Die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland und weltweit zeigt sich derzeit von einer eher pessimistischen Seite. Die sogenannten Softdaten, die Stimmungsindikatoren wie Umfragen unter Verbrauchern und Unternehmen umfassen, sind in den vergangenen Monaten deutlich gefallen. Experten und Anleger sehen hierin oft ein Signal für drohende wirtschaftliche Schwierigkeiten bis hin zu einer möglichen Rezession. Gleichzeitig weisen jedoch die sogenannten Harddaten, also objektive Messgrößen wie Beschäftigtenzahlen, Kreditvergabe, Inflationsraten und reale Wirtschaftsleistung, weiterhin auf eine robuste Wirtschaft hin. Diese Diskrepanz erzeugt Unsicherheit, aber auch Chancen auf den Kapitalmärkten.
Die Bank of America (BofA) hat in diesem Zusammenhang ihre optimistische Einschätzung bezüglich des Aktienmarkts veröffentlicht und prognostiziert eine mögliche Kurssteigerung von 17 % im nächsten Jahr, sofern die befürchtete Rezession ausbleibt. Diese Einschätzung scheint im Widerspruch zur allgemeinen Stimmung zu stehen, wirft aber interessante Fragen zur Interpretation und Bedeutung wirtschaftlicher Indikatoren auf. Die Stimmung bei Wirtschaftsakteuren und Verbrauchern hat in den letzten Monaten stark nachgelassen. Indikatoren wie der ISM Manufacturing PMI, der die Lage im verarbeitenden Gewerbe abbildet, liegen im Bereich unter 50, was traditionell als Kontraktion interpretiert wird. Auch die Verbraucherzuversicht, gemessen durch den Consumer Confidence Index der Conference Board, fiel auf ein Niveau, das zuletzt während der Pandemie im Jahr 2020 erreicht worden war.
Darüber hinaus deutet der Expectations Survey auf eine steigende Erwartung einer baldigen Rezession hin. Auf den ersten Blick könnte das eine klare Warnung für Anleger sein, sich auf schwierige Zeiten vorzubereiten oder sogar sich aus dem Aktienmarkt zurückzuziehen. Doch die harten Daten erzählen eine andere Geschichte. Trotz der negativen Sentiments bleibt die Arbeitslosenquote niedrig, und die Zahl der Antragsteller auf Arbeitslosengeld ist stabil. Die Kreditmärkte zeigen durch enge Kreditspreads an, dass das Risiko für Zahlungsausfälle gering bleibt.
Zusätzlich wächst der Reallohn, was wiederum die Konsumnachfrage stützt und einen Preisdruck abmildert. Dieser Gegensatz zwischen weichen und harten Daten ist auffallend, womit die Stimmungskrise nicht zwangsläufig in eine reale Wirtschaftskrise münden muss. Historisch gesehen hat sich gezeigt, dass sich die Aktienmärkte gerade dann besonders gut entwickeln können, wenn die Stimmungsindikatoren ein stark pessimistisches Bild zeichnen, das sich anschließend nicht in einer tatsächlichen Rezession manifestiert. Bank of America verweist in ihrer Analyse auf Daten der letzten 70 Jahre. In Phasen, in denen etwa die ISM-Umfragen stark nachgaben ohne dass anschließend eine Rezession folgte, stiegen die US-Aktienmärkte im Durchschnitt um 17 % innerhalb eines Jahres an.
Ähnlich entwickelte sich das Kreditsegment mit einer Renditezunahme von rund 8 %. Diese Erkenntnis eröffnet Investoren die Perspektive, kurzfristige Marktschwäche als Kaufgelegenheit zu nutzen, statt voreilig defensive Maßnahmen zu ergreifen. Für das Jahr 2025 zeigt sich daher ein Bild, welches zwar von sehr schwacher wirtschaftlicher Stimmung begleitet wird, aber nicht zwangsläufig in einer Wirtschaftskrise enden muss. BofA und viele andere Analysten sehen die jüngste Entspannung in den US-chinesischen Handelsgesprächen als einen wichtigen Faktor, der das Risiko einer Rezession verringert. Der Handelsstreit mit China hatte zuvor viele Unternehmen verunsichert und deren Investitionsbereitschaft gedämpft.
Eine vorläufige Einigung oder ein moderater Ausgleich der Spannungen könnte dagegen neue Investitionen anregen und die Produktionsaktivitäten beleben. Außerdem wird mit einer Erholung der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal gerechnet, nachdem das erste Quartal durch vorgezogene Importe vor den angekündigten Tarifsteigerungen belastet war. Laut BofA könnte das Bruttoinlandsprodukt dadurch mit etwa 2 % wachsen, was den konjunkturellen Abschwung abfedert. Zusätzlich bleibt das Umfeld durch mögliche Steuererleichterungen und Deregulierungsmaßnahmen seitens der Politik unterstützend. Auch die Verlagerung von Lieferketten und Produktion zurück in die eigenen Länder gilt als positive Entwicklung, die mittelfristig das Wirtschaftswachstum stabilisieren kann.
Für Anleger stellt sich die Frage, wie sie mit dem widersprüchlichen Informationsmix umgehen sollten. Ein rein auf Stimmungsdaten basierender Pessimismus könnte verleiten, Chancen zu verpassen. Die historischen Daten verdeutlichen, dass dezidiert negative Sentiments ohne sich daraus ableitende wirtschaftliche Abschwächung in der Vergangenheit vor allem bewährten und risikobereiten Investoren zugutekamen. Natürlich ist eine Einschätzung wie die von BofA keine Garantie, sondern vielmehr eine informierte Prognose, die auf umfassenden Datenanalysen beruht. Anleger sollten daher ihre Portfolios sorgfältig prüfen und auf eine angemessene Diversifikation achten, um sowohl bei weiterem wirtschaftlichen Fortschritt als auch bei ungünstigen Entwicklungen flexibel zu bleiben.
Die Dynamik der weltweiten Wirtschaft und der Finanzmärkte hängt von zahlreichen Faktoren ab, die sich schnell ändern können – von geopolitischen Spannungen über geldpolitische Entscheidungen bis hin zu unvorhergesehenen externen Schocks. Dennoch bietet der derzeitige Zustand eine Möglichkeit, den starken Rückgang der Wirtschaftsstimmung als potentielles Signal für eine baldige Aktienrallye zu sehen, wenn die realwirtschaftlichen Rahmenbedingungen stabil bleiben. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kombination aus schwacher Stimmung und stabilen Fundamentaldaten eine interessante Ausgangsposition für Investoren schafft. Während die konjunkturellen Berichte und Stimmungsumfragen mit Sorgenfalten aufwarten, zeigen die realwirtschaftlichen Indikatoren, dass die Risiken für eine Rezession derzeit begrenzt sind. Im Fall eines ausbleibenden Wirtschaftsabschwungs könnten die Aktienmärkte deutlich zulegen, was mit dem historischen Durchschnitt von etwa 17 % Kursgewinn übereinstimmt.
Für Anleger ist es daher empfehlenswert, den Fokus nicht nur auf kurzfristig negative Stimmungssignale zu legen, sondern vielmehr die Gesamtentwicklung und die „harten“ Wirtschaftsdaten genau zu beobachten. So könnten sich in einem unsicheren Umfeld durchaus attraktive Chancen ergeben, um Vermögen langfristig zu steigern und sich auf die vorteilhafte Marktphase vorzubereiten, die eine nachlassende Rezessionsangst mit sich bringen kann.