Im Mai 2025 gab Microsoft bekannt, dass etwa 6.000 Mitarbeiter, was rund drei Prozent der weltweiten Belegschaft entspricht, entlassen werden. Dieses Ereignis markiert die zweitgrößte Entlassungswelle in der Unternehmensgeschichte nach den umfangreichen Kürzungen Anfang 2023. Die Gesamtmitarbeiterzahl von Microsoft lag zu diesem Zeitpunkt bei etwa 228.000.
Diese Maßnahme hat in der Tech-Community und darüber hinaus große Aufmerksamkeit erregt und wirft wichtige Fragen hinsichtlich der Gründe, Auswirkungen und der künftigen Ausrichtung des Unternehmens auf. Die Entlassungen bei Microsoft stehen in engem Zusammenhang mit einem strategischen Wandel, der auf eine Reduzierung von Management-Ebenen und eine Erhöhung der organisatorischen Agilität abzielt. CEO Satya Nadella erklärte, dass eine tiefgreifende Transformation underway sei, die unter anderem auch eine stärkere Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) bei der Softwareentwicklung beinhaltet. So werden mittlerweile rund 30 Prozent des Microsoft-Codes von KI-Tools erstellt, was auf einen erheblichen Wandel in der Art und Weise hindeutet, wie das Unternehmen Produkte entwickelt und Prozesse gestaltet. Trotz des Arbeitsplatzabbaus veröffentlicht Microsoft weiterhin solide Geschäftszahlen.
Im ersten Quartal des Jahres meldete das Unternehmen einen Nettogewinn von 25,8 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders die Nachfrage nach AI-Dienstleistungen bleibt stark. Gleichzeitig plant Microsoft Investitionen von über 80 Milliarden US-Dollar für KI-Infrastruktur im laufenden Fiskaljahr, auch wenn die Ausgaben im ersten Quartal leicht zurückgingen. Das zeigt die Priorität, die das Unternehmen der technologischen Weiterentwicklung und Automatisierung einräumt. Die Entlassungen sind nicht leistungsbedingt, wie Microsoft betont, sondern erfolgen über alle Ebenen, Teams und geografischen Standorte hinweg.
Besonders betroffen sind bekannte Bereiche wie LinkedIn, Xbox, GitHub und Azure. In Washington State fallen knapp 1.985 Jobs weg, wobei der Großteil der Betroffenen Büroangestellte sind. Die plötzliche Sturmwelle von Kündigungen wurde von vielen Mitarbeitern und Nutzern in Foren wie Blind mit Schock, Enttäuschung und Frustration aufgenommen. Die Kommunikation erfolgte oft in Form von Sammel-Videoanrufen, was vielfach als unpersönlich und distanziert empfunden wurde.
Kritiker bemängeln die scheinbare Zufälligkeit der Auswahl und dass auch bisher als sicher geltende Teams, etwa im KI-Bereich, stark betroffen sind. Dies hat die Spekulationen verstärkt, dass Microsoft neben einer tatsächlichen Reorganisation auch bilanzielle Beweggründe verfolgen könnte. Einige Beobachter vermuten, dass die Entlassungen als Mittel genutzt werden, um Gewinnzahlen zu glätten und Aktionäre zu besänftigen, statt ausschließlich betriebliche Notwendigkeiten zu reflektieren. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die interne Personalpolitik: Microsoft hat eine zwei Jahre gültige Wiedereinstellungsverbotsregel eingeführt, die lautet, dass entlassene Mitarbeiter, die aus Leistungsgründen gehen mussten, nicht wieder eingestellt werden dürfen. Diese Maßnahme wurde als „gute Fluktuation“ bezeichnet, was bei der Belegschaft Irritation und Unmut hervorruft.
Es entsteht der Eindruck, dass die Mitarbeiter nicht mehr als Menschen, sondern als austauschbare Ressourcen betrachtet werden. Die Entlassungswelle steht auch im Kontext eines breiteren Trends in der US-Technologiebranche, bei dem permanent wiederkehrende Kürzungen zunehmend als Normalzustand angesehen werden. Microsoft scheint dabei einer Linie zu folgen, die von Unternehmen wie Amazon gesetzt wurde, und signalisiert durch die Frequentierung von Entlassungen eine andere Form von Erfolgsmaßstab. Es wird kritisiert, dass die Stabilität und Loyalität gegenüber Mitarbeitern zunehmend in den Hintergrund treten. Eine weitere Komponente, die im Zusammenhang mit den Entlassungen diskutiert wird, ist der verstärkte Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unternehmen.
Die Tatsache, dass bis zu 30 Prozent des Codes von KI generiert wird, lässt vermuten, dass Automatisierung Arbeitsplätze ersetzt. Dies wirft grundsätzliche Fragen über den künftigen Arbeitsmarkt im IT-Sektor auf und wie Unternehmen die Balance zwischen technologischem Fortschritt und sozialer Verantwortung gestalten. Die öffentliche Wahrnehmung der Situation ist durch gemischte Gefühle gekennzeichnet. Während einige die Notwendigkeit für Effizienzsteigerungen und Anpassung an den Markt akzeptieren, sehen andere darin eine Entsolidarisierung der Arbeitswelt. Viele ehemalige und aktuelle Mitarbeiter äußerten in Online-Foren ihren Schmerz und ihre Enttäuschung über den plötzlichen Verlust, besonders weil die Entlassungen diverse Teams im Unternehmen trafen, die zuvor sicher schienen.
Diese emotionalen Reaktionen sind ein Indikator dafür, wie tiefgreifend die Veränderungen das Betriebsklima beeinflussen. Neben den internen Herausforderungen wirft die Entlassungsrunde auch Fragen über die Zukunft von Microsofts strategischer Ausrichtung auf. Die Investitionen in die KI-Infrastruktur sprechen dafür, dass das Unternehmen sich langfristig digitaler und automatisierter aufstellen will. Doch der harte Sparkurs könnte zugleich Innovationen bremsen, wenn Talente und wichtige Fachkräfte das Unternehmen verlassen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kosteneinsparungen und Innovationsförderung wird daher entscheidend sein.
Insgesamt zeigt der Fall Microsoft exemplarisch die Zwiespältigkeit moderner Unternehmensführung in der Technologiebranche. Einerseits der Anspruch, mit rascher technologischer Entwicklung und Marktveränderungen Schritt zu halten, andererseits die Verantwortung gegenüber einer großen und vielfältigen Belegschaft. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, ob der Konzern den Spagat zwischen Wachstum, Innovation und sozialer Nachhaltigkeit erfolgreich meistern kann. Diese Entlassungswelle ist somit mehr als nur ein Personalereignis. Sie ist ein Spiegelbild tiefgreifender Umwälzungen, die nicht nur Microsoft, sondern die gesamte Tech-Branche und darüber hinaus betreffen.
Im Zentrum stehen Fragen zur Rolle von künstlicher Intelligenz, zur Gestaltung der Zukunft der Arbeit und zu den gesellschaftlichen Auswirkungen automatisierter Prozesse. Mitarbeiter, Branchenexperten und Beobachter werden die Entwicklung weiterhin aufmerksam verfolgen und kritisch begleiten.