Im März 2025 kündigte US-Vizepräsident JD Vance an, dass er seine Frau auf deren Reise nach Grönland begleiten werde. Diese Entscheidung wird als Zeichen gewertet, dass die Vereinigten Staaten ihr Interesse an Grönland und deren strategischer Bedeutung für die globale Sicherheit deutlich verstärken wollen. Grönland, eine riesige, mineralreiche Insel, die politisch zu Dänemark gehört, befindet sich im Zentrum geopolitischer Spannungen zwischen westlichen und aufstrebenden Mächten wie Russland und China. Vance betonte in einem Online-Video, dass die Sicherheit der Menschen in Grönland eine ausschlaggebende Rolle für die Sicherheit der gesamten Welt spiele. Mit dieser Erklärung knüpft er an frühere US-Interessen an, auch jene, die damals unter der Präsidentschaft von Donald Trump auftauchten.
Trump hatte in der Vergangenheit öffentlich über eine mögliche Kontrolle der USA über Grönland nachgedacht, was in Europa, insbesondere in Dänemark, für beträchtliche Irritationen sorgte. Zudem wurde diese Haltung von der Bevölkerung Grönlands selbst deutlich abgelehnt. Die Bedeutung Grönlands ist nicht nur auf seine Rohstoffvorkommen beschränkt, sondern vor allem auch auf seine geostrategische Lage. Die Insel fungiert als wichtiger Zugangspunkt zur Arktis sowie zu den Nordatlantik-Seerouten, die entscheidend für den internationalen Schiffsverkehr und militärische Operationen sind. Aufgrund der sich schnell verändernden klimatischen Bedingungen im arktischen Raum schmilzt das Meereis und macht diese Wasserstraßen zunehmend zugänglich.
Dies führt zu verstärkten Aktivitäten und Wettbewerben um Einfluss und Kontrolle zwischen den großen Mächten. JD Vance erwähnte, dass neben den Vereinigten Staaten auch Russland und China versuchen, ihre Präsenz in der Region auszubauen. Russland hat seine militärischen Stützpunkte erweitert und China verfolge wirtschaftliche Interessen durch den Ausbau von Kooperationen mit arktischen Staaten. In diesem Kontext ist die langjährige Verteidigungsvereinbarung zwischen den USA und Dänemark besonders bedeutsam. Seit 1951 regelt sie die gemeinsame Verteidigung Grönlands, wobei unter anderem US-Militäreinrichtungen auf der Insel betrieben werden dürfen.
Für die bevorstehende Reise plant Vance, einen US Space Force-Stützpunkt an der Nordwestküste Grönlands zu besuchen. Diese Einrichtung unterstreicht die zunehmende Bedeutung der strategischen Überwachung und Verteidigung der Arktis aus dem Weltraum heraus. Gleichzeitig besitzt die Insel aber auch eine reiche kulturelle Identität, die von der zweiten Dame, Usha Vance, und einem ihrer Kinder im Rahmen ihres Aufenthaltes erkundet wird. Sie werden historische Stätten besuchen und sich mit der Kultur der grönländischen Bevölkerung vertraut machen. Die grönländische Regierung sowie die Regierung Dänemarks hatten bereits vor der offiziellen Ankündigung der Reise ihre Kritik an den US-Plänen deutlich gemacht.
Die grönländische Regierung teilte auf Facebook mit, dass weder eine private noch eine offizielle Einladung für US-Besuche vorliege. Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach von „inakzeptablem Druck“ seitens der USA. Kritiker weisen darauf hin, dass die derzeitige politische Situation in Grönland kompliziert sei, da kein funktionierendes grönländisches Regierungsamt im Amt sei, was die diplomatischen Abläufe in der Region erschwere. Experten wie Marc Jacobsen vom Royal Danish Defence College erklären, dass US-Visiten grundsätzlich durch die langjährige Verteidigungsvereinbarung gedeckt seien, die es den USA erlaubt, Militärstützpunkte zu unterhalten und zu inspizieren. Die Kontroverse entstehe vor allem durch das Timing des Besuchs, das in einer politisch sensiblen Phase stattfinde.
Die historische Beziehung der USA zu Grönland ist vielschichtig. Während des Kalten Krieges war die Insel ein bedeutender Stützpunkt zur Überwachung sowjetischer Aktivitäten. Heute haben technologische Neuerungen und das wachsende Interesse an natürlichen Ressourcen die Bedeutung Grönlands weiter erhöht. Ölfelder, seltene Erden, Mineralien und andere Bodenschätze locken internationale Konzerne, während nationale Regierungen versuchen, den Einfluss zu sichern und auszubauen. Neben den wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Aspekten spielt auch der soziale und ökologische Wandel eine zentrale Rolle.
Die grönländische Bevölkerung, die überwiegend indigener Herkunft ist, sieht sich einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber. Dazu zählen der Klimawandel, wirtschaftliche Abhängigkeiten, kulturelle Identität und politische Autonomie. Die Beziehung zu Dänemark wird immer wieder neu verhandelt, während internationale Eingriffe wie die geplante US-Reise oft mit Argwohn betrachtet werden. JD Vance machte deutlich, dass aus seiner Sicht die Regierungen Dänemarks und Kanadas sowie die USA Grönland zu lange vernachlässigt hätten. Seine Reise soll daher auch als Weckruf verstanden werden, die Bedeutung der Insel neu zu bewerten und gemeinsame Sicherheitsstrategien zu vertiefen.
Indem er seine Frau begleitet, zeigt Vance, dass der Aufenthalt auch familiäre Komponenten hat, was möglicherweise helfen soll, die Reise diplomatisch weniger konfrontativ erscheinen zu lassen. Parallel zu den politischen Entwicklungen in Grönland verschärfen sich die globalen Konflikte und geopolitischen Rivalitäten. Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen rund um den Nahen Osten lenken zwar den Fokus der internationalen Öffentlichkeit auf andere Brennpunkte, doch die Arktis erlebt eine stille Eskalation. Immer mehr Nationen, darunter auch Südostasiatische und Europäische Länder, richten ihr Augenmerk auf diese Region. Die USA sehen sich daher gezwungen, ihre Stellung nicht nur diplomatisch, sondern auch militärisch zu stärken.
Die geplante Reise ist auch ein Spiegelbild innenpolitischer Interessen innerhalb der USA. JD Vance, der Vizepräsident unter Präsident Donald Trump, nutzt die Gelegenheit, um außenpolitische Stärke zu demonstrieren und das Thema globale Sicherheit in den Vordergrund zu rücken. Allerdings birgt das Vorgehen auch Risiken für die transatlantischen Beziehungen, da Dänemark und Grönland ihre Selbstbestimmung hochhalten und ungebetene Einmischungen nicht hinnehmen wollen. Die strategische Bedeutung Grönlands wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Steigende Rohstoffpreise, Erschließungen neuer Handelsrouten und militärische Überlegungen markieren die Insel als Dreh- und Angelpunkt zukünftiger geopolitischer Auseinandersetzungen.