Das Schreiben eines technischen Fachbuchs ist für viele IT-Experten ein lang gehegter Traum, aber auch eine enorme Herausforderung, die viel Zeit, Disziplin und Durchhaltevermögen erfordert. Der Weg von der ersten Idee über die Vertragsverhandlungen bis hin zur Veröffentlichung und Vermarktung ist oft mit vielen Überraschungen und wertvollen Erkenntnissen gepflastert. Besonders spannend wird es, wenn ein etablierter Verlag wie Manning ins Spiel kommt, der als einer der wichtigsten Publikationen für IT-Fachliteratur gilt und dessen Bücher weltweit Anerkennung genießen. Die Erfahrungen eines Autors, der 2017 bis 2019 das Buch „HTTP/2 in Action“ für Manning geschrieben hat, bieten wertvolle Einsichten und wertvolle Tipps für alle, die selbst ein technisches Buch in Angriff nehmen möchten. Ein zentrales Element dieses Abenteuers ist die Leidenschaft für das Thema.
Obwohl man unabhängig von der Schreibkunst zunächst kein Experte sein muss, sollte man eine fundierte Kenntnis besitzen und vor allem tiefes Interesse und Freude am Thema mitbringen. Im vorliegenden Fall war es die vergleichsweise neue Technologie HTTP/2, die der Autor nicht nur persönlich ergründete, sondern auch begriff, dass es noch kaum umfassende Literatur dazu gab. Daraus entstand der Entschluss, ein Buch zu verfassen, das komplexe technische Inhalte verständlich und praxisorientiert vermittelt – eine Herausforderung, die sich für den Autoren aufgrund der eigenen Erfahrungen als Webentwickler, Blogger und aktiver Community-Mitglied besonders eignete. Der Beginn der Zusammenarbeit mit Manning erfolgte nicht etwa durch eine eigene Initiative, sondern durch die Kontaktaufnahme des Verlags. Diese Vorgehensweise zeigt, wie wichtig es ist, sich in der digitalen Welt sichtbar zu machen – etwa durch einen Blog oder durch Beiträge in Fachforen – um so von Verlagen als potenzieller Autor wahrgenommen zu werden.
Das Verfassen eines Buchvorschlags, auch Proposal genannt, ist ein essenzieller Schritt, bei dem die Buchidee strukturiert präsentiert werden muss. Dieses Dokument beschreibt den Inhalt, die Zielgruppe, den Umfang und die Konkurrenzsituation und zeigt auf, warum gerade der Bewerber das Buch verfassen sollte. Dabei ist es wichtig, Ehrlichkeit über das eigene Wissen, die realistische Einschätzung des Umfangs und die geplante Gliederung zu beweisen. Eine besondere Herausforderung besteht darin, den Fokus auf Praxisbezug zu legen. Verlage wie Manning bevorzugen praktische Anleitungen und vermitteln lieber die Anwendung moderner Technologien als reine theoretische Handbücher.
Deshalb musste der Autor sein Konzept mehrfach überarbeiten, um den richtigen Ton zu treffen und ein Gleichgewicht zwischen theoretischem Hintergrund und anwendungsorientierten Inhalten zu schaffen. Nach der Annahme des Vorschlags folgt die Vertragsverhandlung, die in der IT-Fachwelt zumeist nicht zu den höchstmöglichen finanziellen Konditionen führt. Üblicherweise liegt die Beteiligung der Autoren an den Buchverkäufen bei rund zehn Prozent, zuzüglich eines kleinen Vorschusses, der an definierten Milestones ausgezahlt wird. Für Neueinsteiger ist dies zwar nicht lukrativ, aber der Verlagsweg bietet eine professionelle Produktion, größere Reichweite und Unterstützung bei Marketing und Vertrieb, die das Selbstverlegen oft nicht erreichen kann. Bereits während der Entstehung des Buchs ist das regelmäßige Feedback durch die Redaktion von großer Bedeutung.
Der Austausch mit einem Entwicklungslektor, der die Inhalte im Hinblick auf Didaktik, Struktur und Stil betrachtet, sowie einem technischen Lektor, der die fachliche Korrektheit sicherstellt, ermöglicht hochwertige und zielgruppengerechte Texte. Zudem organisieren Verlage umfangreiche Begutachtungen durch externe Fachleute, die oft auch neue Perspektiven oder Verbesserungspotentiale aufzeigen. Diese konstruktive Kritikprozesse tragen maßgeblich zur Qualität des Endprodukts bei. Die eigentliche Schreibarbeit erstreckt sich über viele Monate und wird meist parallel zu Beruf und Familie erledigt. Ein festgelegter Zeitplan mit klaren Zwischenzielen hilft dabei, Fortschritte messbar zu machen und kontinuierlich voranzukommen, auch wenn unerwartete Ereignisse immer wieder Anpassungen erfordern.
Die Nutzung von richtigen Werkzeugen wie professionellen Textverarbeitungsprogrammen, Bildbearbeitungssoftware und Cloud-basierten Ablagesystemen erleichtert den Schreibprozess erheblich und sorgt für eine gute Zusammenarbeit mit den Lektoren. Besonders die Erstellung und Überarbeitung von Abbildungen und Diagrammen sollten nicht vernachlässigt werden, da sie wesentlich zum Verständnis komplexer Sachverhalte beitragen und den Lesefluss unterstützen. Ein bedeutender Vorteil der Zusammenarbeit mit einem Verlag besteht in der vorzeitigen Veröffentlichung über sogenannte Early Access-Programme wie das MEAP von Manning. Diese ermöglichen es, Teile des Buchs bereits während der Entstehung zu veröffentlichen, was Feedback von Lesern generiert und Autoren motiviert. Gleichzeitig ist es eine Herausforderung, den Erwartungen der Leser gerecht zu werden, denn das Buch ist zu diesem Zeitpunkt nicht fertiggestellt und kann noch Fehler enthalten.
Der Dialog mit der Leserschaft über Foren oder Social Media sollte ernst genommen werden, um das Vertrauen in die Qualität des Werks zu stärken und neue Anregungen aufzunehmen. Trotz aller Bemühungen stößt man beim Umgang mit dynamischen Technologien immer auf das Problem der Aktualität. Technische Fachbücher haben naturgemäß eine begrenzte Lebensdauer, da sich Standards und Versionen rasch weiterentwickeln. Die Integration aktueller Entwicklungen wie HTTP/3 während des Verlaufs führte dazu, dass das behandelte Thema schon während des Schreibens teilweise veraltet erschien. Hier gilt es, den richtigen Mittelweg zwischen zeitlosem Wissen und aktuellen Trends zu finden.
Der Produktionsprozess nach Abschluss des Manuskripts umfasst professionelles Korrektorat, Layout, Indexerstellung und Druckvorbereitung. Leider berichten viele Autoren in diesem Stadium von Kommunikationsproblemen und Verzögerungen, die das lange Warten auf das eigene Buch erschweren. Verlage sollten deshalb besser transparent kommunizieren, um unrealistische Erwartungen zu vermeiden. Die Freude über die physischen Exemplare kann klassische Frustrationen vergessen lassen und bietet ein schönes Gefühl der Anerkennung und vollendeten Leistung. Marketing und Vertrieb sind ebenfalls wichtige Faktoren für den Erfolg eines Buchs.
Der Verlag sorgt in der Regel für gezielte Werbeaktionen, Rabatte und Online-Präsenz. Doch auch Autoren müssen selbst aktiv werden, indem sie auf Social Media Kanälen auf ihr Werk aufmerksam machen, Fachforen nutzen oder bei Veranstaltungen auftreten. Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad steigt die Reichweite und somit auch das Potenzial für höhere Verkaufszahlen. Der gesamte Prozess des Buchschreibens, vom ersten Gedanken bis zur Vermarktung, erfordert viel Engagement und Organisationsgeschick, bringt aber auch viel Befriedigung und persönliche Weiterentwicklung. Die Zugehörigkeit zur Autoren-Community eröffnet neue Kontakte und Möglichkeiten, sich in der Technikwelt weiter zu etablieren.
Obwohl die monetären Erträge selten den Aufwand vollständig ausgleichen, schafft ein Fachbuch eine dauerhafte Referenz und kann der Karriere langfristig zugutekommen. Wer den Schritt wagen möchte, sollte sich auf eine anspruchsvolle, aber lohnenswerte Reise einstellen, bei der insbesondere Leidenschaft, Ausdauer und offene Kommunikation mit Verlag und Lesern entscheidend sind. Ein Blog oder eine aktive Präsenz in der Fachcommunity kann den Einstieg erleichtern und die Sichtbarkeit erhöhen, damit Verlage selbst auf potenzielle Autoren aufmerksam werden. Zusammenfassend bietet der Einblick in die Entstehung eines Fachbuchs für einen Verlag wie Manning wertvolle Orientierung und ermutigt technisch interessierte Autoren dazu, ihre Ideen und Erfahrungen verständlich aufzubereiten und so zur Wissensvermittlung in der IT-Branche beizutragen.