Ethereum, die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung, steht im Zentrum intensiver Debatten über ihre Zukunftsfähigkeit. Charles Hoskinson, prominenter Entwickler und Gründer der Blockchain-Plattform Cardano sowie früherer Mitbegründer von Ethereum, hat in einem öffentlichen Gespräch klare Worte gefunden: Ethereum werde aller Wahrscheinlichkeit nach das Jahr 2035 nicht überleben. Diese faszinierende und provokative Vorhersage schlägt Wellen in der gesamten Krypto-Community und erhebt wichtige Fragen zu den zugrunde liegenden Herausforderungen, mit denen Ethereum konfrontiert ist – aber auch zu den Unterschieden im Design und in der Entwicklung von Cardano. Doch was steckt genau hinter Hoskinsons skeptischer Einschätzung? Warum glaubt er, dass Ethereum trotz seines aktuellen Erfolgs und seiner Beliebtheit langfristig Probleme hat? Und welche Implikationen hat das für die Blockchain- und Kryptowährungsbranche insgesamt? Charles Hoskinson vergleicht Ethereum mit ehemaligen Tech-Giganten wie MySpace oder BlackBerry – Unternehmen, die einst marktführend waren, aber den Wandel und die Innovationen nicht rechtzeitig adaptieren konnten. Er sieht Ethereum an einem kritischen Punkt, an dem interne Probleme und externer Druck beide eine Rolle spielen.
Ein Hauptanliegen ist das Skalierungsproblem von Ethereum. Die Plattform hat sich im Laufe der Zeit stark auf sogenannte Layer-Two-Lösungen verlassen, um Transaktionen schneller und günstiger zu machen. Diese zweiten Schichten funktionieren als Erweiterungen, entlasten das Hauptnetzwerk aber nicht ausreichend und wirken laut Hoskinson eher „parasitär“. Er argumentiert, dass diese Layer-Two-Protokolle dem Ethereum-Netzwerk wertvolle Ressourcen entziehen und die Kohärenz des Systems schwächen, anstatt es zu stärken. Während Cardano seine Skalierung von Grund auf mit Nachhaltigkeit und Effizienz entwirft, sieht Hoskinson bei Ethereum eine zunehmende Komplexität, die zur Trennung der Nutzer führt und die Plattform in ihrer Entwicklung hemmt.
Im Kern glaubt er, dass das Ethereum-Ökosystem immer unübersichtlicher und fragmentierter werde, was langfristig zu einer Abwanderung der Nutzer führen wird. Die ökonomischen Anreize innerhalb des Ethereum-Netzwerks – vor allem im Kontext von DeFi (dezentrale Finanzen) – erschweren laut Hoskinson eine klare Governance und die gezielte Weiterentwicklung der Plattform. Ethereum stehe vor dem Problem, dass seine eng verwobenen Drittanbieter-Layer und Protokolle schwer zu entwirren sind, wodurch eine echte, kohärente Evolution der Plattform blockiert würde. An mehreren Stellen kritisiert Hoskinson auch fundamentale Designentscheidungen von Ethereum. Er bezeichnet die zugrundeliegenden Protokolle als ungeeignet und verweist auf eine ineffiziente virtuelle Maschine (Ethereum Virtual Machine, EVM) sowie ein Konsensverfahren, das seiner Meinung nach nicht zukunftsfähig ist.
Solche Fehler hätten sich laut Hoskinson bereits früh angedeutet, wurden aber nicht rechtzeitig korrigiert. Stattdessen habe Ethereum auf sogenannte „Pflasterlösungen“ gesetzt, wie das Hinzufügen von Layer-Two-Technologien oder die Einführung von Strafmechanismen („Slashing“), die aber nur die Symptome bekämpften und die komplexen Probleme im Fundament des Systems nicht wirklich adressierten. Ein zentrales Problem sieht Hoskinson auch in der fehlenden On-Chain-Governance. Anders als Cardano verfüge Ethereum über keine gut ausgearbeitete, integrierte Governance-Struktur, mit der die Community und Entwickler effektiv und demokratisch Entscheidungen treffen könnten. Diese Schwäche behindere die Entwicklung und vergrößere die Konflikte innerhalb der Ethereum-Community, die schließlich die Stabilität und das Wachstum der Plattform bedrohen.
Im Gegensatz dazu hebt Hoskinson Cardanos Ansatz hervor, der von Beginn an auf nachhaltiges Wachstum, Skalierung und dezidierte Governance setzt. Cardano implementiert eine Proof-of-Stake-Konsensmechanik, die nicht nur effizienter ist als das frühere Proof-of-Work-Modell von Ethereum, sondern auch gut auf zukünftige Anforderungen ausgelegt sei. Die Einführung der sogenannten RISC-V Virtual Machine bei Cardano spiegele eine modulare, flexible Architektur wider, die eine zukunftssichere Entwicklung und Erweiterungen ermögliche. Auch die geplanten Governance-Initiativen wie Voltaire und Midgard sollen für eine demokratische Steuerung der Plattform sorgen und Konflikte entschärfen. Darüber hinaus betont Hoskinson, dass Cardanos Layer-Two-Plattformen wie Midnight und Hydra darauf ausgelegt sind, das Basissystem zu stärken, statt es auszubluten.
Diese sogenannten nicht-parasitären Layer seien entscheidend für die langfristige Gesundheit der Blockchain und eine effektive Skalierung. Diese technischen und strukturellen Unterschiede zwischen Ethereum und Cardano erklärt Hoskinson als Hauptgrund für seine optimistische Zukunftsaussicht für Cardano und seine pessimistischen Prognose für Ethereum. Auch die aktuelle Kursentwicklung spiegelt eine angespannte Marktlage wider: Während Ethereum kürzlich einen Wertverlust von rund 3,7 Prozent verzeichnete, fiel der Cardano-Kurs sogar um etwa 4,96 Prozent. Solche Schwankungen sind im volatilen Kryptomarkt nicht ungewöhnlich, untermauern aber, dass beide Projekte weiterhin in einem hart umkämpften Wettbewerbsumfeld stehen. Die Kritik von Hoskinson trifft einen Nerv, weil Ethereum seit seinem Start Pionierarbeit leistete und die Entwicklung von Smart Contracts sowie dezentralen Anwendungen weltweit maßgeblich vorantrieb.
Doch gerade diese Pionierphase zeichnete sich auch durch ein schnelles Wachstum und technische Herausforderungen aus. Die Frage, ob Ethereum in der Lage sein wird, diese Herausforderungen zu meistern oder an seiner Komplexität zu scheitern, bestimmt maßgeblich die Zukunft vieler Projekte, die auf Ethereum aufbauen. Hoskinsons Prognose dient als Weckruf für die gesamte Blockchain-Community, sich verstärkt mit Fragen der nachhaltigen Skalierung, Governance und technischer Architektur zu beschäftigen. Gleichzeitig eröffnet seine Sichtweise ein spannendes Forschungsfeld über Wettbewerb, Innovation und technologische Evolution in der Welt der Kryptowährungen. Für Anleger und Nutzer ist wichtig zu beachten, dass jede technologische Plattform ihre Stärken und Schwächen hat.
Entscheidungen sollten nicht allein auf Spekulationen basieren, sondern gründliche Analysen und fundiertes Wissen einbeziehen. In eine langfristige Bewertung von Ethereum fließen viele Faktoren ein: technologische Updates, Community-Support, regulatorische Entwicklungen und das allgemeine Marktumfeld. Während Ethereum mit der Umstellung auf Proof of Stake und der Einführung von Netzwerkverbesserungen (ETH 2.0) bereits Schritte unternimmt, um wichtige Probleme zu adressieren, ist Hoskinsons Einschätzung klar: Die Zeit drängt, und der Wettbewerb mit anderen Netzwerken ist intensiver denn je. Auch Cardano steht selbst vor Herausforderungen, muss seine Versprechen noch vollständig erfüllen und sich als verlässliche und skalierbare Blockchain bewähren.