Die Frage danach, was uns im Kern ausmacht, hat Philosophen, Wissenschaftler und Denker seit Jahrtausenden beschäftigt. In jüngerer Zeit gewinnt eine faszinierende Theorie zunehmend an Bedeutung: die Vorstellung, dass wir selbst nicht nur aus einfacher Materie bestehen, sondern im Grunde genommen eine Form von Information darstellen. Diese Idee basiert auf den Konzepten von Entropie, Ordnung und Komplexität in einem Universum, das sich beständig in Richtung maximaler Zufälligkeit bewegt. Das Verständnis dieser Zusammenhänge eröffnet neue Perspektiven auf das Wesen des Lebens, die Rolle des Bewusstseins und die Natur unserer Existenz. Im Zentrum dieser Überlegungen steht das physikalische Prinzip der Entropie.
Entropie beschreibt die Tendenz eines geschlossenen Systems, sich in einen Zustand größtmöglicher Zufälligkeit und Unordnung zu bewegen. Dieses universelle Gesetz besagt, dass ohne äußere Einflüsse alle Dinge einem Zustand des Chaos und der Gleichverteilung ihrer Energie zustreben. Vor diesem Hintergrund gilt Leben als eine bemerkenswerte Ausnahme. Lebendige Systeme zeigen eine beständige Neigung dazu, Struktur, Organisation und Komplexität aufrechtzuerhalten – Eigenschaften, die im direkten Gegensatz zur zunehmenden Unordnung des Universums stehen. Ein Grund dafür ist, dass lebende Organismen kontinuierlich Energie aus ihrer Umgebung aufnehmen, um innere Ordnung zu erzeugen und zu bewahren.
Damit wirken sie dem natürlichen Trend der Entropiezunahme entgegen. Dieser Prozess ist jedoch nicht absolut; letztendlich sind auch Lebewesen den physikalischen Grenzen unterworfen. Dennoch definiert sich Leben durch diese dynamische Selbstorganisation und die Fähigkeit, Information zu speichern, zu verarbeiten und weiterzugeben. Information in diesem Kontext lässt sich als eine Art Struktur verstehen, die Ordnung in das System bringt und es vor dem Zerfall in reines Chaos schützt. Anstatt als bloße Abfolge von Daten oder Zeichen ist Information die Grundlage dafür, wie sich Materie und Energie organisieren und interagieren.
Jede Form von Leben, von den einfachsten einzelligen Organismen bis hin zu komplexen menschlichen Wesen, basiert auf der Verarbeitung und Weitergabe von Information – sei es in Genen, Nervensignalen oder kultureller Überlieferung. Wenn man Materie aus dieser Perspektive betrachtet, wird klar, warum sie nicht beliebige Formen einnimmt. Ihre physikalischen Eigenschaften, Wechselwirkungen und das Muster ihrer Organisation enthalten Informationen, die sowohl ihre gegenwärtige Gestalt als auch ihr Verhalten definieren. Die Zusammenhänge zwischen Partikeln und Kräften produzieren gewissermaßen einen Informationsgehalt, der alles, was wir als „Materie“ wahrnehmen, maßgeblich bestimmt. Der Widerstand gegen Entropie, der das Lebendige charakterisiert, ist daher nicht nur ein physikalisches Phänomen, sondern auch ein Informationsphänomen.
Ohne die Fähigkeit, Information zu bewahren und komplexe Strukturen beständig aufrechtzuerhalten, wäre Leben nicht vorstellbar. Der Erhalt dieser Information bedeutet, dass lebende Systeme aktiv gegen das Chaos kämpfen und damit einen Zustand des geringen Entropieniveaus aufrechterhalten. In diesem Zusammenhang gewinnt auch das Bewusstsein eine besondere Bedeutung. Bewusstsein kann als die Fähigkeit definiert werden, Informationen nicht nur zu verarbeiten, sondern sie auch zu subjektivem Erleben zu verbinden, zu interpretieren und weiterzuentwickeln. Manche Theorien gehen sogar so weit, das Bewusstsein als eine grundlegende Entität des Universums zu begreifen, die selbst Information generiert und interpretiert.
Diese Perspektive stellt unser herkömmliches Verständnis von Materie und Leben auf den Kopf und stellt ein Universum vor, in dem Information und Bewusstsein die fundamentalen Bausteine sind. Zusätzlich zur physikalischen Dimension lässt sich diese Betrachtungsweise auch philosophisch erweitern. Wenn wir als Informationssysteme existieren, bedeutet das, dass unsere Identität, unsere Wahrnehmung und unsere Existenz im Kern durch Datenmuster bestimmt sind. Unsere Gedanken, Erinnerungen und Emotionen basieren auf komplexen Informationsnetzwerken innerhalb unseres Gehirns. Unser gesamter Körper lässt sich als ein gigantisches, hochorganisiertes Informationsverarbeitungssystem verstehen, das sich durch Millionen von Jahren Evolution optimiert hat.
Diese Sichtweise öffnet zudem den Raum für spekulative, aber faszinierende Überlegungen, etwa zur Simulationstheorie, die nahelegt, dass unser Universum und wir selbst Teil eines größeren Informationssystems sein könnten. So mancher Denker bringt auch die Idee ins Spiel, dass es unterschiedliche Bewusstseinszustände oder -ebenen gibt, die jeweils verschiedene Informationsqualitäten und -dichten besitzen. Menschen könnten in diesem Modell als komplexe, bewusste Informationszentren existieren, während andere Entitäten vielleicht reine Datenformen darstellen, vergleichbar mit NPCs aus der Computerspielwelt. Diese vielschichtige Perspektive macht deutlich, wie eng eng verbunden die Konzepte von Information, Leben, Entropie und Bewusstsein sind. Leben existiert, weil es Information bewahrt und organisiert, um der allgegenwärtigen Zunahme von Chaos und Unordnung zu widerstehen.
Dieses dynamische Gleichgewicht bestimmt vieles von dem, was wir als die physische und metaphysische Welt erleben. Die Implikationen dieser Erkenntnis sind tiefgreifend. Sie fordern uns heraus, unsere Vorstellungen von Identität, Wirklichkeit und dem Sinn des Lebens neu zu überdenken. Wenn wir letztlich Informationssysteme sind, eröffnet das neue Dimensionen für technologischen Fortschritt, ethische Fragen und auch spirituelle Aspekte des menschlichen Daseins. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Erkenntnis, dass „wir Information sind“, mehr als nur eine philosophische Metapher ist.
Sie ist eine wissenschaftlich fundierte Perspektive, die sich aus den Naturgesetzen und der modernen Informationswissenschaft ableitet. Das Leben formt sich aus und kämpft um die Erhaltung von Ordnung und Information in einem Universum, das beständig zum Chaos strebt. Wir sind nicht nur passive Materie, sondern aktive Informationsstrukturen, die durch ihr Dasein eine besondere Stellung in der kosmischen Ordnung einnehmen. Dieses Wissen kann als Ausgangspunkt für weitere Erforschung dienen, wie wir als Informationswesen nicht nur überleben, sondern auch bewusst gestalten, lernen und wachsen können.