Rocky Linux 10 markiert einen bedeutenden Meilenstein in der Welt der Linux-Distributionen. Die Einbindung der offiziellen Unterstützung für RISC-V, eine offene und modulare Prozessorarchitektur, eröffnet vielseitige Perspektiven nicht nur für Entwickler und Unternehmen, sondern auch für Enthusiasten, die sich mit innovativen Hardwareplattformen beschäftigen. RISC-V ist seit mehreren Jahren ein aufstrebendes Konzept, das das Potenzial besitzt, herkömmliche Architekturen wie x86_64, ARM oder PowerPC langfristig zu ergänzen oder teilweise sogar zu ersetzen. Mit dem Schritt, RISC-V in Rocky Linux 10 zu unterstützen, positioniert sich Rocky Linux als eine der modernsten und offensten Distributionen auf dem Markt. Die Integration in die Linux-Community erfolgt dabei in enger Abstimmung mit den bestehenden RISC-V-Bemühungen im Fedora-Ökosystem, was die Stabilität und Nachhaltigkeit dieses Vorhabens sichert.
Die offizielle Unterstützung von RISC-V unter Rocky Linux 10 basiert auf einer riscv64gc Build-Version, welche gezielt Plattformen unterstützt, die bereits als Referenz von Fedora herangezogen werden. Dazu zählen unter anderem die VisionFive 2 Hardware von StarFive, die QEMU-Virtualisierungsumgebung und der SiFive HiFive Premier P550 Prozessor. Diese breite Kompatibilität ermöglicht es sowohl Anwendern, die physische RISC-V-Geräte besitzen, als auch solchen, die in virtuellen Umgebungen experimentieren möchten, nahtlose Erfahrungen mit Rocky Linux 10 zu sammeln. Die Standardkernel von Enterprise Linux 10 bieten dabei bereits out-of-the-box Unterstützung für Plattformen wie die VisionFive 2 und QEMU, während für bestimmte Hardware wie den HiFive P550 spezielle Vendor-Kernel zum Einsatz kommen, die zwar einige Funktionseinschränkungen aufweisen, dennoch grundlegend nutzbar sind. Ein wesentlicher Aspekt des Projektes ist die enge Kooperation mit der Fedora RISC-V-Community.
Fedora, eine der bekanntesten und innovativsten Linux-Distributionen, hat ihre RISC-V Portierung über mehrere Jahre vorangetrieben, sodass sie heute einen soliden technischen Unterbau bietet. Rocky Linux profitiert von dieser Vorarbeit durch ein „upstream-first“-Prinzip, bei dem alle nötigen Anpassungen und Verbesserungen direkt am Fedora-Quellcode eingebracht und später ins Rocky-Repository übernommen werden. Dieses Vorgehen sichert nicht nur eine maximale Kompatibilität und Stabilität, sondern erleichtert auch die Wartung und Weiterentwicklung der RISC-V Builds langfristig. Die Verbesserungen an Compiler-Stacks und kernelnahen Komponenten werden hierbei gemeinsam mit Fedora betrieben, was den gesamten Open-Source-Kosmos für RISC-V nachhaltiger und leistungsfähiger macht. Die Bedeutung von RISC-V für die zukünftige Entwicklung von Betriebssystemen und der Hardwarelandschaft kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Während traditionelle Architekturen oft proprietäre Beschränkungen oder Lizenzkosten mit sich bringen, ist RISC-V durch sein offenes Design nicht nur kosteneffizient, sondern auch flexibel und anpassbar. Dies zieht insbesondere Forschungseinrichtungen, Universitäten und Start-ups an, welche maßgeschneiderte Hardwarelösungen entwickeln und betreiben wollen. Besonders im Kontext von Edge-Computing, IoT und eingebetteten Systemen wird RISC-V zunehmend als vielversprechende Alternative wahrgenommen. Durch die Integration in bekannte Enterprise-Linux-Distributionen wie Rocky Linux 10 erhält die Architektur eine professionell unterstützte Basis, die ihre Verbreitung beschleunigen wird. Die Hardwareunterstützung hat dabei einen besonderen Stellenwert.
Die StarFive VisionFive 2 ist ein vom Mainstream dynamisch wachsendes Modell, das aufgrund seiner stabilen Kernel-Integration empfohlen wird. QEMU, eine bewährte virtuelle Umgebung, ermöglicht den schnellen und ressourcenschonenden Zugriff auf RISC-V Systeme, sodass Entwickler auch ohne physische Hardware die Architekturen testen und Anwendungen optimieren können. Das SiFive HiFive Premier P550 Board ist eine weitere wichtige Zielplattform, auch wenn es aktuell noch mit einigen funktionalen Einschränkungen läuft, die durch spezielle Vendor-Kernel adressiert werden. Die Unterstützung weiterer Hardwaremodelle wie dem Milk-V oder dem Banana Pi ist in Planung, allerdings erfolgt dies erst, wenn die Mainline-Unterstützung im Linux-Kernel intensiver ausgebaut wird. Dies zeigt, dass das Rocky Linux Team der Stabilität und Qualität Vorrang gibt und neue Geräte erst nach umfangreicher Prüfung aufgenommen werden.
Ein Alleinstellungsmerkmal von Rocky Linux ist die Behandlung von RISC-V als Alternative Architektur. Im Gegensatz zu anderen Architekturen wie ppc64le oder s390x, deren Build-Fehler als kritisch gelten, werden Fehler bei riscv64 Builds nicht als Blocker gehandhabt. Dies bedeutet, dass Paket-Updates und Releases auch dann planmäßig stattfinden, wenn es bei der RISC-V Variante zu Kompilierungsproblemen kommt. Diese pragmatische Herangehensweise stellt sicher, dass die gesamte Entwicklung nicht durch spezialisierte und potenziell komplexe Fehler verzögert wird, während gleichzeitig das RISC-V Projekt sukzessive reift. Anwender erhalten dadurch eine stetig wachsende Unterstützung mit abnehmenden Fehlerpotenzialen, ohne dass der Fortschritt der Distribution als Ganzes darunter leidet.
Dieses Engagement ist von der Rocky Linux Community initiiert und wird maßgeblich von der AltArch SIG (Special Interest Group für alternative Architekturen) getragen. Die Gruppe lädt Entwickler, Nutzer und Interessierte ein, sich aktiv einzubringen, neue Hardwareziele zu definieren oder Erweiterungen wie etwa den kommenden RVA23-Standard zu unterstützen. Die Community bietet hierfür zugängliche Kanäle wie Mattermost, in denen Wissen ausgetauscht und technische Herausforderungen gemeinsam gelöst werden können. Zusätzlich sind hilfreiche Ressourcen wie Installationsanleitungen und passende Images im Entstehen, die den Einstieg in die RISC-V Welt mit Rocky Linux erleichtern. Diese Dokumentation wird in Kürze verfügbar sein und soll einen barrierefreien Zugang für Einsteiger genauso wie für fortgeschrittene Nutzer gewährleisten.
Technisch gesehen profitiert Rocky Linux von der Leistungsfähigkeit der EL10-Kernel, die bereits jetzt umfassende Unterstützung für RISC-V mitbringen. Neuere Erweiterungen und Hardware-Funktionalitäten werden kontinuierlich integriert, sodass die Systeme in puncto Sicherheit, Geschwindigkeit und Stabilität konkurrenzfähig bleiben. Die Integration von Open-Source Treibern und die enge Abstimmung mit Hardware-Herstellern, beispielsweise RISC-V International, RISE oder Rivos, verleiht dem Projekt zusätzliche Glaubwürdigkeit. Die Zusammenarbeit mit diesen Organisationen ist ein entscheidender Faktor, um notwendige Anpassungen zeitnah umzusetzen und Rocky Linux als vertrauenswürdigen Partner im Enterprise-Bereich zu etablieren. Abschließend ist Rocky Linux 10 mit seiner RISC-V Unterstützung ein Meilenstein, der den Weg zu einem vielfältigeren, offeneren Linux-Ökosystem ebnet.