Flexibles Sensordesign erfährt durch die Entwicklung der TT/MT Doppelhelix-Fasern einen bedeutenden Fortschritt, der die Grenzen herkömmlicher flexibler Sensoren neu definiert. Diese neuartigen Fasern zeichnen sich durch eine innovative interne Struktur aus, welche eine hohe mechanische Stabilität mit exzellenter elektrischer Leitfähigkeit verbindet – ein Konzept inspiriert von der molekularen Doppelhelixstruktur der DNA. Durch diese neuartige Verkabelungs- und Strukturoptimierung gelingt es, zwei Elektroden auf derselben Seite des Sensors zu platzieren, was die Haltbarkeit der Sensoren bei Bewegung an Gelenken erheblich verbessert und Schäden durch Kabelzug beseitigt. So werden flexible Sensoren nicht nur widerstandsfähiger, sondern auch anwenderfreundlicher und vielseitiger einsetzbar. Die Faszination für faserbasierte Sensoren rührt von deren schlanker, 1D-Struktur her, die minimalen Raumbedarf und hohe Flexibilität garantiert.
Das macht sie besonders attraktiv für Anwendungen, bei denen das Sensorvolumen eine kritische Rolle spielt, etwa bei tragbarer Elektronik oder der Integration in Kleidung. Gleichzeitig bestehen Herausforderungen darin, durch Bewegungen an Gelenken entstehende Belastungen auf die Elektrodenverbindungen zu adressieren. Die TT/MT Doppelhelix-Fasern begegnen diesem Problem mit einem cleveren Design, bei dem beide Elektroden auf der gleichen Seite angebracht sind. Somit reduziert sich das Risiko von Kabelzug und Kontaktverlust drastisch – ein großer Mehrwert gegenüber klassischen flexiblen Fasern mit Elektroden an entgegengesetzten Seiten. Das Ausgangsmaterial besteht aus einem coaxial aufgebauten Kern-Schalen-Fasern, zusammengemischt aus thermoplastischem Polyurethan (TPU) als Polymermatrix, mit Nanopartikeln aus Titandioxid (TiO2) im Schalenanteil und leitfähigen Mehrwandigen Kohlenstoffnanoröhren (MWCNT) im Kern.
Die Mikro-Nano-Strukturierung sorgt dabei für eine kombinierte Wirkung: die äußere Hülle ist robust, leicht zu verarbeiten und haftet bei Wärmebehandlung fest zusammen, während der innere Kern fluffig und leitfähig bleibt – ein perfektes Zusammenspiel für Elastizität und Signalqualität. Die Integration von Nano-TiO2 verbessert die Dichte und Viskosität der Schalenmischung, was eine stabilere Nassspinnung und einen hohen Weißgrad der Fasern ermöglicht, ohne die elektrische Leitfähigkeit zu beeinträchtigen. Die Herstellung via Koaxial-Nassspinnverfahren wurde sorgfältig optimiert: ein langsamerer Fluss der Schale (ca. 0,75 ml/h) gegenüber dem Kern (ca. 3 ml/h) garantiert eine dünne, aber kompakte Ummantelung mit gleichzeitig grobporösem Kern, welcher eine hohe Sensitivität gegenüber Dehnung sicherstellt.
Durch das anschließende Verdrillen zweier dieser Fasern entsteht die charakteristische Doppelhelix-Struktur, die fest durch eine Wärmebehandlung bei ca. 160 °C fixiert wird. Diese innere Verklebung verhindert ein Aufdrillen, verbessert die mechanische Festigkeit und ermöglicht eine kompakte, zylindrische Querschnittsform, die sich ideal für textile Verarbeitung und tragbare Anwendungen eignet. Mechanische Tests der TT/MT Doppelhelix-Fasern zeigen eine hohe Zugfestigkeit und bemerkenswerte Elastizität – selbst bei Dehnungen von bis zu 600 Prozent hält die Struktur stand. Die elektrische Leitfähigkeit profitiert deutlich von der Wärmebehandlung, welche den leitfähigen MWCNT-Kern verdichtet und stabilisiert.
Dehnungssensoren aus diesen Fasern reagieren mit einem klaren, reproduzierbaren Widerstandsanstieg bei Dehnung, der sich in drei Arbeitsbereichen mit unterschiedlichen Sensitivitäten (Gauge-Faktoren) von 0,9 über 39,5 bis hin zu 349 unterscheidet. Die Geschwindigkeit der Dehnung beeinflusst das Sensorelement kaum, was für flexible Anwendungen im Bereich der menschlichen Bewegungsüberwachung essenziell ist. Die Integration der TT/MT Doppelhelix-Fasern in ein Smart Glove ermöglicht eine hochwertige Echtzeitüberwachung von Fingerbewegungen. Durch die geschickte Platzierung der Elektroden auf der Handrückseite, einem Bereich mit geringerer mechanischer Bewegung, wird das Risiko von Kabelbruch minimiert und die Tragekomfort erheblich gesteigert. Die fünf Sensoren an den Fingerspitzen erlauben eine simultane Mehrkanal-Überwachung und liefern aussagekräftige Daten, die mithilfe von Convolutional Neural Network (CNN) Machine Learning Algorithmen analysiert werden können.
Das Ergebnis ist eine beeindruckende Gestenerkennungsrate von 98,8 % für sechs allgemeine Handgesten, was die hohe Genauigkeit und Verlässlichkeit des Systems beweist. Damit eröffnen sich vielfältige Anwendungsfelder von virtueller Realität über Rehabilitation bis hin zu sprachlosem Kommunizieren. Nicht nur im Bereich der Wearables zeigen sich die Vorteile der Doppelhelix-Fasern. Die einzigartige, einseitige Elektrodenstruktur macht die TT/MT Fasern auch ideal für den Einsatz in smarten Textilien und als eingebettete Sensoren in Geweben, wo Signale an nur einer Kontaktstelle verarbeitet werden müssen. Ebenso vielversprechend ist die Anwendung als Sensoren in Wasserumgebungen, etwa zur Überwachung von Wasserströmungen oder Wellengängen.
Nach einer einfachen Abdichtung demonstrieren TT/MT Fasern eine sensible und zuverlässige Antwort auf Vibrationen durch Wasserbewegungen, was sie für Umweltmonitoring oder Sensortechnik in der Aquakultur prädestiniert. Darüber hinaus bieten die faserartigen Sensoren durch ihre geringe Größe und flexible Struktur ein großes Potenzial für medizinische Implantate und subkutane Sensorik. Im Vergleich zu voluminösen herkömmlichen Sensoren können TT/MT Fasern über minimalinvasive kathetergestützte Verfahren eingebracht werden, was nicht nur physische Belastungen reduziert, sondern auch die Akzeptanz bei Patienten fördert. Diese Einsparung an Volumen und Verbesserung der Biokompatibilität zeigen, wie die Technologie den Weg für künftige smarte, medizinische Überwachungssysteme ebnet. Auch die Nutzung in der Robotik, speziell bei der Überwachung von weichen und federnden Greifarmen, ist ein spannendes Anwendungsfeld.
TT/MT Fasern ermöglichen es, Bewegungen und Positionen präzise zu erfassen, ohne dass störende Drahtverbindungen an den empfindlichen Greifspitzen notwendig sind, was wiederum die Sensitivität und Funktionalität der Roboter verbessert. Trotz der zahlreichen Vorteile und innovativen Technologien in der Herstellung bleibt die Skalierbarkeit der Nassspinnung aktuell beschränkt, was die industrielle Massenproduktion erschwert. Zukünftige Forschungsarbeiten sollten daher auf die Automatisierung und Prozessoptimierung einzelner Herstellungsschritte abzielen. Beispielsweise könnte eine mechanisierte Wicklung und Wärmesetzung die Produktionskosten senken und die Konsistenz der Fasern steigern. Auch die Entwicklung neuer, noch effizienterer Polymerzusammensetzungen und leitfähiger Nanomaterialien birgt großes Potenzial für Verbesserungen.
Zusammenfassend liegen die innovativen TT/MT Doppelhelix-Fasern hinsichtlich ihrer Materialzusammensetzung, Struktur und praktischen Anwendung weit vorne. Sie liefern eine robuste, flexible und hochsensiblen Sensorplattform für eine Vielzahl von Einsatzbereichen – von der Gesundheitsüberwachung über smarte Textilien bis zur Robotik. Die Kombination aus mechanischer Stabilität, elektrischer Leistung und anwenderorientierter Ein-Ausrichtungs-Elektrodenstruktur schafft neue Standards im Bereich flexibler Sensorik. Ihre Fähigkeit, auch unter hohen Dehnungen zuverlässig zu arbeiten und gleichzeitig leicht und angenehm zu tragen zu sein, macht die TT/MT Sensoren zu einem vielversprechenden Bestandteil zukünftiger intelligenter Systeme und smarter Wearables.