Die Liquiditätskrise im Kryptosektor im Jahr 2022 hat die Branche tief erschüttert und grundlegende Schwächen sichtbar gemacht, die zuvor oft übersehen wurden. Insolvenzen großer Kreditgeber wie BlockFi, Celsius, Voyager und schließlich FTX haben nicht nur den Markt erschüttert, sondern auch das Vertrauen in unbesicherte Kreditvergaben erheblich beeinträchtigt. Diese Ereignisse führten zu einem Umdenken bei der Kreditvergabe und den damit verbundenen Risiken, das bis heute nachwirkt. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Unternehmen Cycles eine vielversprechende Zukunftsvision für den Krypto-Kreditmarkt: ein nachhaltiges Ökosystem für Kreditvergabe durch eine innovative, datenschutzbewahrende Clearing-Methodik. Cycles stellt mit seinem Modell nicht nur eine Reaktion auf vergangene Krisen dar, sondern bietet auch einen möglichen Ausweg aus der anhaltenden Herausforderung der Liquidität im Kryptobereich.
Eines der Hauptprobleme, das 2022 sichtbar wurde, war die enge Verflechtung von Liquidität und Solvenz – eine Erkenntnis, die sich aus der traditionellen Finanzwelt (TradFi) ableiten lässt, aber ebenso im Kryptomarkt gilt. Ein Mangel an Liquidität führte zum Scheitern von Kreditinstituten und Lendern, weil sie nicht mehr in der Lage waren, ihre Verpflichtungen fristgerecht zu erfüllen. Die Folge war eine rapide Verschlechterung der Bedingungen für unbesicherte Kredite. Im Gegensatz zu klassischen Finanzmärkten, in denen Zentralbanken durch Geldschöpfung eingreifen können, fehlen der Kryptowelt derzeit solche stabilisierenden Institutionen. Das macht die Notwendigkeit innovativer, auf Netzwerkeigenschaften beruhender Lösungen umso dringlicher.
In dieser Situation startete Cycles im Mai 2025 die Pilotphase seines Cycles Prime, das als dezentralisierte Clearingstelle konzipiert ist. Dieses Protokoll ermöglicht es Krypto-Handelsfirmen, offene Zahlungen zu verrechnen und zu begleichen, ohne dass Sicherheiten oder Verwahrmechanismen erforderlich sind. Der Ansatz ist besonders auf institutionelle Akteure zugeschnitten, die ihren Krediteinsatz reduzieren möchten und dabei keine zentralen Gegenparteien einbeziehen wollen. Die Technologie nutzt ein datenschutzwahrendes Clearingverfahren, das die Kapitalbindung minimiert und die Liquidität im Netzwerk effektiv erhöht. Damit adressiert Cycles direkt die Problematik der eingeschränkten Kreditvergabe, die durch konventionelle Sicherheitenstrukturen bedingt ist.
Ethan Buchman, CEO von Cycles, äußerte im Gespräch mit Cointelegraph, wie die Kreditvergabe seit 2022 deutlich restriktiver geworden ist. Geschäfte, die früher auf Kreditbasis durchgeführt wurden, erfordern nun zunehmend Sicherheiten oder Vorauszahlungen. Dieses Verharren auf konservativen Kreditbedingungen bremst das Wachstum des Kreditmarktes wesentlich und verhindert, dass sich das Kreditvolumen und die Marktliquidität in einem befriedigenden Maß erholen können. Die vergangene Krise hat damit eine wichtige Erkenntnis gebracht: Kreditausfälle und Liquiditätsengpässe sind zutiefst vernetzte Probleme und können nur durch systemweite, innovative Lösungen nachhaltig gelöst werden. Während einige große Projekte im Kryptobereich sich weitgehend erholen konnten und sogar bis 2024/2025 an ihre früheren Marktkapitalisierungen anknüpfen konnten, blieb die Branche insgesamt in einem fragilen Zustand.
Ein Beispiel hierfür ist der Stablecoin USDC, der erst 2025 wieder sein Allzeithoch aus dem Jahr 2022 erreichte. Diese langsame Erholung zeigt, wie tiefgreifend das Misstrauen gegenüber unbesicherten Krediten und Riskmanagement im dezentralisierten Finanzwesen weiterhin ist. Es verdeutlicht auch, dass etablierte TradFi-Modelle nicht einfach auf die Kryptoindustrie übertragen werden können, da die inhärenten Risiken und die Netzwerktopologie anders beschaffen sind. Ein zentraler Punkt in Ethan Buchmans Argumentation ist, dass der Schlüssel für ein gesundes Wachstum der Kreditmärkte in einem „netzwerkbewussten Clearing“ liegt. Anders als traditionelle Ansätze, bei denen große Finanzakteure und Zentralbanken den Kreditmarkt durch immense Reserven und Interventionen stabilisieren, setzt Cycles auf eine technische Plattform, die Kapital effizienter nutzt und Risiken systematisch und transparent verteilt.
Dies bedeutet, dass das Clearingstellen-System als Kernfunktion des Netzwerks fungiert und Liquidität somit besser erhalten, verteilt und genutzt werden kann – insbesondere in Situationen gesteigerter Marktturbulenzen. Die Vorstellung, dass die Lösung ausschließlich darin besteht, große TradFi-Bilanzsummen einzubinden, um mehr Risiken zu lagern, wird von Buchman als unzureichend beschrieben. Vielmehr führt dieser Ansatz in den Kryptomärkten nicht zum gewünschten Ergebnis, da diese Märkte eine andere Dynamik besitzen und stark von der dezentralen Natur geprägt sind. Nachhaltigkeit im Kreditwesen verlangt daher ein Modell, das die spezifischen Eigenschaften von Blockchain-Netzwerken berücksichtigt und den Fokus darauf legt, Kapital effizient zu verwenden und Risiken aktiv zu managen. Der Begriff der „Netzwerktopologie“ gewinnt in diesem Kontext besondere Bedeutung.
Er beschreibt, wie die Teilnehmer eines Netzwerks miteinander verbunden sind und wie Liquidität sich in diesem System verteilt. Die strukturelle Anordnung und die Interaktion der einzelnen Akteure bestimmen, wie gut das Gesamtökosystem mit Störungen umgehen kann. Cycles greift genau an dieser Stelle ein und versucht, durch einen datenschutzbewahrenden, netzwerkorientierten Clearing-Mechanismus die Liquidität dort zu bündeln, wo sie am effektivsten wirkt, und Risiken gleichzeitig zu minimieren. Neben Cycles haben auch andere Branchenexperten auf die anhaltenden Liquiditätsrisiken im Kryptobereich hingewiesen. Arthur Azizov von B2 Ventures bezeichnete die Illusion der Liquidität als „stillen strukturellen Risiko“, das bei Marktturbulenzen wie 2022 offen zu Tage tritt.
Ein jüngeres Beispiel aus 2025 ist der dramatische Kurssturz des OM-Tokens von Mantra um 90 Prozent im April, der erneut zeigt, wie fragil die Marktliquidität ist. Auch Gracy Chen, CEO der Börse Bitget, betonte, dass solche Ereignisse kritische Defizite der Liquiditätsinfrastruktur im gesamten Krypto-Sektor offenbaren. Diese Herausforderungen verdeutlichen, dass der Aufbau nachhaltiger Krypto-Kreditmärkte nicht nur eine Frage individueller Projekte ist, sondern ein systemisches Problem darstellt. Unternehmen wie Cycles können mit einem innovativen Clearing-Ansatz jedoch Impulse setzen, die den Weg zu einer widerstandsfähigeren, nachhaltigeren und effizienteren Kreditwirtschaft auf der Blockchain ebnen. Entscheidend ist dabei der Fokus auf Kapital- und Liquiditätseffizienz, gepaart mit einem modernen Riskmanagement, das den Besonderheiten des Kryptosektors gerecht wird.
Eine weitere Dimension der Problematik ist die Einbindung institutioneller Investoren und traditioneller Finanzakteure. Während oft angenommen wird, dass große Banken und Finanzhäuser den Nachwuchsmarkt stützen müssen, ist auch hier Vorsicht geboten. Die Kryptoindustrie verfolgt oft eigene Prinzipien der Dezentralisierung und Transparenz, die sich nicht immer mit traditionellen Finanzmodellen decken. Cycles vermittelt hier eine Vision, bei der neue Technologien als eigenständige und netzwerkbasierte Lösung nachhaltigen Kredit möglich machen, ohne unmittelbar auf zentrale Institutionen angewiesen zu sein. Im erweiterten Kontext fördert diese neue Generation von Clearing-Protokollen und Kreditvergabeplattformen zudem das Wachstum der DeFi-Branche, die seit Jahren eine vielversprechende Alternative zu konventionellen Finanzsystemen darstellt.
Nachhaltige Kreditsysteme können helfen, das Vertrauen wieder aufzubauen, neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen und letztlich mehr Teilnehmer auf die Blockchain zu bringen. Das Potenzial ist enorm, da verbesserte Liquidität und Flexibilität im Kreditwesen wiederum den Handelsvolumen, der Innovation und dem Kapitalzufluss zugutekommen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Cycles mit seinem Ansatz, basierend auf einem datenschutzschützenden, dezentralen Clearing-Protokoll, einen wesentlichen Beitrag zur Lösung eines der drängendsten Probleme der Kryptoindustrie leistet. Die Liquiditätskrise von 2022 hat die Risiken und Schwachstellen der bisherigen Kreditvergabe offenbart, doch innovative Projekte können den Markt widerstandsfähiger machen. Die Kombination aus technischem Fortschritt, Netzwerkbewusstsein und einem neuen Risikomanagement-Ansatz bietet eine Perspektive, wie die Kryptoindustrie sich nachhaltig stabilisieren und wachsen kann.
Für Investoren, Händler und institutionelle Akteure sind solche Entwicklungen ein entscheidender Faktor, um langfristiges Vertrauen und Stabilität in den Kryptomärkten zu schaffen.