Der US-amerikanische Einzelhändler Kohl’s durchlebt erneut Turbulenzen in der Führungsebene. Am 1. Mai 2025 wurde bekannt gegeben, dass der erst im Januar 2025 ins Amt gekommene CEO Ashley Buchanan nach nur 100 Tagen wegen eines Verstoßes gegen den Verhaltenskodex entlassen wurde. Der Grund für die abrupten Maßnahmen war ein „hochgradig ungewöhnlicher“ Vertrag mit einem externen Anbieter, zu dem Buchanan eine persönliche Beziehung pflegte. Diese Entscheidung hat sowohl innerhalb der Branche als auch bei Investoren für Aufsehen gesorgt, da sie zahlreiche Fragen zur Integrität und den Kontrollmechanismen innerhalb von Kohl’s aufwirft.
Ashley Buchanan trat seine Position als CEO von Kohl’s im Januar 2025 an, als Nachfolger von Tom Kingsbury. Mit einem hochdotierten Gehaltspaket, das mit rund 20 Millionen US-Dollar mehr als doppelt so hoch war wie das seines Vorgängers, übernahm er die Leitung eines Unternehmens, das sich ohnehin vor Herausforderungen befand. Kohl’s hat in den vergangenen Jahren mit einer schrumpfenden Belegschaft, der Schließung von Filialen und einem wandelnden Einzelhandelsumfeld zu kämpfen gehabt. Die Erwartungen an den neuen CEO waren dementsprechend hoch, um das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs zu bringen.Bereits kurz nach seiner Ernennung wurde Buchanan jedoch Gegenstand einer Untersuchung durch externe Anwälte, die von Kohl’s eingeleitet wurde.
Die Untersuchung ergab, dass Joanna Buchanan Geschäftsbeziehungen und Beratungsverträge mit einem Anbieter einging, mit dem er eine nicht offengelegte persönliche Beziehung pflegte. Laut einer Einreichung bei der US-Börsenaufsicht SEC wurde der Vertrag unter Bedingungen abgeschlossen, die für den Anbieter höchst vorteilhaft waren und von den üblichen Geschäftspraktiken abwichen. Zudem wurde bekannt, dass dieser Anbieter, eine Beraterin namens Chandra Holt, mit der Buchanan zuvor bei Walmart zusammengearbeitet hatte, Teil eines mehrmillionenschweren Beratungsvertrages wurde.Das entscheidende Problem lag im fehlenden Offenlegen dieser Beziehungen. Der Verhaltenskodex von Kohl’s verpflichtet alle Mitarbeiter, insbesondere Führungskräfte, Interessenkonflikte offenzulegen.
Buchanan unterließ dies jedoch, was eine klare Verletzung der unternehmensinternen Ethikrichtlinien darstellt. Im Zuge der Untersuchungen stellte sich heraus, dass Buchanan zugunsten dieser persönlichen Verbindung gehandelt hatte, was das Vertrauen in die Integrität des CEO massiv erschütterte.Die unmittelbare Konsequenz war die sofortige Entlassung Buchanans. Zudem wurde ihm die Mitgliedschaft im Aufsichtsrat entzogen, und seine Nominierung für das kommende Aktionärstreffen für eine Direktorposition zurückgezogen. Finanzielle Strafen folgten ebenfalls: Buchanan muss alle Aktienoptionsprämien zurückgeben und einen anteiligen Teil seines Signing-Bonus von 2,5 Millionen US-Dollar erstatten.
Mit diesem rigorosen Schritt unterstreicht Kohl’s seine Null-Toleranz-Politik gegenüber Verstößen gegen Compliance und Ethik.Experten bewerten die Entscheidung, den CEO in so kurzer Zeit zu entlassen, als drastisch. Neil Saunders, Geschäftsführer von GlobalData, kommentierte die Entwicklung als weiteren Rückschlag für das ohnehin angeschlagene Unternehmen. Obwohl die Kündigung nicht unmittelbar mit den Geschäftsergebnissen in Verbindung steht, hinterlasse sie einen Eindruck von Unruhe und mangelnder Kontrolle, der das Vertrauen der Aktionäre und des Marktes beeinträchtigen könnte. Das Ereignis wirft auch Fragen zur Due-Diligence-Prüfung bei der Ernennung des CEO auf.
Kritiker meinen, dass solche gravierenden Interessenkonflikte bei der Auswahl eines Spitzenmanagers hätten erkannt werden müssen.Das Beispiel Kohl’s zeigt exemplarisch, wie wichtig strenge Kontrollmechanismen und Transparenz in der Führungsetage eines Unternehmens sind. Gerade in Zeiten, in denen Unternehmen sich einem hohen Wettbewerbsdruck und regulatorischen Anforderungen gegenübersehen, ist die Einhaltung von Compliance unabdingbar. Interessenkonflikte können nicht nur das Firmenimage schädigen, sondern auch zu erheblichen rechtlichen und finanziellen Konsequenzen führen. Die Entscheidung, Buchanan so drastisch zu sanktionieren, soll ein klares Signal an die gesamte Organisation senden.
Darüber hinaus wird deutlich, wie persönlich geprägte Geschäftsbeziehungen in der Wirtschaftsführung zu schweren Verwerfungen und Vertrauensverlust führen können. Der Fall verdeutlicht auch die Bedeutung der Offenlegungspflichten gegenüber dem Vorstand, den Aufsichtsgremien und der Öffentlichkeit. Nur durch transparentes Handeln und klare Richtlinien lassen sich Interessenkonflikte vermeiden oder zumindest so früh wie möglich identifizieren.Die Reaktion von Kohl’s selbst fällt zurückhaltend aus. Das Unternehmen verweigerte weitere Kommentare gegenüber Medien und betonte, dass die Kündigung keine Auswirkungen auf die finanzielle Performance habe.
Ob und wie schnell Kohl’s einen neuen CEO findet, der das Unternehmen aus der schwierigen Phase führt, bleibt abzuwarten. Die Herausforderung besteht nun darin, der Belegschaft, Investoren und Konsumenten ein Gefühl von Stabilität und Vertrauen zurückzugeben.Insgesamt ist der Fall bei Kohl’s ein warnendes Beispiel für alle Unternehmen, die Führungskräfte einsetzen. Die Auswahl von Spitzenpositionen muss von umfangreichen Prüfungen begleitet sein, um potenzielle Interessen- und Loyalitätskonflikte auszuschließen. Ebenso müssen klare Richtlinien und laufende Überwachungsmechanismen sicherstellen, dass ethische Standards jederzeit eingehalten werden.
Für Kohl’s beginnt nun die Phase der Regeneration und der Stärkung der Unternehmensführung. Es gilt, die internen Kontrollen zu verbessern, um ähnliche Vorfälle künftig zu vermeiden. Gleichzeitig muss der Einzelhändler zeigen, dass er trotz der Führungsprobleme weiterhin auf Erfolgskurs bleiben kann. Die Investoren werden genau beobachten, welche Maßnahmen ergriffen werden und wie transparent das Unternehmen künftig agieren wird.Nicht zuletzt wirft dieser Vorfall auch für andere Unternehmen Fragen auf.
In einer Zeit, in der Corporate Governance und ethische Verantwortung immer mehr in den Mittelpunkt rücken, ist die Fähigkeit, Interessenkonflikte zu vermeiden, ein entscheidender Faktor für dauerhaftes Wachstum und nachhaltigen Erfolg. Der Fall Kohl’s mahnt zur Vorsicht und erinnert daran, dass persönliche Beziehungen niemals geschäftliche Entscheidungen verdrängen dürfen. Die nachhaltige Stärkung von Compliance-Systemen bietet den besten Schutz gegen Reputations- und finanzielle Schäden, die aus solchen Situationen resultieren können.