Bitcoin bewegt sich weiterhin volatil, doch eine eindeutige Bärenmarktdynamik will sich trotz verschiedener Liquiditätsrückgänge bislang nicht manifestieren. Nach jüngsten Erkenntnissen des On-Chain-Analyseunternehmens Glassnode, das sich auf tiefgehende Datenanalysen der Blockchain und der Derivate-Märkte spezialisiert hat, zeigt sich Bitcoin zwar mit einer deutlichen Reduktion der Liquidität und Handelstätigkeit, während langfristige Inhaber allerdings ihre Gewinnmitnahmen begrenzen und somit ein Signal für anhaltende Zuversicht senden. Dies wirft spannende Fragen zu den Dynamiken des Kryptomarktes auf und eröffnet Möglichkeiten für Investoren, die das aktuelle Umfeld besser verstehen wollen. Bitcoin steht aktuell über der Marke von 81.000 US-Dollar und hat sich trotz erheblicher Schwankungen relativ stabil in einem Korridor zwischen 80.
000 und 83.000 US-Dollar bewegt. Diese Preisentwicklung folgt auf die jüngste Korrektur von einem Rekordhoch bei über 109.000 US-Dollar, was einem Rückgang von rund 25 Prozent entspricht. Solche Bewegungen sind zwar signifikant, doch noch lange kein untrügliches Zeichen für den Beginn einer Baisse-Phase.
Vielmehr spiegelt die Datenlage gemäß Glassnode eine komplexe Mischung aus abnehmender Handelsaktivität, reduzierten Kapitalzuflüssen und einer sichtbaren Spaltung zwischen kurzfristigen und langfristigen Anlegern wider. Die Analyse des Hot Supply, das den Bestand an Bitcoins bezeichnet, die jünger als eine Woche sind, zeigt seit einiger Zeit eine Abnahme von mehr als 50 Prozent. Ein solcher Rückgang des kurzfristig verfügbaren Angebots weist darauf hin, dass Anleger ihre Bitcoins seltener bewegen und somit weniger handelsaktiv sind. Dies kann als Vertrauensindikator interpretiert werden, der entweder auf eine Zurückhaltung im Handel hinweist oder auf eine Phase der Konsolidierung vor einem möglichen Aufwärtstrend. Gleichzeitig haben die offenen Positionen auf den Futures-Märkten in den letzten Monaten um etwa 35 Prozent abgenommen, was die Liquiditätsverknappung weiter verdeutlicht.
Diese Verminderung der Liquidität in auf Bitcoin basierenden Derivaten ist ein wichtiger Hinweis auf die Zurückhaltung institutioneller und privater Akteure. Offene Interessen in Futures-Kontrakten repräsentieren die Anzahl der noch nicht abgewickelten Positionen und sind somit ein Indikator für die Markteinflusskraft. Ein Rückgang signalisiert weniger spekulatives Engagement und vor allem eine konservativere Stimmung auf Seiten der Marktteilnehmer. Auch die Nettozuflüsse von Bitcoin auf Krypto-Börsen sind deutlich eingebrochen. Von einem Tagesdurchschnitt von über 58.
600 BTC während der Hochphase ging das Volumen auf lediglich rund 26.900 BTC zurück - ein Minus von mehr als 54 Prozent. Dies weist darauf hin, dass Bitcoin seltener zum Verkauf auf den Marktplätzen angeboten wird, was wiederum den Preis stabilisierend wirken kann. Unter den Marktteilnehmern sind langfristige Inhaber (Long-Term Holders, LTHs) besonders hervorzuheben. Diese Gruppe hält Bitcoin für mindestens 155 Tage oder länger und wird allgemein als Indikator für die Stimmung im Markt angesehen.
Glassnode hat herausgefunden, dass LTHs trotz der jüngsten Rückgänge im Kurs nach wie vor beträchtliche kumulierte Gewinne behalten. Dieses Verhalten steht im Kontrast zu den kurzfristigen Inhabern (Short-Term Holders, STHs), die erstmals in dieser Marktphase einen Verlust von sieben Milliarden US-Dollar erleiden mussten – die längste Periode mit realisierten Verlusten in einem Zyklus seit langem. Diese Diskrepanz deutet auf eine Marktsegmentation hin. Kurzfristige Investoren, zu denen oftmals auch Privatanleger und opportunistische Trader zählen, neigen unter Druck zu Kapitulationen. In der Vergangenheit hat die deutliche Realisierung von Verlusten in diesem Sektor oft eine verstärkte Abwärtsbewegung ausgelöst.
Im jetztigen Fall jedoch sind diese Verluste vergleichsweise geringer als beispielsweise während des Markteinbruchs im Mai 2021 oder des Bärenmarktes 2022, was die relative Stabilität des Marktes unterstreicht. Die Zurückhaltung der Long-Term Holder, ihre Gewinne nicht großflächig zu realisieren, gilt unter Experten als Zeichen für einen noch nicht eingeläuteten Bärenmarkt. In typischen Bullenmärkten signalisiert das Ausmaß von Gewinnmitnahmen der LTHs oft eine Seitwärtsbewegung oder Wendepunkt in bearishen Richtung. Die aktuelle Geduld dieser Anleger könnte eine grundlegende Erwartung weiterer Kursanstiege widerspiegeln, da ihre Bestände nicht für Liquidität zur Marktabschwächung genutzt werden. Ein weiterer Faktor ist die erhöhte Volatilität bei sinkender Liquidität.
Die Kollision eines Rückgangs der Handelsaktivität mit weiterhin starken Kursbewegungen führt zu größeren Ausschlägen, da weniger Kapital vorhanden ist, um Schwankungen auszugleichen. Dies kann kurzfristig zu Unsicherheiten führen, bietet jedoch auch Chancen für erfahrene Trader, von Preisschwankungen zu profitieren. Die sentimentale Bewertung des Bitcoin-Marktes ist folglich ambivalent. Während technische Indikatoren eine restriktive Dynamik abbilden, deuten fundamentale und On-Chain-Daten wie die Zurückhaltung langfristiger Inhaber auf eine unterliegende Zuversicht hin. Für Investoren bedeutet dies, dass eine klare Trendwende in einen Bärenmarkt noch nicht bestätigt ist und sich der Markt in einer kritischen Phase der Preisfindung und Konsolidierung befindet.
Auch aus makroökonomischer Sicht bleibt Bitcoin attraktiv. Angesichts fortwährender geldpolitischer Unsicherheiten, Inflationsturbulenzen und geopolitischer Spannungen suchen institutionelle Investoren vermehrt nach alternativen Wertspeichern. Bitcoin wird dabei oft als „digitales Gold“ positioniert, dessen Knappheit und dezentrale Struktur langfristig eine Werterhaltung versprechen. Das balancierte Verhalten der langfristigen Anleger ist ein Spiegelbild dieser Haltung. Für die nahe Zukunft ist zu erwarten, dass sich diese Dynamik weiter entwickelt und maßgeblich von externen Faktoren wie regulatorischen Entscheidungen, technologischem Fortschritt im Kryptosektor und der allgemeinen Wirtschaftsverfassung beeinflusst wird.