Ransomware-Angriffe gehören zu den gravierendsten Bedrohungen für Unternehmen und Institutionen weltweit. Die stetige Weiterentwicklung dieser Schadprogramme und die gezielte Ausnutzung von Schwachstellen in IT-Systemen verursacht jährlich enorme wirtschaftliche Schäden und führt häufig zu Datenverlust oder Betriebsunterbrechungen. Eine fundierte Analyse und kontinuierliche Überwachung der Schwachstellen, die bevorzugt von Ransomware-Gruppen ausgenutzt werden, ist daher essenziell für eine zeitgemäße Cyberabwehr. Zentral in diesem Kontext ist der Einsatz von Indizes und Scores, die das Risiko einer Ausnutzung bewerten – wie zum Beispiel der EPSS (Exploit Prediction Scoring System) Score, der eine Wahrscheinlichkeit zur tatsächlichen Ausnutzung einer Sicherheitslücke angibt. Ein populäres Beispiel für ein solches Monitoring ist der RansomVuln Index, der speziell Schwachstellen mit Fokus auf Ransomware-Angriffe trackt und dabei Daten von spezialisierten Quellen wie BushidoToken nutzt.
Der RansomVuln Index aktualisiert regelmäßig die Gesamtzahl der relevanten Schwachstellen und liefert eine Einordnung anhand ihrer Ausnutzungschance. Dabei liegt der aktuelle durchschnittliche EPSS Score bei etwa 0,73, was auf eine signifikante Bedrohung durch diese Schwachstellen hinweist. Von aktuell 150 überwachten Schwachstellen werden 107 als hochriskant eingestuft, während nur 25 als geringeres Risiko gelten. Diese Kategorisierung unterstützt IT-Verantwortliche dabei, Prioritäten richtig zu setzen und Ressourcen gezielt für die Absicherung kritischer Systeme einzusetzen. Insbesondere die Top-Risers, also jene Schwachstellen mit den stärksten prozentualen Zuwächsen im Exploit-Wahrscheinlichkeitswert, vermitteln wichtige Hinweise auf aktuelle Trends in der Angreiferdynamik.
So sticht zum Beispiel das CVE-2019-1069 in der Task Scheduler Service Komponente mit einem Anstieg von über 200 Prozent hervor. Ebenso sind Schwachstellen in NetScaler ADC und Gateway, FortiOS oder auch Windows-basierten Tools wie ConnectWise ScreenConnect in den Vordergrund gerückt. Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass Angreifer ihre Methoden laufend anpassen und neue, anfällige Systeme ins Visier nehmen. Ein besonders kritischer Blick sollte auf die top bewerteten Schwachstellen mit den höchsten EPSS Scores gerichtet werden. Hier finden sich bekannte, weit verbreitete Sicherheitslücken wie CVE-2023-42793 und CVE-2024-27198 im JetBrains TeamCity Application Bereich, die beinahe eine Ausnutzungswahrscheinlichkeit von 95 Prozent aufweisen.
Ebenso gefährlich sind Sicherheitslücken in Progress Software MOVEit, iControl REST Interfaces sowie in Virtualisierungsplattformen wie Workspace ONE Access und Identity Manager mit nahezu vergleichbaren Scores. Besonders berüchtigt ist die Schwachstelle CVE-2021-44228 in Apache Log4j, die seit ihrer Bekanntmachung vielfach für großangelegte Angriffe instrumentalisiert wurde und weiterhin als hohes Sicherheitsrisiko gilt. Die Bedeutung dieser Daten liegt nicht nur in der Erfassung aktueller Gefahren, sondern vor allem in ihrer praktischen Nutzbarkeit für IT-Sicherheitsstrategien. Unternehmen können durch gezielte Risikoanalyse ihre Patch-Management-Prozesse optimieren und kritische Schwachstellen bevorzugt schließen. Gleichzeitig fördern solche Indexe das Bewusstsein für laufende Bedrohungslagen und ermöglichen ein vorausschauendes Agieren anstatt eines reaktiven.
Zudem sind diese Erkenntnisse für Dienstleister im Sicherheitssektor wertvoll, da sie Trends und mögliche künftige Angriffsschwerpunkte erkennen und entsprechende Schutzmechanismen entwickeln können. Die permanente Analyse der Angriffspräferenzen der Ransomware-Gruppen trägt somit zur Dynamisierung der Abwehr bei und erhöht langfristig die Resilienz ganzer IT-Landschaften. Es ist wichtig zu verstehen, dass der EPSS Score keine Garantie für eine Attacke darstellt, sondern als prognostisches Instrument die Wahrscheinlichkeit einer Ausnutzung quantifiziert. In der Praxis zeigt sich häufig, dass Schwachstellen mit hohem Score neben schnellen Patches und Updates auch organisatorische Maßnahmen erfordern. Mitarbeiteraufklärung, strenge Zugriffs- und Rechteverwaltung sowie kontinuierliche Systemüberwachung sind hierbei unverzichtbar.
Der Blick in die Zukunft zeigt, dass sich das Bedrohungsumfeld durch Ransomware weiter dynamisch entwickeln wird. Neue Technologien im Bereich Cloud Computing, Containerisierung und IoT bringen zwar Vorteile, erweitern aber auch die Angriffsflächen. Dadurch steigt die Relevanz von integrierten Lösungskonzepten, die Schwachstellenmanagement, Endpunktsicherheit und Incident Response nahtlos verbinden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nachverfolgung der von Ransomware ausgenutzten Schwachstellen mittels Tools wie dem RansomVuln Index und der Nutzung von EPSS Scores eine fundamentale Säule moderner Cybersicherheit darstellt. Unternehmen und Organisationen, die diese Informationen aktiv in ihre Sicherheitsarchitektur einbinden, können sich besser vor finanziellen Schäden und Vertrauensverlust schützen.
Nicht zuletzt fördert eine solche Herangehensweise die gesamte Widerstandsfähigkeit des digitalen Ökosystems gegenüber immer raffinierteren Angriffen. Das Bewusstsein für aktuelle Schwachstellen im Ransomware-Kontext, verbunden mit schneller und effektiver Abwehr, ist mehr denn je ein Schlüsselfaktor für nachhaltigen Schutz. Die entsprechende Nutzung und Interpretation von Risikoindikatoren wie EPSS stärken die Cyberabwehr maßgeblich und helfen dabei, die wachsenden Herausforderungen der IT-Sicherheit strategisch zu bewältigen.