Die stetig wachsende Bedeutung der Kryptowährungen und der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie hat in den letzten Jahren eine umfassende Diskussion über Regulierung und rechtliche Rahmenbedingungen ausgelöst. Inmitten dieser Debatten hat sich nun die Krypto-Lobby in den USA eindringlich für den Schutz von Softwareentwicklern eingesetzt, die maßgeblich an der Entwicklung dezentraler Krypto-Plattformen beteiligt sind. Diese Initiative könnte weitreichende Konsequenzen für die Branche und ihre Innovationskraft haben. Zentraler Punkt der Forderungen ist die Aufnahme eines Gesetzeswerks, das Softwareentwickler und Infrastrukturbetreiber im Krypto-Bereich vor der etwaigen Einstufung als Geldübermittler schützt. Die Gefahr einer solchen Klassifizierung ist keineswegs theoretisch, da bestehende Regulierungen oftmals undifferenziert auf traditionelle Finanzinstitutionen ausgerichtet sind und die besonderen Eigenschaften von Entwicklern und dezentralen Systemen nicht berücksichtigen.
Insbesondere Entwickler, die an Peer-to-Peer- und Non-Custodial-Softwarelösungen arbeiten, sehen sich einem erheblichen rechtlichen Risiko ausgesetzt, wenn sie nach den jetzigen Entwürfen als Finanzintermediäre behandelt werden würden. Diese Bedenken brachten mehrere bedeutende US-amerikanische Krypto-Lobbygruppen gemeinsam zum Ausdruck. Zu den Initiatoren gehören unter anderem der DeFi Education Fund, Coin Center, das Solana Policy Institute, die Digital Chamber, die Blockchain Association, der Crypto Council for Innovation sowie das Bitcoin Policy Institute. In einer gemeinsamen Stellungsnahme vom 5. Juni 2025 forderten sie die Gesetzgeber dazu auf, die sogenannte Blockchain Regulatory Certainty Act (BRCA) zu unterstützen und diese Vorschrift als Ergänzung in das Digital Asset Market Clarity (CLARITY) Act von 2025 zu integrieren.
Das CLARITY Act strebt eine klare Verteilung der Zuständigkeiten zwischen der Securities and Exchange Commission (SEC) und der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) in Bezug auf digitale Vermögenswerte an. Dabei soll eine eindeutige Regulierung entstehen, die den Anforderungen eines schnell wachsenden Marktes gerecht wird, ohne dabei Innovationen zu erschweren. Die BRCA zielt hingegen darauf ab, die rechtliche Position von Softwareentwicklern in non-custodial Krypto-Projekten zu stärken, indem sie sie explizit von der Kategorisierung als Geldübermittler ausnimmt. Die Lobbygruppen argumentieren, dass Entwickler und die Anbieter der dezentralen Infrastruktur wenig mit klassischen Finanzinstituten gemein haben und daher nicht gleichbehandelt werden dürfen. Die Gefahr einer unzureichenden Regulierung liegt nach Ansicht der Krypto-Vertreter darin, dass technologische Innovationen durch unpassende gesetzliche Vorschriften behindert werden könnten.
Besonders in einem Sektor, der von dezentralen Netzwerken lebt und auf Vertrauen, Transparenz sowie neue Interaktionsmodelle setzt, ist eine differenzierte Regulierung notwendig. Darüber hinaus wurde von Coin Center Communications Director Neeraj Agrawal hervorgehoben, dass bei der Gesetzgebung auch auf die Vermeidung von verfassungsrechtlich bedenklichen Überwachungsbestimmungen geachtet werden müsse. Die Krypto-Community wünscht sich eine Regulierung, die Datenschutz und die Rechte von Entwicklern und Nutzern achtet und nicht zu einer lückenlosen Kontrolle führt. Die Balance zwischen notwendiger Aufsicht und Freiheit zur Entwicklung neuer Technologien ist ein kritisches Thema. Diese Forderungen der Krypto-Lobby kommen zugleich zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Haltung der US-Regulierungsbehörden gegenüber Kryptowährungen zunehmend wandelt.
So verkündete SEC-Vorsitzender Paul Atkins Anfang Juni 2025 vor dem US-Senat, dass die Zeiten der ausschließlichen Regulierung durch Vollzugsmaßnahmen vorbei seien. Stattdessen solle der Dialog mit der Industrie intensiviert und vor dem Erlass von Gesetzen die Beteiligten stärker eingebunden werden. Dies ist ein bedeutender Schritt hin zu einer kooperativeren und innovationsfördernden Regulierungspolitik. Zudem steht die Entscheidung über die Ernennung von Brian Quintenz zum Leiter der CFTC unmittelbar bevor. Quintenz bringt persönliche Erfahrungen und Kapital im Krypto-Bereich mit, was möglicherweise für eine bessere Kenntnis und ein vertieftes Verständnis der Branche innerhalb der Aufsichtsbehörde sorgen kann.
Diese Entwicklungen zeigen ein stärkeres Interesse vonseiten der US-Gesetzgebung, den Krypto-Sektor durch wohlüberlegte Regeln zu fördern, anstatt ihn durch strenge Beschränkungen zu lähmen. Parallel zu den Debatten um die Softwareentwickler-Schutzmaßnahmen wurde auch der Ruf nach einer schnellen Verabschiedung eines Gesetzes zur Regulierung von Stablecoins laut. Auch hier betonte die Krypto-Lobby die Bedeutung einer klaren, aber schlanken Gesetzgebung, die unnötige Verzögerungen oder belastende Klauseln vermeidet, um die Stabilität des digitalen Währungsmarktes zu gewährleisten und das Vertrauen der Nutzer zu stärken. Die steigende Komplexität und Innovation im Bereich der digitalen Assets macht es erforderlich, dass Gesetzgeber ein tiefes Verständnis für die technologische Dynamik entwickeln und den regulatorischen Rahmen entsprechend anpassen. Der Wunsch nach einem Schutz für Softwareentwickler ist Ausdruck eines breiteren Trends in der Branche, der verstärkten Anerkennung der Rolle technischer Infrastruktur und der Personen und Teams, die diese ermöglichen.
Insgesamt zeigen die Entwicklungen in den USA beispielhaft, wie sich die Politik bemüht, mit dem raschen Wachstum der Krypto-Industrie Schritt zu halten. Die Berücksichtigung von besonderen Schutzmaßnahmen für Entwickler könnte ein entscheidender Faktor sein, um Innovationen zu fördern, Risiken zu minimieren und gleichzeitig die Integrität und Stabilität des Marktes zu sichern. Die Integration des Blockchain Regulatory Certainty Act in das CLARITY Act könnte dabei eine wegweisende Rolle spielen, um die rechtliche Sicherheit in einem komplexen Umfeld zu erhöhen. Für die Akteure der Branche und die Beobachter in Deutschland und weltweit ist es interessant zu verfolgen, welche Auswirkungen diese US-amerikanischen Gesetzesinitiativen auf die globale Krypto-Landschaft haben werden. Regulierung ist kein Selbstzweck, sondern sollte helfen, ein gesundes Ökosystem zu schaffen, in dem technologische Fortschritte zum Wohle der Gesellschaft genutzt werden können.
Die Rolle der Entwickler bleibt dabei ein zentraler Dreh- und Angelpunkt, der von angemessenen Schutzmechanismen begleitet werden muss.