Im Januar 2025 erreichte die Verantwortlichen des RTEMS Projekts eine alarmierende Nachricht: Der DevKitPro/LibOGC-Entwicklungszweig soll Quellcode von RTEMS kopiert haben, dabei jedoch weder die entsprechenden Lizenzen beachtet noch die erforderliche Urheberrechtserwähnung übernommen haben. Dieser Vorwurf betrifft nicht nur rechtliche Aspekte, sondern auch grundsätzliche Werte der Open-Source-Community, bei der Transparenz und Respekt vor geistigem Eigentum unerlässlich sind. Anhand zahlreicher Vergleichsstudien an historischen RTEMS-Versionen zwischen 4.5 und 4.6 konnten die RTEMS Maintainern systematische Anzeichen für eine unerlaubte Übernahme von Programmcode feststellen.
Besonders brisant ist dabei die Entfernung von Attribution und Lizenzhinweisen, die in der Open-Source-Welt maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass ein solcher Quellcode rechtmäßig weiterverwendet werden darf. Ohne Einhaltung dieser Regeln handelt es sich um Lizenzverstöße, die rechtliche Schritte nach sich ziehen können und die Integrität der beteiligten Projekte ernsthaft gefährden. Zusätzlich wurde im Verlauf der Untersuchung offengelegt, dass nicht nur RTEMS-Code bei DevKitPro/LibOGC ohne korrekte Lizenzierung übernommen wurde, sondern auch Quellcode von anderen großen Open-Source-Projekten. Ein besonders auffälliges Beispiel ist die Spinlock-Implementierung, die im Wesentlichen unverändert aus Kernel-Versionen des Linux-Betriebssystems aus den Release-Zyklen 2.4 und 2.
6 stammt. Diese Entdeckung wirft die Frage auf, ob es bei weiteren Projektbereichen ebenfalls zu nicht regelkonformen Übernahmen gekommen ist. Diese Entwicklung sorgt nicht nur bei den Maintainers von RTEMS für Enttäuschung, sondern auch in der Videospiel-Homebrew-Szene, die auf derartigen Open-Source-Bibliotheken aufbaut. RTEMS steht als Open-Source-Projekt grundsätzlich für freie Nutzung und Weiterentwicklung, doch diese Freiheit ist immer an die Bedingung geknüpft, Lizenzvereinbarungen strikt einzuhalten und den Ursprung des Codes sowie die Rechte der Urheber angemessen zu respektieren. Das bewusste Entfernen von Lizenztexten oder die Nichtnennung der Autoren widerspricht somit nicht nur gesetzlichen Vorgaben, sondern schadet auch dem Vertrauen innerhalb der Entwicklergemeinschaft.
Die RTEMS Lizenzinhaber behalten sich daher alle Rechte vor, die sich aus diesem Fall ergeben, und verfolgen insbesondere das Ziel, den Grundsatz der fairen Nutzung und attribution zu betonen. Das langfristige Wohl des RTEMS Projekts steht dabei an vorderster Stelle, weshalb nicht nur rechtliche Maßnahmen, sondern vor allem auch eine engagierte Aufklärung über die korrekte Behandlung von Open-Source-Code im Fokus steht. Aus Sicht vieler Experten und Praktiker bietet dieser Vorfall eine wertvolle Lektion für alle, die mit quelloffener Software arbeiten: Die Einhaltung von Lizenzen ist kein formales Hindernis, sondern ein Fundament der gemeinsamen Entwicklung und des gegenseitigen Respekts. Wer dieses Fundament untergräbt, gefährdet nicht nur einzelne Projekte, sondern auch das gesamte Ökosystem freier Software. In der Praxis besteht die Herausforderung darin, dass Open-Source-Projekte vielfach auf Zusammenarbeit und Vertrauen angewiesen sind.
Quellcode wird bewusst geteilt, um Innovation zu fördern und komplexe Entwicklungen zu beschleunigen. Dabei tragen die Lizenzen als juristische Rahmenbedingungen Sorge dafür, dass Rechte und Pflichten klar definiert bleiben. Wird ein Codeabschnitt ungekennzeichnet übernommen oder gar modifiziert, ohne die ursprünglichen Autoren angemessen zu nennen, entsteht nicht nur ein rechtliches Problem, sondern auch eine moralische Verpflichtung für alle Beteiligten, diesen Missstand zu adressieren. Die Auswirkungen des RTEMS-DevKitPro/LibOGC-Konflikts gehen über die beteiligten Parteien hinaus. Entwickler, Nutzer und Organisationen, die auf diese Bibliotheken setzen, stehen nun vor der Frage, wie sie die Integrität ihrer eigenen Projekte wahren können.
Viele Community-Mitglieder erwarten von Projekten einen offenen Umgang mit Fehlern und eine proaktive Kommunikation, um Schaden von der Gemeinschaft fernzuhalten. Außerdem gibt es einen thematischen Zusammenhang mit der immer wieder diskutierten Schwierigkeit, Open-Source-Lizenzen in der Praxis durchzusetzen. Die Balance zwischen leichter Zugänglichkeit von Software und der verbindlichen Einhaltung von Lizenzpakten verlangt oft kleinteilige Überprüfungen, was gerade bei großen Projekten eine Herausforderung darstellt. Zudem zeigt der Fall deutlich, wie wichtig die Dokumentation von Codeherkunft ist. Werkzeuge wie Versionskontrollsysteme, Dateimetadaten und Lizenzhinweise sind essenziell, um nachvollziehbar zu machen, wer wann welchen Quellcode beigesteuert hat – eine Transparenz, die Fehlverhalten erschwert und Verantwortlichkeiten klarstellt.
Die RTEMS-Community und die beteiligten Rechteinhaber arbeiten nun daran, den entstandenen Schaden möglichst gering zu halten. Insbesondere wird versucht, solche Vorfälle als Lehrbeispiele zu nutzen. Entwickler sollen sensibilisiert werden, dass jedes Open-Source-Projekt – egal wie groß oder klein – das Recht auf Anerkennung und Schutz seiner Arbeit hat. Die Hoffnung besteht, dass durch eine bessere Aufklärung und ein größeres Bewusstsein künftige Verstöße vermieden werden und damit das offene Entwicklungsumfeld gestärkt wird. Insgesamt offenbart der Konflikt rund um DevKitPro/LibOGC und RTEMS eine grundlegende Problematik innerhalb einer komplexen Softwarewelt, in der Technologie, Recht und Ethik eng miteinander verknüpft sind.