broker bald Ersatzinformationen oder erhalten die Daten von anderen Anbietern.
Dies bedeutet, dass eine dauerhafte Entfernung ohne kontinuierlichen Aufwand kaum machbar ist. Der Begriff „Löschen“ ist also je nach Kontext eher als temporäre Entfernung zu verstehen. Ein weiterer Aspekt, den viele Nutzer nicht bedenken, ist der Umfang der Löschungen. Während einige Datenbanken tatsächlich aus dem Portfolio der Anbieter verschwinden, können bestimmte Branchen oder spezielle Datenquellen vom Service ausgeschlossen sein. So bleiben etwa Finanzinformationen, medizinische Daten oder behördliche Einträge oft unangetastet.
Das führt dazu, dass die Nutzer zwar eine vermeintliche Kontrolle über ihre Daten erhalten, die eigentliche Verbreitung eingeschränkter Daten weiterhin existiert. Auch Sicherheitsaspekte spielen eine Rolle, da bei der Übermittlung der personenbezogenen Daten an die Löschdienste mitunter neue Risiken entstehen können. Darüber hinaus ist die rechtliche Lage komplex und variiert von Land zu Land. In Deutschland etwa bieten Datenschutzgesetze wie die DSGVO zwar starke Rechte, womit Unternehmen verpflichtet sind, auf Löschanfragen zu reagieren. Dennoch gelten Ausnahmen und Fristen, und viele Datenbroker operieren in rechtlichen Grauzonen oder internationalen Kontexten, die solche Rechte erschweren.
Dienste wie DeleteMe und Incogni können zwar unterstützen, ersetzen jedoch keine rechtliche Beratung und garantieren keine hundertprozentigen Löschungen. Versteckte Kosten und Abo-Modelle sind ein weiterer Punkt, der potenziellen Nutzern nicht immer offensiv kommuniziert wird. Während die anfänglichen Gebühren für den Datenentfernungsservice meist transparent sind, fallen in regelmäßigen Intervallen Kosten für die Aufrechterhaltung des Services und die Wiederholung der Löschanfragen an. Dies ergibt sich aus dem Umstand, dass Datenbanken kontinuierlich aktualisiert werden. Wer sich nicht langfristig bindet, läuft Gefahr, dass bereits gelöschte Daten erneut auftauchen, was den Nutzen des Services eindämmt.
Im Video, das im Zusammenhang mit diesem Thema steht, wird zudem auf die limitierte Wirksamkeit hingewiesen. Trotz aufwändiger Bemühungen können weder DeleteMe noch Incogni die Datenflut vollkommen kontrollieren, da die Vielzahl der Datenquellen und die Dynamik der Informationsverbreitung schlicht zu groß sind. Insbesondere dort, wo Daten durch soziale Medien, öffentliche Ämter oder andere unregulierte Kanäle verbreitet werden, stößt die automatisierte Löschung an ihre Grenzen. Nutzer sollten daher realistische Erwartungen haben und den Datenschutz als einen kontinuierlichen Prozess verstehen. Interessanterweise ist bei beiden Anbietern die Transparenz hinsichtlich der genauen Datenbanken, die durchsucht und bearbeitet werden, oft unzureichend.
Potentielle Kunden wissen meist nicht im Detail, welche Datenquellen einbezogen werden oder wie oft und tief die erneuten Abfragen stattfinden. Dies erschwert eine fundierte Entscheidung und kann zu einem falschen Sicherheitsgefühl führen. Auch der Umgang mit den eigenen Daten seitens der Dienstleister selbst ist ein Thema, das nicht immer klar kommuniziert wird. Fragen dazu, wie lange personenbezogene Daten gespeichert werden und ob sie eventuell an Partnerunternehmen weitergegeben werden, bleiben oft unbeantwortet. Zusätzlich zu den beschriebenen Einschränkungen sollten Konsumenten berücksichtigen, dass Datenentfernungsdienste keine komplette Lösung für Identitätsdiebstahl oder Datenmissbrauch darstellen.
Während die Reduktion der öffentlichen Verfügbarkeit sensibler Informationen generell positiv ist, reicht dies nicht aus, um die komplexen Bedrohungen durch Cyberkriminelle vollständig abzuwenden. Weitergehende Maßnahmen wie starke Passwörter, Zwei-Faktor-Authentifizierung und regelmäßige Sicherheitschecks sind unerlässlich. Die Kritik an DeleteMe und Incogni resultiert somit vor allem aus der fehlenden Vollständigkeit der Lösungsversprechen, der mangelnden Transparenz und den Kosten, die sich insbesondere durch Langzeitabonnements ergeben können. Nutzer sollten sich daher gut informieren, welche Daten sie überhaupt ausfindig machen lassen möchten und welche Priorität die Entfernung bestimmter Informationen für sie hat. Eine persönliche Risikoanalyse kann helfen, übertriebene Erwartungen zu vermeiden und die Dienstleistung gezielt einzusetzen.
Trotz aller Kritik sind beide Dienste in der Lage, einen echten Mehrwert zu bieten – insbesondere für Menschen, die aktiv gegen umfangreiche Datenverbreitung vorgehen möchten, aber nicht die Zeit oder Expertise besitzen, dies selbst zu erledigen. Die automatisierte und professionelle Abwicklung der Löschprozesse kann enormen Aufwand ersparen. Die Verantwortlichen sollten allerdings mit einem Bewusstsein für die Grenzen arbeiten und regelmäßig an der Verbesserung ihrer Prozesse und der besseren Information der Kunden arbeiten. Abschließend ist es wichtig, Datenschutz als ein multidimensionales und dynamisches Thema zu verstehen. Es gibt keine einfachen Lösungen oder Garantien.
Dienste wie DeleteMe und Incogni können hilfreiche Werkzeuge sein, doch sie ersetzen nicht die eigene Wachsamkeit und die Notwendigkeit, sich kontinuierlich mit den eigenen digitalen Spuren auseinanderzusetzen. Nur wer die versteckten Hintergründe kennt und realistische Erwartungen an die Möglichkeiten solcher Services hat, kann sie optimal nutzen und seine Online-Privatsphäre wirkungsvoll verbessern.