Am Tag 12 der Theaterchallenge "Moby Dick" am Deutschen Nationaltheater Weimar (DNT) sollte die Adaption des weltberühmten Romans von Herman Melville einen Höhepunkt darstellen. Das Stück, das die epische Jagd des Kapitäns Ahab nach dem legendären weißen Wal Moby Dick auf die Bühne bringt, versprach eine kritische Auseinandersetzung mit der Mensch-Natur-Thematik, die in Melvilles Werk so tief verankert ist. Die Premiere des Stücks am DNT Weimar jedoch hinterließ eine große Enttäuschung. Die Inszenierung, so berichten Kritiker, konnte nicht mit dem Tiefgang und der Komplexität des Originals mithalten. Trotz der herausragenden Aktualität des Themas und der immer noch greifbaren Umweltprobleme, die das Stück anspricht, gelang es der Inszenierung nicht, eine Brücke zur heutigen Ausbeutung der Natur durch den Menschen zu schlagen.
"Moby Dick", einst von Kritikern zerrissen, ist heute als Weltliteratur anerkannt. Die Geschichte von Ahab, dem von Rache getriebenen Kapitän, der den Wal zur Strecke bringen will, um seine eigene Erlösung zu finden, birgt tiefgreifende menschliche und existenzielle Themen. Doch in der Weimarer Inszenierung des Stücks fehlte es an der intensiven Spannung und an der Darstellung der Widersprüchlichkeit des menschlichen Handelns, die Melvilles Werk so einzigartig machen. Das Produktionsteam des DNT Weimar, angeführt von Regisseur Sebastian Martin und Dramaturg Carsten Weber, entschied sich, den umfangreichen Stoff auf 50 Seiten zu komprimieren. Die Verkürzung des Textes führte dazu, dass die Charaktere größtenteils als Erzähler agierten, was die Tiefe und die emotionale Verbundenheit mit den Figuren erschwerte.
Trotz des visuellen Potenzials und der künstlerischen Gestaltung der Bühne mit riesigen weißen Segeln mangelte es der Inszenierung an Tiefe und Brillianz. Die Brücke zur heutigen Zeit, in der Umweltschutz und Nachhaltigkeit so drängend sind, wurde nicht überzeugend geschlagen. Die Darstellung der Walfänger als emotionslose Psychopathen und die Verwendung von reichlich Kunstblut bei der Wal-Schlachtung auf der Bühne ließen die Zuschauer eher verstört als nachdenklich zurück. Die eigentliche Brisanz und Aktualität des Stücks wurde nicht ausreichend zur Geltung gebracht. Insgesamt bleibt die Premiere von "Moby Dick" am DNT Weimar eine verpasste Chance, die tiefgreifenden Themen des Romans in einer zeitgemäßen und berührenden Inszenierung zu präsentieren.
Trotz des künstlerischen Engagements und der visuellen Gestaltung konnte die Aufführung nicht mit dem literarischen Meisterwerk mithalten, das auch heute noch so viel zu sagen hat.