In der Welt der Softwareentwicklung ist Go seit seiner Einführung eine der beliebtesten Programmiersprachen, besonders für Netzwerkdienste und systemnahe Programmierung. Die Sprache überzeugt durch simple Syntax sowie großartige Performance. Doch eine der oft diskutierten Herausforderungen in Go ist die ausführliche und repetitive Fehlerbehandlung, die sogenannten Boilerplate-Code verursacht. Immer wiederkehrende gleiche Muster von Fehlerroutinen führen dazu, dass der Quellcode aufgebläht und weniger übersichtlich wird. Diese Problematik lädt zum Nachdenken über Automatisierungsmöglichkeiten ein, die den Programmierprozess effizienter und angenehmer gestalten können.
Normalerweise sieht die typische Fehlerbehandlung in Go so aus, dass nach jedem Funktionsaufruf, der einen Fehler zurückgeben kann, ein Block mit einer „if err != nil“-Abfrage folgt. Dieser Block überprüft, ob ein Fehler aufgetreten ist und nimmt entsprechend Maßnahmen – oft ein sofortiges Zurückgeben des Fehlers in der aufrufenden Funktion. Dieses Muster, obwohl klar und verständlich, wird bei umfangreichem Code schnell nervig und fehleranfällig, weil es leicht übersehen werden kann, den Fehler zu prüfen oder korrekt zu behandeln. Vor dem Hintergrund dieser repetitiven Arbeit stellt sich die Frage, ob man einen automatischen Mechanismus einführen kann, der diesen Boilerplate-Code übernimmt. Dabei entstand die Idee eines Formatters, der analog zum bewährten goimports agiert.
Während goimports sich automatisch um Importanweisungen kümmert, könnte ein solcher Formatter die Aufgabe übernehmen, fehlende Fehlerbehandlungsblöcke zu ergänzen und damit die Entwickler von der lästigen Routinearbeit entlasten. Der Vorteil dieser Automatisierung liegt darin, dass Programmierer ihren Code zunächst ohne Fehlerprüfblöcke schreiben können. Der Formatter erkennt dann anhand von Analyse des Codes, wo Fehlerwerte zurückgegeben werden, aber noch nicht behandelt sind, und fügt automatisch die passenden Prüfungen und Rückgaben mit zurück. So würde im Beispiel ein Code mit mehreren Funktionsaufrufen und zugewiesenen Fehler-Variablen um die entsprechenden if err != nil-Blöcke ergänzt, die jeweils den Fehler sofort weiterreichen, gegebenenfalls mit dem passenden Rückgabewert, damit der Aufrufer darauf reagieren kann. Ein kritischer Aspekt bei der Implementierung ist die Erkennung, ob eine Fehler-Variable tatsächlich verwendet wurde oder nicht.
Das bedeutet, dass der Formatter eine gewisse Kontrolle über den Kontrollfluss und eine Analyse der Variablenverwendung benötigt. Erst wenn klar ist, dass ein Fehlerwert nicht geprüft oder verarbeitet wird, sollte der Boilerplate-Code ergänzt werden. Zudem muss die automatische Ergänzung den passenden Rückgabewert für Nicht-Fehler-Werte erzeugen, beispielsweise nil, 0 oder einen leeren String, abhängig vom Typ. Dies erfordert eine genaue Analyse der Funktionssignatur und der Ausgabetypen. Zusätzlich zu diesen technischen Herausforderungen bietet ein Formatter eine Möglichkeit, bereits vorhandene Fehlerbehandlungsblöcke zu erkennen und bei automatischer Ergänzung den existierenden Rückgabewert zu übernehmen, um Konsistenz zu schaffen.
Dadurch wird sichergestellt, dass der generierte Code nicht nur syntaktisch korrekt ist, sondern auch dem Stil und den Konventionen des bestehenden Codes folgt. Neben einem reinen Formatter gibt es Überlegungen, diese Funktionalität als Code-Action innerhalb eines Language Server Protocol (LSP) Servers wie gopls anzubieten. Das hätte den Vorteil, dass Entwickler die Automatisierung gezielt auf einzelne Funktionsteile oder -blöcke anwenden könnten, anstatt den gesamten Code automatisch umzugestalten. In der Entwicklungsumgebung könnte man beispielsweise direkt nach dem Schreiben eines Funktionsaufrufs eine Option wählen, um die passende Fehlerbehandlung ergänzen zu lassen. Das steigert die Kontrolle und den Komfort erheblich.
Diese Art von Automatisierung ist nicht ohne Kontroversen. Manche Go-Entwickler bevorzugen es, die komplette Fehlerbehandlung selbst zu schreiben, um flexibel auf verschiedene Fehler reagieren zu können. Andere hingegen sehen in der reduzierten Boilerplate eine Möglichkeit, den Fokus auf die eigentliche Logik zu legen, ohne durch repetitive Muster abgelenkt zu werden. Hier müssen Entwickler je nach Projektanforderungen und persönlichem Stil abwägen, wie viel Automatisierung sinnvoll ist. Go ist bekannt für seine explizite Art der Fehlerbehandlung, die bewusst auf komplexe Ausnahmen verzichtet und stattdessen einfache Kontrollstrukturen bevorzugt.
Die philosophische Diskussion, ob oder wie die Sprache mehr syntaktische Unterstützung bekommt, läuft seit Jahren. Der Vorschlag, zumindest einen Teil der Standardfehlerbehandlung automatisch zu generieren, setzt an einer pragmatischen Stelle an und bietet praktische Verbesserungen ohne Eingriffe in die Sprache oder ihren Compiler. Wichtig zu beachten ist, dass eine Automatisierung nicht die Notwendigkeit realistischer Fehlerbehandlung ersetzt. In vielen Fällen muss zusätzlich zur reinen Abfrage von err != nil auch Logging, spezifisches Cleaning, Recovery oder alternative Kontrollpfade programmiert werden. Die Automatisierung wäre daher vor allem für einfache und häufig genutzte Muster geeignet, wo ansonsten sehr viel Boilerplate-Code anfällt.
Die Entwicklung eines solchen Formatters erfordert eine Kombination aus statischer Codeanalyse, Typinformation und Kontrolle über den Quelltext. Die Technologie hinter goimports bietet eine gute Grundlage, da sie bereits Codeparsing und Manipulation beherrscht. Erweiterungen der Code-Analyse-Logik und eine ausgefeilte Typbestimmung sind nötig, um Fehlerbehandlungsblöcke korrekt einzufügen. Ein weiterer Vorteil eines solchen Tools wäre die Verbesserung der Codequalität. Häufige Fehler, etwa das Vergessen der Fehlerprüfung, könnten so verhindert werden.
Insbesondere in großen Teams oder bei der Integration von Code verschiedenster Entwickler könnte eine standardisierte und automatische Fehlerbehandlung die Wartbarkeit steigern und Fehlerquellen reduzieren. Der Einsatz eines Formatters oder einer LSP-Code-Action zur automatischen Fehlerbehandlung spiegelt auch den Trend zur Automatisierung und Tool-unterstützten Entwicklung wider. Moderne Entwicklungsumgebungen setzen immer mehr auf intelligente Tools, die den Entwickler von monotonen Aufgaben entlasten und dabei helfen, Best Practices umzusetzen. Schlussendlich hängt der Erfolg einer solchen Automatisierungslösung von der Akzeptanz in der Go-Community ab. Da viele Entwickler an den traditionellen, expliziten Fehlerprüfungen festhalten, wäre es wichtig, dass der Einsatz des Tools flexibel ist und an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden kann.