Stellantis, einer der weltweit größten Automobilkonzerne, hat eine bedeutende personelle Veränderung an der Spitze des Unternehmens bekannt gegeben. Antonio Filosa wird zum neuen CEO ernannt und übernimmt die Leitung eines Konzerns, der sich in einem besonders schwierigen wirtschaftlichen Umfeld befindet. Nach dem abrupten Ausscheiden seines Vorgängers Carlos Tavares im Dezember 2024 steht Filosa vor der Herausforderung, das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen und die Weichen für die Zukunft neu zu stellen. Die Führungsübergabe ist mehr als nur ein bloßer Wechsel im Management – sie symbolisiert den klaren Willen von Stellantis, mit erfahrenen Kräften und strategischem Weitblick auf die vielfältigen Herausforderungen des globalen Automobilmarktes zu reagieren. Antonio Filosa bringt eine umfangreiche Erfahrung mit, die sich über 25 Jahre in verschiedenen Regionen und Verantwortungsbereichen erstreckt.
Er hat weltweit in Lateinamerika, Europa und Nordamerika bedeutende Führungspositionen bekleidet und zuletzt als Chief Operating Officer (COO) für die Region Amerika sowie als Chief Quality Officer des Konzerns gearbeitet. Besonders seine jüngste Verantwortung für die globale Jeep-Marke legt nahe, dass Filosa nicht nur mit einem tiefen Verständnis der Marktmechanismen ausgestattet ist, sondern auch mit einer direkten Verbindung zu wesentlichen Produktlinien und Marken des Unternehmens. Die Entscheidung des Aufsichtsrats für Filosa erfolgte besonders aufgrund seiner praktischen Erfolge und seines profunden globalen Wissens, welche ihn als idealen Kandidaten für die Leitung von Stellantis in turbulenten Zeiten qualifizieren. Die wirtschaftliche Lage von Stellantis ist herausfordernd. Im Jahr 2024 verzeichnete das Unternehmen einen dramatischen Gewinnrückgang.
Die Nettogewinne sind um satte 70 % eingebrochen, und das Unternehmen hat mehr als sechs Milliarden Euro an liquiden Mitteln verbrannt. Zudem sank der operative Gewinn von 25,4 Milliarden Euro im Jahr 2023 auf lediglich 9,1 Milliarden Euro im Folgejahr. Analysten gehen davon aus, dass die Gewinne 2025 weiter erodieren könnten, mit Prognosen von nur rund 7 Milliarden Euro operativem Gewinn. Besonders stark traf der Abschwung den US-amerikanischen Markt, wo die traditionsreichen Marken Jeep und Ram, ehemals verlässliche Umsatzmotoren, erhebliche zweistellige Rückgänge hinnehmen mussten. Diese unerwartete Schwäche hat nicht nur interne Alarmglocken läuten lassen, sondern auch Investoren besorgt, die gespannt beobachten, ob sich der Konzern in diesem Jahr stabilisieren kann oder ob die Absatzprobleme und Gewinnschwächen anhalten werden.
Die Gründe für die Marktschwäche sind vielfältig und komplex. Neben dem normalen Zyklus wirtschaftlicher Schwankungen setzen insbesondere steigende Fahrzeugpreise, erhöhte Zinsen und eine Verknappung attraktiver Verkaufsanreize den Absatz unter Druck. Hinzu kommt die Unsicherheit, die durch geopolitische Entwicklungen und insbesondere durch die Handelspolitik der US-Regierung verursacht wird. Bereits Anfang 2025 hatte Stellantis seine Finanzprognosen ausgesetzt, da unklare Zoll- und Tarifforderungen insbesondere Bereiche wie den nordamerikanischen Automobilmarkt stark beeinträchtigen könnten. Diese Unsicherheiten erschweren nicht nur strategische Entscheidungen innerhalb des Unternehmens, sondern führen auch zu einer größeren Volatilität auf den Finanzmärkten und bei den Lieferantenketten.
Ein wichtiger Aspekt für die zukünftige Entwicklung von Stellantis ist auch die geographische Produktionsstruktur. Etwa 45 % der in den USA verkauften Fahrzeuge stammen aus Importen aus Mexiko und Kanada, was das Unternehmen empfindlich gegenüber Zollmaßnahmen macht. Die Ankündigung, verstärkt Lieferanten bei der Kompensation von Zollkosten zu unterstützen, verdeutlicht die Probleme im Bereich der Lieferketten und die Verflechtungen internationaler Handelsbeziehungen, die für die Branche existenziell sind. Filosa legt daher einen besonderen Fokus auf die Optimierung der Supply Chain, die Verbesserung der Lagerhaltung und eine bessere Kommunikation mit den Vertriebspartnern. Seine Aufgabe wird es sein, die Effizienz intern zu steigern und externe Risiken wie Handelsbeschränkungen erfolgreich abzufedern.
Der bisherige Übergangsmanager und Executive Chairman John Elkann unterstützt Antonio Filosa weiterhin und betont die Stärken des neuen CEO. Elkann hebt hervor, wie Filosa in den letzten sechs Monaten seit dem Rücktritt von Tavares bereits bewiesen hat, dass er der komplexen Situation gewachsen ist. Insbesondere seine ausgeprägte Führungskompetenz in Nord- und Südamerika wurde als entscheidender Faktor für den großflächigen Aufgabenbereich hervorgehoben. Mit der baldigen Übernahme der CEO-Position wird Filosa auch sein Führungsteam vorstellen, mit dem er die Weichen für das nächste Kapitel bei Stellantis stellen will. Neben den wirtschaftlichen und operativen Herausforderungen stehen für Stellantis auch strukturelle Veränderungen an.
Die Automobilbranche befindet sich inmitten eines tiefgreifenden Wandels, der von Elektromobilität, Digitalisierung und neuen Mobilitätskonzepten geprägt ist. Stellantis hat in den letzten Jahren bereits umfangreiche Investitionen in Elektrofahrzeuge und alternativen Antriebstechnologien getätigt, muss aber unter der Leitung von Filosa diese Initiativen weiter vorantreiben, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der neue CEO steht somit vor der doppelten Aufgabe, den aktuellen wirtschaftlichen Gegenwind zu bewältigen und gleichzeitig die strategische Transformation hin zu nachhaltigen Mobilitätslösungen durchzusetzen. In diesem Kontext spielt auch die Positionierung auf dem US-amerikanischen Markt eine zentrale Rolle. Der starke Rückgang der Marken Jeep und Ram zeigt, dass bislang bewährte Umsatzträger momentan unter Druck stehen.
Eine Anpassung der Marketingstrategien, die Weiterentwicklung der Modellpalette und eine stärkere Fokussierung auf umweltfreundliche Fahrzeuge sind notwendige Schritte, um die verlorengegangene Dynamik zurückzugewinnen. Filosas umfassende Erfahrung in verschiedenen Märkten bietet hierbei den Vorteil, globale Best Practices zu übernehmen und entsprechende Anpassungen für unterschiedliche Regionen zu schaffen. Nicht zuletzt muss Stellantis auch den Herausforderungen in Europa und weiteren internationalen Märkten Rechnung tragen. Die politischen Rahmenbedingungen, steigende Umweltauflagen und eine rasante technologische Entwicklung verlangen flexible und zugleich visionäre Führungsentscheidungen. Der Wechsel an der Unternehmensspitze wird daher von vielen Experten als Chance gesehen, Stellantis neu zu positionieren und langfristig widerstandsfähiger zu machen.