Tesla, einer der Pioniere im Bereich autonomer Fahrtechnologien, brachte im Oktober 2021 sein Full Self-Driving (FSD) System auf den Markt. Diese Technologie verspricht eine Revolution des Fahrens und steht für fortschrittliche Autonomie, die den herkömmlichen Fahrbetrieb erheblich verändern soll. Doch mit der Einführung von FSD gingen auch eine Reihe von Kundenbeschwerden einher, die vor allem Sicherheitsaspekte betrafen. Um die Auswirkungen und die Häufigkeit dieser Beschwerden besser zu verstehen, wurde die Datenbank der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) analysiert, um ein umfassendes Bild der Situation zu zeichnen. Dabei wurde nicht nur Tesla betrachtet, sondern der Vergleich mit anderen Automobilherstellern zwischen 2016 und 2025 gezogen, um Tesla’s Position einzuordnen.
Die Analyse offenbart interessante und zugleich beunruhigende Muster. Besonders auffällig ist ein starker Anstieg der Beschwerden in den Monaten unmittelbar nach dem Release der FSD-Technologie. Insbesondere der Zeitraum von Januar bis März 2022 zeigt eine Spitze bei der Anzahl der gemeldeten Probleme, die im Februar ihren Höhepunkt erreichte. Nach dem Einsetzen der Spitzenwerte kam es bis Ende März zu einem klaren Rückgang der Beschwerden. Dieses Auf und Ab wird durch die sogenannte erste Ableitung der monatlichen Beschwerderaten mathematisch beschrieben und zeigt, dass Tesla kurz nach der Markteinführung von FSD einem signifikanten Anstieg der Kundenbeschwerden ausgesetzt war.
Ein wichtiger Indikator ist hier die Gesamtvariation der monatlichen Beschwerderaten, die Tesla mit 525 Einheiten im Untersuchungszeitraum deutlich über den Vergleichsmarken wie Honda, Chrysler oder Toyota liegen lässt. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Tesla hinsichtlich der Schwankungen in der Beschwerdehäufigkeit ein Ausreißer ist. Die Ursachen für diesen Anstieg sind vor allem in sicherheitsrelevanten Systemen zu finden, die durch FSD tangiert werden. Kunden beanstandeten vor allem die Forward Collision Avoidance, also das System zur Vermeidung von Frontalkollisionen, das Service Brake System sowie die Fahrzeuggeschwindigkeitskontrolle. Die Zunahme von Beschwerden in genau diesen Bereichen weist darauf hin, dass das FSD System möglicherweise noch nicht ausgereift genug ist, um in allen Situationen zuverlässig und sicher zu agieren.
Vor der Einführung von FSD war die Anzahl der Beschwerden in diesen Kategorien äußerst gering – ein deutlicher Hinweis darauf, dass die neue Technologie spezifische Herausforderungen mit sich bringt. Besonders kritisch ist die Forward Collision Avoidance, die allein in den ersten drei Monaten nach der Veröffentlichung von FSD mehr als 200 Beschwerden verzeichnete – im Vergleich zu lediglich fünf im Vorjahr im gleichen Zeitraum. Diese Zahlen werfen wichtige Fragen zur Sicherheit und Zuverlässigkeit autonomer Systeme im Straßenverkehr auf. Tesla hatte mit seinem FSD System das Ziel, das autonome Fahren für den Massenmarkt zugänglich zu machen. Doch die Realität zeigt, dass der Weg zur echten Autonomie komplex ist und mit erheblichen Risiken behaftet sein kann.
Kundenbewertungen und offizielle Beschwerdedaten zeigen, dass FSD in seiner aktuellen Form an manchen Stellen versagt oder unvorhersehbare Probleme verursacht. Dabei spielen vor allem Situationen eine Rolle, in denen das Fahrzeug vor Kollisionen schützen oder angemessen bremsen muss. Die Technik versagt hier offenbar zu häufig, was potenziell zu gefährlichen Unfällen führen kann. Neben diesen Sicherheitsbedenken zeigen die Daten auch eine starke Volatilität in den monatlichen Beschwerdemengen, was auf eine unsichere und instabile Technologieentwicklung schließen lässt. Während einige Monate hohe Beschwerdezahlen verzeichnen, flacht der Trend in anderen Phasen deutlich ab, was möglicherweise auf Updates, Verbesserungen oder variierende Fahrbedingungen zurückzuführen ist.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Tatsache, dass Tesla im Vergleich zu traditionellen Automobilherstellern, die ebenfalls an Assistenz- und autonomen Fahrsystemen arbeiten, deutlich höhere Schwankungen und Beschwerderaten aufweist. Dies könnte daran liegen, dass Tesla sein FSD-System deutlich früher und schneller ausrollt als viele Konkurrenten, was wiederum eine höhere Fehleranfälligkeit nach sich zieht. In der Öffentlichkeit und auf Social-Media-Plattformen treten diese Sicherheitsprobleme regelmäßig in den Fokus. Nutzer berichten von unerwarteten Fehlfunktionen, unzureichender Reaktion auf Verkehrssituationen und teilweise bedrohlichen Fahrmanövern. Solche Berichte tragen zum schlechten Ruf und der vorsichtigen Haltung gegenüber autonomen Fahrsystemen bei, obwohl technische Innovationen grundsätzlich als Fortschritt gelten.
Aus der Perspektive der Verkehrssicherheit stellt sich die Frage, wie Regulierungsbehörden und Hersteller auf diese Herausforderung reagieren sollten. Die Daten zeigen, dass bisherige Maßnahmen nicht ausreichend waren, um die Zahl der sicherheitsrelevanten Beschwerden nachhaltig zu senken. Es bleibt daher wichtig, dass Tesla und andere Hersteller ihre Systeme intensiv weiterentwickeln und sicherstellen, dass autonome Fahrsysteme unter realen Bedingungen robust und zuverlässig funktionieren, bevor sie breit ausgerollt werden. Zudem ist Transparenz gegenüber den Kunden von hoher Bedeutung, um Vertrauen in die Technologie zu schaffen. Nur durch Offenheit über mögliche Einschränkungen und Risiken kann eine sachliche Diskussion über den Einsatz von FSD-Systemen geführt werden.
Die NHTSA-Komplaints-Datenbank gibt Einblicke, die weit über Tesla hinausgehen und zeigen, dass die Automobilindustrie insgesamt vor großen Herausforderungen steht, wenn es darum geht, Autonomie auf die Straße zu bringen. Die Entwicklung von sicherer, zuverlässiger und benutzerfreundlicher Technologie ist ein langwieriger Prozess, der nicht nur technisches Know-how, sondern auch umfangreiche Tests und Anpassungen im regelmäßigen Betrieb erfordert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Tesla mit der Einführung seines FSD-Systems einen wichtigen Schritt in Richtung autonomes Fahren gemacht hat, jedoch derzeit noch mit erheblichen Problemen bei der Systemsicherheit kämpft. Die steigenden Beschwerdezahlen nach Markteinführung sind ein Alarmsignal und Mahnung, die Technologie nicht unkritisch zu betrachten. Sie zeigen, dass in der Praxis offenbar systematische Schwächen vorliegen, die vor einem flächendeckenden Einsatz unbedingt behoben werden müssen.
Die Zukunft des autonomen Fahrens bietet großes Potenzial für Sicherheit und Komfort im Straßenverkehr. Doch der Weg dorthin muss verantwortungsvoll gestaltet werden – mit ausreichend Testergebnissen, transparenter Kommunikation und vor allem einer konsequenten Priorisierung der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer. Tesla und andere Hersteller stehen in der Pflicht, aus den erhobenen Daten zu lernen und ihre Systeme entsprechend weiterzuentwickeln, damit das autonome Fahren eine positive und nachhaltige Entwicklung für die Mobilität von morgen darstellt.