Die Luftfahrtindustrie befindet sich in einem dynamischen Wandel, geprägt von technologischen Innovationen, steigender Nachfrage und gleichzeitig herausfordernden geopolitischen Rahmenbedingungen. Airbus, als einer der weltweit größten Flugzeughersteller, hat kürzlich seine Prognose für die Nachfrage nach kommerziellen Jets über die nächsten 20 Jahre angehoben. Trotz der anhaltenden Handelskonflikte zwischen großen Wirtschaftsnationen wie den USA, China und der Europäischen Union zeigt der europäische Konzern Optimismus und Vertrauen in die langfristige Entwicklung des Luftverkehrsmarktes. Die neue Prognose von Airbus geht von der Lieferung von insgesamt 43.420 Flugzeugen zwischen 2025 und 2044 aus, was eine Steigerung von zwei Prozent gegenüber der Vorhersage aus dem Vorjahr darstellt.
Dabei handelt es sich um 42.450 Passagierjets und rund 970 Frachtflugzeuge, letztere mit einem Anstieg von drei Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen das erwartete Wachstum sowohl im Passagier- als auch im Frachtsegment, wobei beide Bereiche essenziell für die globale Vernetzung von Wirtschaft und Gesellschaft sind. Ein zentrales Element der Prognose ist das erwartete jährliche Wachstum des Luftverkehrs um durchschnittlich 3,6 Prozent. Airbus hält trotz der aktuellen Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf den globalen Handel, an dieser Wachstumserwartung fest.
Dies ist bemerkenswert, da die Handelsspannungen zwischen wichtigen Wirtschaftsmächten mittlerweile seit mehreren Jahren die Unsicherheit in vielen Branchen erhöhen. Besonders die von der US-Regierung eingeführten und von anderen Staaten beantworteten Zölle haben die Lieferketten und das Vertrauen der Industrie beeinträchtigt. Antonio Da Costa, Vice President für Marktanalyse und Prognosen bei Airbus, betont in diesem Zusammenhang, dass es zwar „Turbulenzen“ gebe, die sich aus der gegenwärtigen geopolitischen Lage und den Handelsstreitigkeiten ergeben. Gleichzeitig sieht er frühe Signale, die zumindest ein vorsichtiges Maß an Hoffnung geben. Diese positive Einschätzung basiert auf der historischen Resilienz der Luftfahrtbranche, die in der Vergangenheit immer wieder bewiesen hat, dass sie wirtschaftliche und politische Schocks relativ gut verkraften kann.
Airbus nimmt in seiner Prognose zudem an, dass die von der US-Administration unter Präsident Donald Trump eingeführten Grundzölle von 10 Prozent auf zahlreiche Importe für eine geraume Zeit bestehen bleiben werden. Trotzdem scheint das Unternehmen davon auszugehen, dass sich eine Eskalation auf höherem Niveau, wie durch tiefere Strafzölle, vermeiden ließe. Unterschiedliche Akteure aus der Industrie, darunter auch Airbus-Chef Guillaume Faury, setzen sich daher vehement für ein Ende der Zollerhebungen ein und plädieren für eine Rückkehr zu zollfreien Handelsbeziehungen in der Luftfahrtbranche. Die Nachfrage nach einzelnen Flugzeugtypen zeigt dabei ebenfalls interessante Trends. So erhöht Airbus vor allem die Prognose für Single-Aisle-Jets wie die A320neo-Familie.
Diese Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge machen etwa vier von fünf Flugzeugauslieferungen aus und sind damit der Hauptmotor des Wachstums. Mit 34.250 Einheiten über 20 Jahre erwartet Airbus hier eine Steigerung von zwei Prozent, wovon 56 Prozent auf zusätzliche Kapazitäten zurückzuführen sind. Die Bedeutung dieser Flugzeuggattung spiegelt den anhaltenden Trend zum preisbewussten und flexiblen Luftverkehr wider, der insbesondere durch Billigfluggesellschaften und wachsende Märkte in Asien und Afrika getragen wird. Der Bereich der Großraumflugzeuge, also Wide-Body-Jets, erfährt nach Airbus-Angaben eine noch stärkere Nachfrageerhöhung von drei Prozent, was auf insgesamt 8.
200 erwartete Auslieferungen hinausläuft. Die Nachfrage nach Langstreckenflugzeugen wird dabei maßgeblich von Golfstaaten und internationalen Fluggesellschaften angetrieben, die ihr globales Streckennetz weiter ausbauen möchten. Dieses Segment ist oft von höherer wirtschaftlicher Volatilität betroffen, wird jedoch durch wachsende Reiselust und Ausbau der Flugstrecken langfristig unterstützt. Während die Prognosen für die Flugzeugnachfrage optimistisch sind, hat Airbus seine weltwirtschaftlichen Erwartungen leicht nach unten korrigiert. Die Wachstumsrate des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) wurde marginal auf 2,5 Prozent gesenkt, das Wachstum im internationalen Handel schrumpfte um einen halben Prozentpunkt auf 2,6 Prozent jährlich.
Diese konservativeren Annahmen spiegeln die geopolitischen Unsicherheiten wider, lassen aber dennoch erkannt werden, dass die Grunddynamik für den Luftverkehr intakt ist. Die Luftfahrtindustrie ist im Kern ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Entwicklung globaler Märkte. Durch die stetige Ausweitung der Mittelschicht in Asien, Lateinamerika und Afrika sowie dem anhaltenden Bedarf an schneller Mobilität zwischen Nationalstaaten wächst der Luftverkehr seit Jahrzehnten beständig. Airbus positioniert sich mit seiner langfristigen Prognose als ein wichtiger Akteur, der von diesen Trends profitieren will und gleichzeitig ihre Volatilität im Blick hat. Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen.
Neben den politischen Risiken aufgrund von Handelsstreitigkeiten und Zöllen sind auch ökologische Aspekte und technologische Innovationen Treiber, die die Luftfahrtbranche in den kommenden Jahrzehnten prägen werden. Der Druck auf Hersteller wächst, emissionsärmere Flugzeuge zu entwickeln und die Nachhaltigkeit der Flotten zu verbessern. Airbus investiert deshalb umfangreich in Forschung und Entwicklung, um neuen Anforderungen gerecht zu werden und den Weg in eine klimafreundlichere Luftfahrt zu ebnen. Insgesamt zeigt Airbuss aktualisierte 20-Jahres-Prognose, dass die Luftfahrtindustrie zwar kurzfristig mit Unsicherheiten konfrontiert ist, langfristig aber ein robustes Wachstum erwartet wird. Die Erhöhung der Prognose trotz eines komplexen geopolitischen Umfelds ist ein Ausdruck von Zuversicht in das Potenzial des globalen Luftverkehrs und die Fähigkeit der Branche, Herausforderungen zu meistern.
Für Investoren, Zulieferer und Fluggesellschaften bietet der Bericht von Airbus wichtige Orientierungspunkte. Der Fokus auf Single-Aisle-Flugzeuge unterstreicht die Bedeutung dieses Marktsegments, während die steigende Nachfrage nach Wide-Body-Jets die Globalisierung und fernreisenden Mobilitätsbedarf betont. Die betonten Risiken durch Handelsspannungen mahnen jedoch zur Vorsicht und beeinflussen strategische Entscheidungen im Konzern und bei Partnern. Die jüngsten Bemühungen auf politischer Ebene, etwa die Wiederaufnahme des Handelsdialogs zwischen den USA und China, könnten dazu beitragen, die Handelsbarrieren zu reduzieren und den Luftverkehrsmarkt weiter zu stabilisieren. Airbus bleibt dabei wachsam und passt seine Strategien jederzeit an neue Entwicklungen an.
Die Forderung nach einem freien Handel ohne Zölle im Luftfahrtbereich verdeutlicht den Wunsch, Hemmnisse für Technologie- und Warenströme abzubauen und langfristig gesunde Wachstumsbedingungen zu schaffen. Abschließend lässt sich festhalten, dass Airbus mit seiner Prognose ein klares Zeichen sendet: Die Luftfahrtbranche wird sich an wechselnde politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen anpassen und trotz Widerständen weiter expandieren. Diese Perspektive ist nicht nur für Marktbeobachter interessant, sondern auch für Länder und Regionen, die auf den Ausbau ihrer Infrastruktur und den Ausbau des Luftverkehrs setzen, um ihre wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Die kommenden zwei Jahrzehnte werden somit entscheidend sein, um die Weichen für eine nachhaltige, vernetzte und technologisch fortschrittliche Luftfahrt zu stellen.