Die Finanzwelt erlebt derzeit eine Revolution durch die zunehmende Digitalisierung und Tokenisierung von Vermögenswerten. Tokenisierung bezeichnet dabei den Prozess, bei dem reale Vermögenswerte, wie Immobilien, Aktien oder Anleihen, in digitale Tokens auf einer Blockchain umgewandelt werden. Das Ziel ist es, Zugangsbarrieren zu senken und Investitionen breiter zu ermöglichen. Johann Kerbrat, Senior Vice President und General Manager von Robinhood Crypto, hebt in einem Gespräch auf der Consensus 2025 Konferenz in Toronto die enorme Bedeutung der Tokenisierung für die finanzielle Inklusion hervor. Er sieht darin eine Chance, bisher schwer zugängliche Anlageklassen auch für Privatanleger verfügbar zu machen und so den Investitionsmarkt erheblich zu demokratisieren.
Traditionell sind viele attraktive Finanzprodukte wie Private Equity oder Immobilieninvestments nur einer begrenzten Anzahl von Investoren zugänglich. Häufig müssen Anleger gewisse Vermögens- oder Einkommensgrenzen erfüllen, um als sogenannte „accredited investors“ zu gelten. Ebenso sind Immobilieninvestments oft mit hohen Mindestkapitalanforderungen verbunden, die viele Privatpersonen schlichtweg nicht stemmen können. Dabei sind gerade Immobilien als Sachvermögen ein wertvoller Baustein zur Vermögensbildung. Tokenisierung ermöglicht es hingegen, Vermögenswerte in kleine Bruchteile zu zerlegen, sogenannte Fractional Ownership oder Bruchteilseigentum.
So können Interessierte bereits mit vergleichsweise geringen Beträgen Anteile an Immobilien, Unternehmen oder anderen realen Assets erwerben. Diese „Tokens“ sind auf der Blockchain gespeichert, wodurch sie leichter gehandelt und übertragen werden können. Kerbrat betont, dass dies die Einstiegshürden deutlich senkt und die Liquidität erhöht. Anleger müssen nicht mehr ihre gesamten Ersparnisse in teure Immobilien investieren, sondern können flexibel kleinere Anteile handeln. Darüber hinaus sorgt die Blockchain-Technologie für Transparenz, Fälschungssicherheit und automatisierte Abwicklung über sogenannte Smart Contracts.
Diese Eigenschaften machen das Investieren sicherer und für eine breitere Öffentlichkeit attraktiver. Zudem kann der Prozess der Vermögensverwaltung effizienter und kostengünstiger gestaltet werden, da Zwischenhändler und langwierige Bürokratie entfallen. Das damit verbundene Potenzial weckt das Interesse großer Finanzinstitutionen und Investmentmanager, die zunehmend in Tokenisierungslösungen investieren. Robinhood zählt hierzu ebenso wie BlackRock, Franklin Templeton und Apollo, die weltweit Modelle zur Real-World Asset (RWA) Tokenisierung testen. Trotz dieses Optimismus zeigt sich jedoch, dass der Großteil der bisher tokenisierten Vermögenswerte immer noch von einer kleinen Gruppe vermögender Investoren gehalten wird.
Laut Daten von RWA.xyz liegt die Marktkapitalisierung der Onchain-RWA derzeit bei etwa 22,5 Milliarden US-Dollar, verteilt auf rund 100.000 Asset-Inhaber. Der durchschnittliche Wert eines Einzelinvestments beträgt hierbei etwa 221.867 US-Dollar, was deutlich macht, dass der Markt aktuell noch eine Premium-Nische darstellt.
Die Herausforderung für die Zukunft der Tokenisierung liegt deshalb darin, nicht nur Technik und Infrastruktur bereitzustellen, sondern auch regulative Hürden abzubauen und das Vertrauen von Millionen privater Kleinanleger zu gewinnen. Nur so kann echte finanzielle Teilhabe erreicht werden. Das betrifft etwa Fragen zur rechtlichen Absicherung der Token, Sicherheiten der hinterlegten Vermögenswerte und einen fairen Zugang zu Handelsplattformen. Robinhood und andere Akteure fördern daher parallel Aufklärung und Entwicklung neuer Produkte, die für breite Anlegerkreise attraktiv sind. Eine spannende Ergänzung zum Thema Tokenisierung stellt die Entwicklung von Stablecoins dar, die im Krypto-Sektor als stabile, an Fiat-Währungen gebundene digitale Zahlungsmittel fungieren.
Johann Kerbrat prognostiziert eine Zukunft mit einer Vielzahl spezialisierter Stablecoins, die unterschiedliche Märkte und Anwendungsfälle bedienen. Während bis dato viele Stablecoins an den US-Dollar gekoppelt sind, werden künftig immer häufiger andere Währungen oder spezifische Branchen als Basis dienen. Dies würde weltweiten internationalen Zahlungsverkehr erheblich erleichtern und mehr Flexibilität schaffen. Die dominanten Stablecoins wie Tether (USDT) und USDC von Circle halten derzeit den Großteil des Marktes, machen aber nicht den gesamten Bereich aus. Die Nachfrage nach nicht-dollargebundenen Stablecoins wächst, was auch regulatorische Debatten entfacht, da einige Finanzexperten vor möglichen Risiken der Dollarstabilität in der Kryptoökonomie warnen.
Entsprechende Entwicklungen könnten den Bereich der Krypto-Finanzierung weiter professionalisieren. Insgesamt zeichnet sich ab, dass die Integration von Tokenisierung und innovativen digitalen Zahlungsmitteln die Finanzmärkte offener, transparenter und zugänglicher machen wird. Für Privatanleger eröffnen sich dadurch nachhaltige Chancen, an globalen Vermögenswerten teilzuhaben und ihre Portfolios breiter zu diversifizieren. Insbesondere Unternehmen wie Robinhood, die bereits eine große Nutzerbasis im Bereich Retail-Investments besitzen, spielen eine zentrale Rolle bei der Demokratisierung basierter auf Blockchain-Technologie. Die Zukunft der Tokenisierung scheint somit eng mit der Digitalisierung der Finanzwelt verknüpft.
Sie könnte traditionelle Barrieren im Investmentbereich überwinden und somit zu einer gerechteren Vermögensverteilung beitragen. Gleichzeitig bleibt die Branche in der Verantwortung, Vertrauen und Transparenz sicherzustellen, um Risiken für Kleinanleger zu minimieren. Das Tokenisierungsmodell, wie es Experten bei Robinhood darstellen, ist damit nicht nur eine technische Innovation, sondern ein bedeutender Schritt in Richtung eines inklusiven Finanzsystems, in dem Investitionen keine Frage von Vermögensgrößen mehr sind. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich regulatorische Rahmenbedingungen und technologische Möglichkeiten in den kommenden Jahren weiterentwickeln und welchen Einfluss sie auf das globale Investitionsumfeld nehmen werden.