In Washington, D.C. läuft derzeit ein richtungsweisender Prozess, der die ganze Technologiebranche erschüttern könnte. Mark Zuckerberg, Gründer und CEO von Meta, sitzt erneut auf der Zeugenbank, während das US-Justizministerium und die Federal Trade Commission (FTC) die Zukunft eines der mächtigsten Technologieunternehmen der Welt in Frage stellen. Im Mittelpunkt steht Meta, ehemals Facebook, und der Vorwurf, das Unternehmen habe durch die Übernahmen von Instagram und WhatsApp wettbewerbswidrige Praktiken angewandt, um potentielle Konkurrenten auszuschalten.
Die Verhandlung, die das Potenzial hat, die Branche grundlegend zu verändern, ist der bedeutendste kartellrechtliche Fall seit der Zerschlagung von AT&T vor über 40 Jahren. Meta, ein weltweit dominierendes Social-Media-Imperium mit einem geschätzten Marktwert von 1,4 Billionen US-Dollar, besitzt heute die beliebtesten Plattformen Facebook, Instagram und WhatsApp. Die US-Bundesbehörden werfen dem Konzern vor, systematisch Wettbewerber aufgekauft zu haben, bevor diese eine ernsthafte Bedrohung darstellen konnten. Besonders die Übernahmen von Instagram im Jahr 2012 für eine Milliarde US-Dollar und WhatsApp im Jahr 2014 für 19 Milliarden US-Dollar stehen im Fokus der Untersuchung. Die Behörden argumentieren, dass Meta diese Käufe durchführte, um den Wettbewerb zu eliminieren und so ein Monopol in ihrem Kernmarkt zu etablieren.
Mark Zuckerberg selbst sieht sich unter immensem Druck, seine Entscheidungen vor Gericht zu verteidigen. Bereits an seinem ersten Verhandlungstag bestritt er, dass Meta diese Unternehmen aus Wettbewerbsgründen übernommen habe, sondern betonte, dass die Akquisitionen wesentliche Investitionen und Verbesserungen erfuhren, die die erworbenen Firmen zu globalen Größen machten. Dennoch hat die FTC E-Mails von Zuckerberg vorgelegt, in denen er Instagram als "wirklich beängstigend" beschreibt und darlegt, dass die Übernahme dazu dient, eine potenzielle Konkurrenz zu neutralisieren. Der Prozess ist mehr als nur eine juristische Auseinandersetzung. Er verdeutlicht einen Wandel in der US-Wirtschaftspolitik gegenüber großen Technologieunternehmen.
Jahrzehntelang konnten Firmen wie Facebook, Google, Amazon und Apple fast unangefochten wachsen und expandieren. Die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen erlaubten es ihnen, Unternehmen zu kaufen, die ihnen Konkurrenz machten, ohne große Gegenwehr zu erfahren. Doch der derzeitige Kurs der US-Bundesregierung, vertreten durch die FTC, signalisiert eine härtere Gangart. Unter den Vorsitzenden Andrew Ferguson, selbst von der Trump-Regierung ernannt, zeigt die Behörde kein Interesse daran, von den Bemühungen abzurücken, Monopole im Technologiesektor zu verhindern. Dabei ist die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus ein Faktor, der ursprünglich Hoffnungen auf eine Lockerung der Restriktionen für Big Tech weckte.
Mark Zuckerberg hatte sich entsprechend politisch engagiert, indem er zu Trumps Amtseinführung beitrug und seine Content-Moderationspolitik änderte. Zudem erwarb er ein 23-Millionen-Dollar-Anwesen in Washington, um näher am politischen Zentrum zu sein. Doch diese Bemühungen waren bislang nicht von Erfolg gekrönt, denn die FTC hält unbeirrt an der Klage gegen Meta fest. Der Kern des juristischen Streits liegt auch im Marktdefinition. Die US-Behörden argumentieren, dass Facebook und Instagram dominierende Plattformen im Marktsegment der sozialen Netzwerke sind, die vor allem Verbindungen zwischen Familie und Freunden ermöglichen.
Andere Plattformen wie TikTok oder YouTube, die verschiedenartige Inhalte bieten und andere Nutzererlebnisse haben, würden nicht in denselben Wettbewerbsraum fallen. Meta dagegen schlägt eine breitere Markteinschätzung vor und weist darauf hin, dass ihre Angebote im direkten Wettbewerb mit TikTok, YouTube, X (ehemals Twitter) und weiteren Messaging-Diensten stehen. Sollte die FTC vor Gericht erfolgreich sein, könnte dies das Ende der heutigen Meta-Struktur bedeuten. Die Behörde fordert die Abspaltung von Instagram und WhatsApp, um wieder mehr Wettbewerb in den stark umkämpften Social-Media-Markt zu bringen. Dies wäre ein Präzedenzfall, da es in den letzten Jahrzehnten kaum jemals zu einem derart drastischen Eingriff in die Struktur großer Technologiekonzerne kam.
Blickt man auf die Vergangenheit zurück, wird deutlich, wie mächtig und einflussreich Meta bereits geworden ist. Instagram, einst ein kleiner Startup im Bereich Foto-Sharing, hat inzwischen über zwei Milliarden aktive Nutzer weltweit. WhatsApp ist die meistgenutzte Messaging-App in vielen Teilen der Welt. Beide Plattformen tragen maßgeblich zum enormen Werbeumsatz des Konzerns bei. Laut Schätzungen liegt das jährliche Werbegeschäft bei etwa 140 Milliarden US-Dollar.
Die Verteidigung von Meta betont, dass der Wettbewerb im Social-Media-Bereich intensiv geblieben ist. Nutzer haben eine breite Auswahl an Plattformen, und die Apps von Meta sind kostenlos verfügbar. Diese Argumentation will vor Gericht zeigen, dass keine marktbeherrschende Stellung im Sinne eines Monopols vorliegt und die Übernahmen legale Geschäftspraktiken waren, um Synergien zu schaffen und die Produkte zu verbessern. Das Verfahren bietet darüber hinaus Einblicke in die strategische Denkweise von Mark Zuckerberg und seinen Führungsstil. Emails und interne Dokumente, die im Prozess präsentiert wurden, enthüllen eine klare Furcht vor Konkurrenz und einen aggressiven Kurs beim Aufkauf junger aufstrebender Unternehmen.
Diese Praxis steht im Zentrum der Kritik und der Diskussion um fairen Wettbewerb und Innovation. Die möglichen Folgen eines negativen Urteils gegen Meta sind weitreichend. Nicht nur könnte der Konzern zur Zerschlagung gezwungen werden, sondern das Verfahren könnte auch andere Tech-Giganten dazu bringen, ihre Erwerbsstrategien zu überdenken. Zudem könnte es eine neue Ära härterer Regulierung und Kontrolle digitaler Märkte einläuten. Für Verbraucher könnte dies Vor- und Nachteile mit sich bringen.
Einerseits könnten Wettbewerb und Vielfalt auf Social-Media-Plattformen steigen, andererseits müssten Nutzer sich womöglich an Veränderungen bei ihren gewohnten Diensten gewöhnen. Für die Werbewirtschaft könnte eine Zerschlagung Meta weniger dominant machen, was möglicherweise den Marktzugang für kleinere Anbieter erleichtern würde. Insgesamt spiegelt der Prozess den globalen Kampf zwischen technologischem Fortschritt, Unternehmertum und regulatorischer Kontrolle wider. Länder weltweit beobachten den Verlauf genau, da auch sie sich zunehmend mit der Frage beschäftigen, wie sie die Macht von Big Tech in Grenzen halten können, ohne Innovationen abzuwürgen. Mark Zuckerbergs erneute Zeugenaussage vor Gericht und der Verlauf der Verhandlung könnten in den kommenden Monaten richtungsweisend sein.
Während Meta fest davon überzeugt ist, dass die Übernahmen legitime Schritte waren, die das Internet für Milliarden Menschen bereichert haben, sehen Kritiker darin eine gefährliche Konzentration von Macht, die demokratische Grundwerte und freien Wettbewerb bedroht. Die anhaltende Debatte um Meta und die Rolle von Mark Zuckerberg in der Tech-Branche ist somit nicht nur ein juristisches Thema, sondern auch eine Frage für die Gesellschaft: Wie viel Einfluss dürfen globale Digitalkonzerne auf unser digitales Leben ausüben? Die Antwort darauf wird weit über die Mauern des Gerichtssaals in Washington hinaus Relevanz besitzen und die Entwicklung des Internets in den kommenden Jahren prägen.