Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar. Globale Bemühungen konzentrieren sich darauf, den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch zu reduzieren, um katastrophale Folgen für Mensch und Umwelt abzuwenden. In diesem Kontext wird häufig über Kernenergie als vermeintliche „saubere“ und kohlenstofffreie Alternative zu fossilen Brennstoffen diskutiert. Trotz einiger Befürworter, die auf die Vorteile der Kernkraft setzen, muss kritisch hinterfragt werden, ob Nuklearenergie tatsächlich eine effektive und verantwortungsvolle Lösung ist, um den Klimawandel zu bekämpfen. Die Realität zeigt, dass konventionelle Kernkraft mit erheblichen Hindernissen, Risiken und Kosten verbunden ist, die sie aus mehreren entscheidenden Gründen als nachhaltige Antwort ausschließen.
Ein zentrales Problem bei der Umsetzung von Kernenergieprojekten ist die enorm lange Zeitspanne von der Planung bis zur Inbetriebnahme. In der Praxis brauchen Kernkraftwerke durchschnittlich 10 bis 20 Jahre, manche sogar länger, um fertiggestellt zu werden. Diese Verzögerung entsteht durch komplexe Genehmigungsverfahren, aufwendige Sicherheitsprüfungen, Finanzierungsfragen und nicht zuletzt technische Herausforderungen beim Bau. Diese enormen Vorlaufzeiten wirken kontraproduktiv im dringenden Kampf gegen die globale Erwärmung, denn die Reduktion von CO2-Emissionen muss schnell und großflächig erfolgen. In der Zwischenzeit, so zeigen Studien, sterben jährlich Millionen Menschen an Luftverschmutzung, vor allem verursacht durch fossile Brennstoffe.
Ein Wechsel zu Kernenergie verzögert jedoch die Umstellung, wodurch weitere Todesfälle und Umweltschäden vermieden werden könnten. Verglichen mit erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie gestaltet sich die Situation deutlich vorteilhafter: Windparks und Solaranlagen können wesentlich schneller realisiert werden. Der Aufbau solcher Anlagen benötigt durchschnittlich nur wenige Jahre, zudem ist die Installation von Solarpanelen auf Hausdächern mittlerweile oft innerhalb weniger Monate machbar. Somit ermöglichen erneuerbare Energien eine zeitnahe Reduktion der Emissionen und damit einen pragmatischeren Beitrag zur Klimastabilisierung. Die wirtschaftlichen Aspekte der Kernenergie sind ebenfalls kritisch zu hinterfragen.
Die Errichtung von Kernkraftwerken ist äußerst kostenintensiv. Bereits die sogenannten Levelized Cost of Energy (LCOE), also die durchschnittlichen Stromgestehungskosten, liegen für neue Kernkraftwerke weitaus höher als für Wind- oder Solarprojekte. Zudem wird in offiziellen Berechnungen häufig unterschätzt, wie sich Bauverzögerungen und teure Eskalationen auf die Gesamtkosten auswirken. Die Folgekosten durch mögliche Unfälle, wie die dreifache Kernschmelze in Fukushima mit geschätzten Kosten von mehreren hundert Milliarden US-Dollar, sowie die Kosten für die langfristige Lagerung des radioaktiven Abfalls sind in diesen Preisen nicht enthalten. Dadurch wird die wirtschaftliche Attraktivität der Kernenergie erheblich gemindert.
Ein weiterer gravierender Kritikpunkt ist das Risiko der nuklearen Proliferation. Der Ausbau von Kernenergie fördert die Verbreitung von Materialien wie Uran und Plutonium, die auch zur Herstellung von Kernwaffen genutzt werden können. Das birgt erhebliche geopolitische Risiken und Sicherheitsbedenken weltweit. Die Internationale Energieagentur und der Weltklimarat (IPCC) warnen ausdrücklich vor dieser Gefahr, da sie Konflikte verschärfen und die weltweite Sicherheit gefährden kann. Zudem können sogenannte Small Modular Reactors (SMRs), die als kleinere, leichter zu bauende Einheiten beworben werden, dieses Risiko sogar erhöhen, da sie leichter außerhalb etablierter Kontrollmechanismen operieren könnten.
Die Anschläge und Katastrophen der Vergangenheit untermauern auch das Risiko von Kernschmelzen und Unfällen. Trotz technischer Fortschritte in der Sicherheit besteht keine absolute Garantie, dass Naturkatastrophen, menschliches Versagen oder Terrorakte verhindert werden können. Die historischen Beispiele von Tschernobyl, Fukushima oder Three Mile Island zeigen, dass die Folgen eines solchen Unfalls katastrophal und oft über Jahrzehnte spürbar sind. Die Umweltschäden, Gesundheitsfolgen und wirtschaftlichen Kosten solcher Ereignisse sind enorm und langlebig. Hinzu kommt die gesundheitliche Belastung im Zusammenhang mit dem Uranabbau.
Die Gewinnung des radioaktiven Materials führt verstärkt zu Krankheiten, insbesondere Lungenkrebs bei Minenarbeitern, da natürliche Radioaktivität freigesetzt wird. Diese Gefahren sind in der Energiebereitstellung durch Sonne, Wind oder Wasser nicht vorhanden, da sie nicht den kontinuierlichen Abbau gefährlicher Ressourcen erfordern. Damit ist erneuerbare Energie auch im Hinblick auf Arbeitsschutz und öffentliche Gesundheit eine deutlich sicherere Alternative. Auch das Thema Emissionen bei der Kernenergie darf nicht vernachlässigt werden. Während im Betrieb selbst keine CO2-Emissionen entstehen, verursachen der Abbau und die Anreicherung von Uran, der Bau und Rückbau von Anlagen sowie die Entsorgung von Atommüll über den gesamten Lebenszyklus durchaus klimaschädliche Emissionen.
Studien zeigen, dass neue Kernkraftwerke pro erzeugter Kilowattstunde mehr CO2-Emissionen verursachen können als Wind- oder Solaranlagen, insbesondere wenn Verzögerungen beim Bau und die Nutzung fossiler Reservekapazitäten überschätzt werden. Letzteres wird oft bei Kernkraftwerken erforderlich, um Schwankungen im Stromnetz abzufangen, da diese nur langsam auf Bedarfsänderungen reagieren können. Batterien und erneuerbare Speichertechnologien haben hingegen eine viel höhere Flexibilität und werden dadurch immer leistungsfähiger und günstiger. Besonders kritisch ist die Problematik des Atommülls. Ausgebrannte Brennelemente bleiben über Hunderttausende von Jahren radioaktiv und müssen sicher gelagert werden.
Aktuell gibt es weltweit zahlreiche sogenannte Zwischenlager, in denen der Müll gelagert wird, jedoch keine allgemein akzeptierten Endlagerstätten, die die Sicherheit über sehr lange Zeiträume garantieren können. Die Lagerung stellt ein enormes finanzielles und logistisches Problem dar und birgt langfristige Gefahren für Umwelt und Wasserressourcen. Jeder weitere Ausbau der Kernenergie multipliziert diese Problematik und verlagert eine schwere Last auf zukünftige Generationen. Kritiker der Kernenergie weisen oft darauf hin, dass erneuerbare Energien wegen ihrer Fluktuation und Volatilität nicht alleine ausreichen würden und deshalb Gas- oder andere Backup-Systeme benötigt werden, um die Stromversorgung zu sichern. Doch gerade hier bietet die technologische Entwicklung neue Lösungen.
Fortschritte bei Batteriespeichern, Power-to-X-Technologien und intelligentem Netzmanagement erlauben zunehmend die effiziente Speicherung und Verteilung von erneuerbarer Energie und das Ausgleichen von Lastspitzen. Zudem zeigen zahlreiche Studien, dass eine vollständig auf erneuerbaren Quellen basierende Stromversorgung machbar und wirtschaftlich ist, ohne dabei auf Kernenergie zurückgreifen zu müssen. Ein Blick in die Realität bestätigt die Vorteile der schnellen Umsetzung erneuerbarer Energien. Länder, die frühzeitig auf Wind, Sonne und Wasserkraft gesetzt haben, konnten ihre CO2-Emissionen direkt senken, neue Arbeitsplätze schaffen und gleichzeitig Kosten für Strom reduzieren. Die Nuklearbranche hingegen ist oft auf staatliche Subventionen angewiesen, um unrentable oder veraltete Kraftwerke am Netz zu halten.
Dies bindet Finanzmittel, die in den Ausbau erneuerbarer Energien besser investiert wären, und verhindert dadurch die dringend notwendige Energiewende. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die konventionelle Kernenergie aus technischer, wirtschaftlicher, gesundheitlicher und sicherheitspolitischer Sicht keine tragfähige und nachhaltige Antwort auf die Klimakrise darstellt. Die langen Bauzeiten, hohen Kosten, Risiken von Unfällen und Proliferation sowie ungelöste Entsorgungsfragen führen dazu, dass Kernkraftwerke eher zu einer Verzögerung der notwendigen Energiewende beitragen als diese zu beschleunigen. Vielversprechender und effektiver ist der konsequente Umstieg auf erneuerbare Energien. Wind, Wasser und Sonne bieten eine schnell realisierbare, sichere und wirtschaftliche Alternative, um die Erderwärmung zu begrenzen.