Michael Saylor, bekannt als einer der prominentesten Bitcoin-Befürworter und Executive Chairman von Strategy, ehemals MicroStrategy, hat eine bemerkenswerte und zugleich warnende Aussage über die Zukunft seines Unternehmens in Bezug auf Bitcoin getroffen. In einem Interview mit der Financial Times offenbarte er, dass die Aktionäre von Strategy erhebliche Verluste erleiden würden, falls der Bitcoin-Preis um 90 % fallen und über einen Zeitraum von vier bis fünf Jahren auf diesem niedrigen Niveau verharren sollte. Diese ehrliche Einschätzung wirft ein Schlaglicht auf die finanziellen und strategischen Herausforderungen, denen sich das Unternehmen und seine Investoren gegenübersehen. Derartige Aussagen haben weitreichende Konsequenzen für die Wahrnehmung von Kryptowährungsinvestments in der Welt der traditionellen Finanzmärkte und bieten wichtige Erkenntnisse für potenzielle Anleger und Analysten gleichermaßen. Strategy ist heute der größte börsennotierte Unternehmenshalter von Bitcoin und besitzt fast 569.
000 Bitcoins, die einen Wert von etwa 59 Milliarden US-Dollar darstellen. Diese beachtliche Menge zeigt, wie stark und entschlossen das Unternehmen auf den Kryptowährungsmarkt setzt. Mit einem Geschäftsmodell, das sich weitgehend auf den Besitz und die strategische Nutzung von Bitcoin fokussiert, hat Strategy seinen ursprünglichen Schwerpunkt als Business-Software-Anbieter in den Hintergrund gestellt, um sich auf den Ausbau seiner Krypto-Portfolios zu konzentrieren. Michael Saylor selbst bezeichnet Bitcoin als „die höchste Form von Eigentum“ und sieht darin die beste Anlageform, wodurch der Kurs des Unternehmens eindeutig auf das Ziel ausgerichtet ist, immer mehr Bitcoin zu erwerben. Allerdings verdeutlicht die jüngste Aussage von Saylor auch eine Schattenseite dieser aggressiven Investmentstrategie.
Der Plan zur Erweiterung des Bitcoin-Bestands wird zum großen Teil durch die Ausgabe von Wandelanleihen, Vorzugsaktien und weiteren finanziellen Instrumenten finanziert, was das Unternehmen zunehmend verschuldet. Die zunehmende Hebelwirkung, also die Vergrößerung des Risiko- und Kapitalvolumens durch Fremdfinanzierung, birgt gleichzeitig erhebliche Risiken, gerade wenn sich der Bitcoin-Kurs dramatisch negativ entwickelt. Im Falle eines anhaltenden massiven Preisverfalls von Bitcoin könnten die Eigenkapitalgeber von Strategy faktisch ihr gesamtes eingesetztes Kapital verlieren, falls das Unternehmen infolge der Wertminderung seiner Bitcoin-Bestände mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen hätte. Die Bilanz von Strategy zeigt ein starkes Ungleichgewicht zwischen liquiden Mitteln und dem Wert des Bitcoin-Portfolios. So verfügte das Unternehmen zum Ende des ersten Quartals 2025 nur über rund 60 Millionen US-Dollar in bar, während seine Bitcoin-Bestände mit einem Wert von über 43 Milliarden US-Dollar bilanziert wurden.
Diese Diskrepanz verdeutlicht, wie stark das Unternehmen von der Wertentwicklung seines Kryptobestands abhängig ist. Sollte es in einer Krise gezwungen sein, Bitcoins zu einem stark reduzierten Preis zu verkaufen, könnten erhebliche Verluste entstehen, die nicht nur die finanzielle Stabilität des Unternehmens, sondern auch seine Fähigkeit zur Bedienung von Schulden stark gefährden würden. Um trotzdem weiteres Kapital zur Bitcoin-Akquisition zu generieren, hat Strategy verschiedene neue Finanzierungsinstrumente aufgelegt. Beispielsweise startete das Unternehmen Anfang 2025 die Ausgabe von Vorzugsaktien, die mit Dividenden ausgestattet sind und eine Liquidationspräferenz bieten. Dieses und andere Angebote sollen neues Geld akquirieren, um weitere Bitcoin-Käufe zu ermöglichen.
Die Strategie dahinter ist klar: Je mehr Bitcoin Strategy besitzt, desto mehr wird der langfristige Wert des Unternehmens steigen, vorausgesetzt, der Bitcoin-Kurs entwickelt sich positiv. Doch Analysten warnen vor dieser Vorgehensweise und hinterfragen deren Nachhaltigkeit. Insbesondere wenn Bitcoin sich in einem langanhaltenden Bärenmarkt befindet, könnten sich diese Finanzierungsmodelle als schwere Last erweisen. Der ehemalige Leiter der Aktienkapitalmärkte bei der Bank of America, Craig Coben, äußerte sich im Financial Times-Interview skeptisch über die Ausrichtung von Strategy. Er benannte die Abhängigkeit des Unternehmens von ständigem Kapitalzufluss und neuen Investoren als kritisch – eine Praxis, die bei fehlendem Marktwachstum oder fallendem Bitcoin-Preis problematisch wird.
Das Geschäftsmodell von Strategy ist somit weniger organisch wachstumsorientiert als vielmehr stark auf Kapitalbeschaffung und Bitcoin-Akquisition ausgerichtet. Aus Sicht von Michael Saylor ist die Konzentration auf Bitcoin jedoch unabdingbar. Seine Überzeugung, dass derjenige gewinnt, der das meiste Bitcoin besitzt, unterstreicht das Risiko, das sich hinter der Vision verbirgt. Sollte Bitcoin langfristig an Wert verlieren oder sich über Jahre hinweg auf einem sehr niedrigen Niveau bewegen, könnten die Folgen für Aktionäre fatal sein. Es handelt sich hierbei nicht nur um ein kurzfristiges Spekulationsrisiko, sondern um ein strukturelles Risiko, das tief in der Unternehmensstrategie verwurzelt ist.
Nicht zuletzt zeigt die Situation von Strategy auch die Herausforderungen, die mit institutionellen Investitionen in Kryptowährungen verbunden sind. Während viele Privatpersonen Bitcoin als Anlageform in ihren Portfolios halten, ist der Umgang mit den finanziellen Konsequenzen bei langen Bärenmärkten für Unternehmen wie Strategy weitaus komplexer. Der Einsatz von Fremdkapital zur Verstärkung von Investitionen erhöht die Verletzlichkeit gegenüber Preisvolatilität exorbitant. Wenn der Markt gegen das Unternehmen läuft, sind nicht nur kurzfristige Verluste möglich, sondern eine nachhaltige Gefährdung der Unternehmensstruktur. Die Diskussion um die Finanzstrategie von Strategy und die Aussagen von Michael Saylor verdeutlichen, dass Kryptoinvestments auch auf Unternehmensseite Entwicklungen und Risiken mit sich bringen, die weit über die dynamischen Charts hinausgehen.
Für Investoren bedeutet dies, dass sie nicht nur die Kursverläufe beobachten sollten, sondern auch die Finanzierungsmethoden und Verschuldungsgrade der Unternehmen, in die sie investieren. Eine umfassende Risikoanalyse ist angesichts der hohen Schwankungsbreite von Kryptowährungen entscheidend. Darüber hinaus ist es bemerkenswert, wie Strategy trotz der erheblichen Risiken weiterhin unbeirrt seine Bitcoin-Positionen ausbaut. Diese Entscheidung basiert auf der langfristigen Hoffnung und Überzeugung, dass Bitcoin als Wertspeicher und Anlageform wesentlich an Bedeutung gewinnt und somit mittel- bis langfristig hohe Renditen erzielt werden können. Diese Haltung repräsentiert eine engagierte, aber auch risikoreiche Sichtweise, die von vielen traditionellen Investoren kritisch hinterfragt wird.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Michael Saylors Eingeständnis über die potenziellen Verluste bei einem drastischen und langfristigen Bitcoin-Kursverfall ein wichtiger Weckruf für Strategy-Aktionäre und die Finanzwelt ist. Die Verschmelzung von Kryptowährungsmarktvolatilität und traditioneller Unternehmensfinanzierung schafft eine neue Dimension von Anlagerisiken und Chancen. Wer sich für Investments in Unternehmen wie Strategy interessiert, sollte diese Faktoren sorgfältig abwägen und das Risiko verstehen, das hinter der starken Ausrichtung auf Bitcoin steht. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich diese mutige Strategie auszahlt oder ob die Aktionäre die Konsequenzen eines anhaltenden Bärenmarkts tragen müssen.