Die anhaltenden Konflikte im Gazastreifen haben wiederholt zu schweren Beschädigungen der zivilen Infrastruktur geführt, insbesondere im Gesundheitswesen. Jüngste Luftangriffe Israels auf zwei der größten Krankenhäuser in Gaza haben eine internationale Debatte über die Rechtfertigung solcher Angriffe ausgelöst und werfen ernste Fragen hinsichtlich der vorgebrachten Beweise und deren Verlässlichkeit auf. Eine umfassende Analyse von Experten und forensischen Daten widerspricht den von Israel vorgelegten Informationen, die diese Militärschläge rechtfertigen sollen. Dies wirft nicht nur Zweifel an der tatsächlichen Existenz militärischer Ziele auf, sondern verdeutlicht auch die dramatischen humanitären Folgen für die Menschen in Gaza. Die Attacke auf das European Hospital nahe Khan Younis am 13.
Mai 2025 ist ein Beispiel für diese Debatte. Israel erklärte, der Angriff sei gezielt auf ein unterirdisches Kommandozentrum der Hamas unter dem Krankenhaus gerichtet gewesen. Zur Untermauerung veröffentlichte das israelische Militär ein Video von einer Überwachungsdrohne, das angeblich die Einrichtung sowie Spuren unterirdischer Infrastruktur zeigen solle. Doch unabhängige Untersuchungen und Bildanalysen zeigen ein anderes Bild. Fachleute, die auf Satellitenbilder und forensische Daten spezialisiert sind, konnten anhand des veröffentlichten Videomaterials feststellen, dass die gezeigten Strukturen nicht das Krankenhaus selbst darstellen, sondern nebenan gelegene Gebäude, darunter eine Schule.
Ein Experte vom Oregon State University identifizierte die vermeintlichen „unterirdischen Infrastrukturen“ stattdessen als natürliche Wasserabläufe und Drainagesysteme. Diese sind bereits auf vorherigen Satellitenbildern zu sehen und wurden offenbar fälschlicherweise als sichtbare Schäden oder geheime Tunnel fehlinterpretiert. Ein Sprecher der israelischen Verteidigungsstreitkräfte bestätigte gegenüber internationalen Medien, dass das gezeigte Videomaterial nicht das European Hospital, sondern ein angrenzendes Gelände außerhalb der Krankenhausgrenzen abbildet. Trotz dieser Tatsache wurde jedoch keine weitere schlüssige Evidenz veröffentlicht, die die Behauptung eines unterirdischen Hamas-Stützpunkts direkt unter dem Krankenhaus bestätigt. Die Folgen dieses Angriffs sind verheerend.
Laut Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen, welches von der Hamas kontrolliert wird, kamen mindestens 16 Menschen bei der Explosion ums Leben. Unter ihnen befanden sich Patienten, medizinisches Personal und zahlreiche Zivilpersonen, die auf medizinische Versorgung angewiesen waren. Auch in den Tagen nach dem Angriff erfolgten weitere Schläge auf den Krankenhauskomplex, was die Rettungsarbeiten erschwerte und das menschliche Leid weiter verschärfte. Nur wenige Stunden zuvor wurde das nahegelegene Nasser Hospital ebenfalls Ziel eines Luftangriffs. Israel begründete die Attacke mit dem Ziel, hochrangige Hamas-Funktionäre, darunter Mohammed Sinwar, zu eliminieren.
Allerdings fehlt auch für diesen Angriff ein transparenter Nachweis. Lokale Medien berichteten zwar von israelischen Absichten, doch öffentliche, überprüfbare Beweise wurden nicht vorgelegt. Die Angriffe fanden zudem in Gebieten statt, welche von Israel nicht offiziell als aktive Kampfzonen deklariert wurden. Dies stellt nicht nur eine rechtliche Grauzone dar, sondern wirft auch ethische Fragen bezüglich der Schutzpflicht für zivile Einrichtungen auf. Die Zerstörung von Krankenhäusern, insbesondere solcher, die weiterhin medizinische Hilfe leisten, widerspricht fundamentalen Prinzipien des humanitären Völkerrechts.
Experten vor Ort beschreiben die Situation als katastrophal. Britische Ärzte, die im Gazastreifen tätig sind, berichten von überfüllten Notaufnahmen, begrenzter medizinischer Ausrüstung und der ständigen Gefahr weiterer Angriffe. Die Verzögerung oder Unterbrechung medizinischer Versorgungsleistungen hat unmittelbare Auswirkungen auf die Überlebenschancen verwundeter und kranker Patienten. Solche Bedingungen verschärfen die ohnehin prekäre Lage der Bevölkerung in Gaza, welche durch eine monatelange Blockade zusätzlich in ihrer Versorgung eingeschränkt wird. Die humanitäre Krise wird durch Faktoren wie den Mangel an Nahrungsmitteln, medizinischen Gütern und sauberem Trinkwasser weiter verschärft.
Laut Berichten des Welternährungsprogramms und UN-Agenturen sind Millionen Menschen im Gazastreifen akut von Hunger bedroht, wobei besonders Kinder unter fünf Jahren in alarmierendem Maße an Mangelernährung leiden. Die internationale Gemeinschaft steht unter wachsendem Druck, sowohl eine humanitäre Lösung zur Unterstützung der Zivilbevölkerung als auch ein Ende der militärischen Eskalation zu fördern. Forderungen nach einer sofortigen Waffenruhe und der Freiheit für Geiseln herausgerückt werden laut, während gleichzeitig die Notwendigkeit einer transparenten und unabhängigen Untersuchung der Angriffe auf Krankenhäuser betont wird. Die Diskrepanz zwischen den offiziell von Israel gelieferten Beweisen und der unabhängigen Analyse zeigt die Komplexität und die Herausforderungen in der Informationsaufbereitung während bewaffneter Konflikte. Sie unterstreicht zudem die Bedeutung sorgfältiger und objektiver Berichterstattung sowie eines robusten internationalen Rechtsrahmens zum Schutz von Zivilisten.
Insgesamt offenbaren die aktuellen Ereignisse am Beispiel der Krankenhausangriffe in Gaza die gefährliche Verbindung von militärischer Strategie, Propaganda und humanitärer Notlage. Es bleibt die dringliche Aufgabe der globalen Akteure, sicherzustellen, dass medizinische Einrichtungen als neutrale Räume respektiert und geschützt werden und dass die Menschenrechte aller Betroffenen trotz Konflikten gewahrt bleiben. Nur so kann langfristig eine Lösung gefunden werden, die Frieden, Sicherheit und menschliche Würde für die Bevölkerung in Gaza gewährleistet.