Die Computex 2025 war für viele Technikinteressierte und Branchenexperten ein bedeutendes Ereignis, um Neuigkeiten über die nächste Generation von PC-Prozessoren zu erfahren. Besonders im Fokus standen MediaTek und Nvidia, die mit ihren ARM-basierten Lösungen offenbar den Markt der herkömmlichen x86-Prozessoren aufmischen wollen. Trotz großer Erwartungen gab es jedoch keine konkreten Produktvorstellungen von MediaTek oder Nvidia für Desktop- oder Laptop-Chips, was zu intensiven Spekulationen und Gerüchten führte. Doch wie sieht die Realität hinter diesen Geräuschen aus und welche Bedeutung haben die Entwicklungen für die Zukunft des PC-Marktes? Der PC-Markt befindet sich in einer entscheidenden Phase. Lange Zeit dominierten die Prozessoren auf x86-Basis, vor allem von Intel und AMD.
Doch die allmähliche Veralterung des x86-Befehlssatzes und die enormen Herausforderungen bei der Weiterentwicklung der Architektur öffnen die Tür für alternative Ansätze. ARM-basierte Chips gelten als energieeffizienter und bieten gleichzeitig genügend Leistung, was sie besonders für mobile Geräte attraktiv macht. Seit einigen Jahren arbeitet Qualcomm daran, mit ARM-Lösungen im Windows-PC-Markt Fuß zu fassen und hat bereits erste Erfolge erzielt. Qualcomm beansprucht aktuell etwa zehn Prozent Marktanteil im Laptop-Segment bei Geräten über 800 US-Dollar und investiert weiterhin stark in Innovationen, wie die kurz bevorstehende Markteinführung des Snapdragon X Elite 2 demonstriert. Im Gegensatz dazu hatte MediaTek, ein dominanter Player im Smartphone-Segment, schon seit längerem Pläne geäußert, in den PC-Markt einzusteigen.
Die Partnerschaft mit Nvidia sollte MediaTek helfen, sich von Qualcomm abzuheben, indem SoCs mit integrierter Nvidia-Grafik angeboten werden, was besonders in Bereichen mit höherem Grafikbedarf relevant ist. Dennoch fiel die Computex 2025 für MediaTek und Nvidia enttäuschend aus, da weder der erwartete N1-Laptopchip noch der N1X-Desktopprozessor enthüllt wurden. Auch gab es keine eigenständigen Produkte von Nvidia, die nicht in Verbindung mit MediaTek standen. Diese Verzögerungen führten zu widersprüchlichen Berichten über mangelndes Interesse seitens Microsoft und PC-OEMs an MediaTek-basierten Chips. Doch diese Gerüchte sind schwer nachzuvollziehen.
Eine größere Auswahl an Anbietern würde tendenziell zu niedrigeren Preisen, mehr Innovation und letztlich höheren Verkaufszahlen führen – ein Szenario, das sowohl für Softwarehersteller als auch für Hardwarepartner attraktiv sein sollte. Viel wahrscheinlicher scheinen die Herausforderungen in der Chipentwicklung der Hauptgrund zu sein. Es wurde berichtet, dass die ersten Benchmark-Testergebnisse der Prototypen von N1 und N1X enttäuschend waren und nicht den Anforderungen für eine Massenproduktion entsprachen. Technische Schwierigkeiten scheinen also größer zu sein als zunächst angenommen, insbesondere wenn es darum geht, bei hoher Leistung auch die Energieeffizienz und Wärmeentwicklung optimal auszubalancieren. In der Chipindustrie gilt die Performance pro Watt als entscheidendes Merkmal, das maßgeblich darüber entscheidet, ob ein Produkt wettbewerbsfähig ist.
Nvidia und MediaTek arbeiten daher intensiv daran, diese Parameter zu verbessern, jedoch könnte dies bedeuten, dass Markteinführungen frühestens Ende 2026 erfolgen und die Verbraucherprodukte entsprechend spät im Handel verfügbar sind. In der Zwischenzeit profitiert Qualcomm klar von seiner Position als Erster im ARM-basierten Windows-PC-Markt. Die kontinuierliche Weiterentwicklung und der Fokus auf Produktreife sichern Qualcomm einen Wettbewerbsvorteil. Zudem wird erwartet, dass der Snapdragon X Elite 2 im Herbst 2025 vorgestellt wird und die Leistungsfähigkeit sowie die Energieeffizienz nochmals um 20 bis 30 Prozent erhöhen wird – was dem aktuellen Trend bei Silizium-Generationen entspricht, wie ihn auch Apple vorführt. Aus strategischer Sicht zeigt sich, dass der PC-Markt für ARM-Chips eine ähnliche Dynamik wie der Smartphone-Markt entwickeln könnte.
Qualcomm wird vermutlich weiterhin die Spitzenposition im High-End-Bereich behaupten, während MediaTek sich verstärkt im Mittel- bis Einstiegssegment etablieren könnte. Die murmelnden Gerüchte über ein mögliches Engagement von AMD mit Windows on ARM lassen zudem darauf schließen, dass der Wettbewerb noch breiter und intensiver wird. Die durch Intels derzeitige Schwäche entstehende Marktlücke bietet Chancen für alle Wettbewerber, die schnell und qualitativ überzeugend Produkte in den Handel bringen können. Für Microsoft und die PC-Hersteller ist die Diversifizierung der Chipanbieter von großem Interesse. Eine stärkere Konkurrenz bedeutet nicht nur günstigere Preise, sondern auch mehr Innovation und Auswahl für Endkunden.