In der Welt der Kryptowährungen gibt es zahlreiche Projekte, die mit innovativen Konzepten versuchen, sich einen Platz im digitalen Finanzuniversum zu sichern. Eines dieser viel diskutierten Projekte ist das Pi Network, das insbesondere dadurch auffällt, dass es Nutzern ermöglicht, Kryptowährung direkt auf dem Smartphone zu „minen“. Dabei verspricht das Projekt Einfachheit und Zugänglichkeit - Eigenschaften, die viele in der Kryprowährungsszene bisher vermisst haben. Doch was genau verbirgt sich hinter Pi Network und dem sogenannten Pi Coin? Wie funktioniert das Mining auf dem Handy und welche Risiken sowie Chancen sind damit verbunden? Die folgende Analyse geht dieser Frage ausführlich nach und bietet einen ausführlichen Einblick in das Projekt, das trotz einer großen Nutzerbasis weiterhin im Fokus der Kritik und Spekulation steht. Pi Network wurde 2018 von zwei Stanford-Universitätsforschern, Nicolas Kokkalis und Chengdiao Fan, ins Leben gerufen.
Ihr Ziel war es, eine digitale Währung zu erschaffen, die für alltägliche Nutzer zugänglich ist – ohne teure Hardware oder komplexes technisches Wissen. Der Name „Pi“ wurde nicht zufällig gewählt. Am 14. März 2019, dem weltbekannten Pi-Tag, wurde die erste Version der Pi Network App veröffentlicht und ein Ziel formuliert: Kryptowährung zugänglicher zu machen. Das wohl größte Alleinstellungsmerkmal des Pi Network ist die Möglichkeit, das Kryptomining auf dem Smartphone durchzuführen.
Während etablierte Kryptowährungen wie Bitcoin das Lösen komplexer mathematischer Probleme erfordern, die immense Rechenleistung von spezialisierten Geräten benötigen, funktioniert Pi ganz anders. Nutzer können einmal alle 24 Stunden in der App eine Schaltfläche antippen, um Pi Coins zu „minen“. Der Begriff Mining ist dabei allerdings irreführend, da tatsächlich keine Blockchain-Transaktionen validiert oder komplexe kryptografische Prozesse durchgeführt werden – vielmehr erhält der Nutzer eine Art Gutschein für Pi Coins, der bestätigt, dass es sich um einen echten Menschen handelt, also keinen Bot. Vor allem das Prinzip der Zugänglichkeit hat dem Pi Network innerhalb kurzer Zeit eine enorme Community beschert. Weltweit nutzen über 33 Millionen Menschen die App, um Pi Coins zu sammeln.
Der Mining-Prozess ist spielerisch einfach und erfordert keinen Stromverbrauch wie das traditionelle Mining, was bei detaillierter Betrachtung auch die Kritik an der fehlenden „echten“ Blockchain und dem damit einhergehenden potenziellen Wertverlust erklärt. Aktuell existiert laut offiziellen Angaben noch keine Hauptblockchain, auf der die Pi Coins basieren. Ohne eine funktionierende Blockchain bleibt der Wert der digitalen Währung theoretisch bei null, denn sie kann noch nicht gehandelt, verkauft oder anderweitig genutzt werden. Die Funktionsweise des Pi Network ist auf den ersten Blick sehr benutzerfreundlich gestaltet. Nutzer müssen die App einmal täglich öffnen und auf einen sogenannten Blitz-Button tippen, woraufhin das „Mining“ startet und für 24 Stunden läuft.
Nach Ablauf dieser Zeit ist eine erneute Bestätigung nötig, um den Prozess fortzusetzen. Wer früher eingestiegen ist, verdient nach eigenen Angaben mehr Pi Coins pro Stunde als spätere Nutzer. Gleichzeitig kann die Einnahme durch den Aufbau von sogenannten Sicherheitsschutzkreisen – Gruppen vertrauenswürdiger Kontakte – sowie durch die Einladung weiterer Nutzer erhöht werden. Diese Struktur erinnert nicht zufällig an Elemente von Multi-Level-Marketing-Methoden (MLM), was auch als einer der umstrittenen Aspekte des Projekts gilt. Die App erfordert zudem eine Einladung, was die Exklusivität der Gemeinschaft und das Wachstum des Netzwerkes über Empfehlungen fördert.
Neben den sogenannten Pionieren, die das Mining durchführen, gibt es weitere Rollen innerhalb des Systems. Als „Contributor“ kann der Nutzer andere vertrauenswürdige Mitglieder zum Sicherheitsschutzkreis hinzufügen, was den Mining-Bonus erhöht. „Ambassadors“ sind diejenigen, die neue Nutzer werben und dafür ebenfalls Boni erhalten. Schließlich existieren noch die „Nodes“, Nutzer, die spezialisierte Software auf ihrem Computer betreiben, um am Netzwerk teilzunehmen. Diese Funktion befindet sich allerdings noch in der Entwicklungs- und Testphase.
Die Roadmap von Pi Network sieht vor, in einer dritten Phase einen Hauptnetzenstart (Mainnet) zu realisieren, bei dem die Pi Kryptowährung auf einer eigenen Blockchain erstmals handelbar und transferierbar sein soll. Allerdings gibt es dazu bislang keine genauen Zeitangaben, was viele Beobachter skeptisch macht. Die Unsicherheit und ein mangelnder Nachweis funktionierender Transaktionen führen dazu, dass der Wert von Pi Coins derzeit als null angesehen wird. Zwar handelt es sich um kein bezahltes Programm, sodass Nutzer kein finanzielles Risiko eingehen – ihre Investition beschränkt sich auf Zeit und gelegentliches Öffnen der App. Dennoch sollten potenzielle Nutzer sorgsam abwägen, ob das Engagement sinnvoll ist.
Ein weiteres Thema, das nicht unerwähnt bleiben darf, ist der Umgang mit Nutzerdaten durch das Pi Network. Die App sammelt persönliche Informationen, App-Nutzungsdaten und andere werberelevante Daten, die nach eigenen Angaben auch verkauft werden können. Dies wiederum wirft Fragen hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit auf. Vor allem im Angesicht der sogenannten KYC-Verfahren (Know Your Customer), bei dem Nutzer schon frühzeitig offizielle Ausweisdokumente hochladen müssen, um im späteren Verlauf Kryptowährungen kaufen, verkaufen oder handeln zu können. Diese Praktiken sollten für jeden Nutzer ein wichtiger Aspekt sein, bevor er sich auf das Netzwerk einlässt.
Auch wenn Pi Network keine finanziellen Investitionen erfordert, argumentieren Kritiker, dass die stetige Aufforderung zum täglichen Einloggen und Mitmachen für viele Nutzer ein fragwürdiges „Zeitspiel“ ist. Die Vorstellung, eine Kryptowährung zu minen, die womöglich nie einen realen Wert erlangt, führt daher zu gemischten Reaktionen. Einige sehen darin ein soziales Experiment, das untersucht, wie lange Menschen bereit sind, digitaler Arbeit nachzugehen, ohne eine echte Gegenleistung zu sehen. Die Zukunft des Pi Network und der Pi Coins ist zum aktuellen Zeitpunkt schwer einzuschätzen. Auf der einen Seite steht der Traum, Kryptowährung endlich massentauglich zu machen und durch niedrige Einstiegshürden eine breite Akzeptanz zu erreichen.
Auf der anderen Seite sprechen zahlreiche Punkte dagegen: Keine funktionierende Blockchain, fehlende Handelbarkeit des Coins, unklare Roadmap und der datenschutzrechtliche Schatten. Wer ernsthaft in Kryptowährungen investieren möchte, sollte daher eher auf etablierte Alternativen setzen wie Bitcoin, Ethereum oder andere Coins mit funktionierendem Ökosystem und realem Marktwert. Für alle, die dennoch Pi Network ausprobieren wollen, gestaltet sich der Einstieg einfach. Die App ist für iOS und Android verfügbar, das Anlegen eines Accounts erfordert einen Einladungs-Code von bestehenden Nutzern, der jedoch im Internet leicht zu finden ist. Nach der Registrierung genügt ein tägliches Besuchen der App, um die Pi Coins anzusammeln.
Je mehr Kontakte man über sein Einladungssystem bringt, desto höher die potenziellen Erträge. Zusammenfassend ist Pi Network ein interessantes und innovatives Konzept, das aber noch weit davon entfernt ist, eine vollwertige Kryptowährung zu sein. Die App verspricht einfache Nutzung und attraktive Belohnungen, doch ohne eine tatsächliche Blockchain und Handelbarkeit bleibt der Nutzen begrenzt. Nutzer sollten sich bewusst sein, dass sie in erster Linie Daten und Zeit investieren und im Moment keinen direkten finanziellen Gewinn aus dem Mining ziehen können. Dennoch könnte Pi Network in Zukunft eine interessante Rolle spielen, falls es tatsächlich gelingt, das Mainnet zu starten und echte Transaktionen möglich zu machen.
Der Umgang mit der Kryptowährung der Zukunft erfordert sowohl Neugier als auch Vorsicht. Das Pi Network zeigt eindrucksvoll, wie Innovation und soziale Nutzung digitaler Währungen miteinander verschmelzen können. Doch die endgültige Bewertung hängt davon ab, ob es den Machern gelingt, das Versprechen einzulösen und die Digitalisierung von Geld tatsächlich für die breite Masse zu revolutionieren.