In einer Zeit, in der Informationen schneller und umfassender denn je verbreitet werden, ist die Art und Weise, wie Nachrichten über Polizei und Kriminalität berichten, von enormer Bedeutung für das gesellschaftliche Verständnis von Sicherheit und Gerechtigkeit. Das Konzept der „Copaganda“ beschreibt eine gezielte Zusammenarbeit zwischen Polizeibehörden und den Medien, die darauf abzielt, ein verzerrtes Bild von Kriminalität und öffentlicher Sicherheit zu zeichnen. Dieser Begriff verbindet die Worte „Cop“ (Polizist) und „Propaganda“ und weist auf eine systematische Manipulation unserer Nachrichtenlandschaft hin, die tiefgreifende Folgen für das gesellschaftliche Klima hat. Die Erkennung und Entlarvung dieser Praktiken ist essenziell, um fundierte Meinungen zu fördern und Fehlentwicklungen im Bereich der Polizeiarbeit und Medienberichterstattung zu vermeiden. Copaganda funktioniert oft durch die selektive Auswahl und Überpräsentation bestimmter Kriminalitätsvorfälle.
Während Statistiken zeigen können, dass bestimmte Arten von Kriminalität zurückgehen, berichten Nachrichtensender und Zeitungen häufig verstärkt über Einzelfälle, die gesellschaftliche Unruhen oder bestehende Ängste anfachen. Diese selektive Berichterstattung erzeugt ein Bild von stetig wachsender Unsicherheit, obwohl empirische Daten häufig das Gegenteil belegen. So werden medial vermeintliche „Krisen“ inszeniert, die sogenannten moralischen Paniken, die wenig mit der tatsächlichen Kriminalitätslage zu tun haben. Ein klassisches Beispiel hierfür ist die mediale Überbetonung von Ladendiebstählen oder Diebstählen im Einzelhandel in bestimmten Regionen, obwohl die tatsächlichen Zahlen dieser Vorfälle sinken. Die Medien liefern dabei eine Vielzahl an Einzelgeschichten, welche die Wahrnehmung eines explosionsartigen Anstiegs der Probleme hervorrufen, während tatsächliche Entwicklungen kaum Beachtung finden.
Die Reaktion auf diese moralischen Paniken sind verstärkte Polizeimaßnahmen, höhere Budgets für Strafverfolgungsbehörden und strengere Gesetze, die jedoch nicht wirklich zu einer Verbesserung der öffentlichen Sicherheit führen. Die Manipulation der Nachrichten erfolgt nicht nur durch absolute Menge und Wahl der Geschichten, sondern auch durch die Auswahl der Stimmen und Perspektiven, die in den Medien zu Wort kommen. Häufig werden Aussagen einzelner Personen generalisiert, sodass deren subjektive Wahrnehmungen als repräsentativ für eine größere Gruppe dargestellt werden. So kann etwa ein Einzelschicksal genutzt werden, um populistische Forderungen wie „mehr Polizei“ oder „Härtere Strafen“ zu untermauern, ohne dass diese Forderungen auf empirischer Basis fundiert sind. Ein weiteres Mittel der Copaganda ist die unbegründete Verknüpfung zwischen gesellschaftlichen Problemen und Kürzungen bei der Polizei, wie es nach den Protesten um die Ermordung von George Floyd 2020 vielfach behauptet wurde.
Obwohl Polizeibudgets in den meisten Städten nicht reduziert, sondern sogar erhöht wurden, wurde die Erzählung von einer angeblichen Schwächung der Polizeikräfte benutzt, um Ängste vor steigender Kriminalität zu schüren. Das Beispiel des Radiobeitrags eines namhaften Journalisten, der ohne kritische Einordnung die Behauptung verbreitete, „defund the police“ habe zu mehr Schießereien geführt, illustriert diese Taktik deutlich. Copaganda hat weitreichende soziale Folgen. Zum einen lenkt sie die Aufmerksamkeit und Ressourcen von den eigentlichen Ursachen von Kriminalität ab, wie sozialen Ungleichheiten, Armut und fehlender Bildung. Statt gesellschaftliche Probleme ganzheitlich anzugehen, steigt der Ruf nach mehr Überwachung, Repression und Haftanstalten.
Zum anderen verstärkt sie Vorurteile gegenüber marginalisierten Gruppen, die in der öffentlichen Wahrnehmung häufig als „Kriminelle“ dargestellt werden, was wiederum gesellschaftliche Spannungen verschärft und die soziale Integration erschwert. Medien, die im Auftrag der Polizeibehörden berichten oder deren narrative Agenda übernehmen, tragen dazu bei, dass niemand mehr hinterfragt, dass mehr Polizeipräsenz und härtere Strafen automatisch mehr Sicherheit bedeuten. Tatsächlich zeigen zahlreiche Studien, dass verstärkte Polizeimaßnahmen nur begrenzt auf Gewaltverbrechen wirken und teilweise negative Folgen wie eine Eskalation durch aggressive Polizeitaktiken und ein Vertrauensverlust in der Bevölkerung zur Folge haben. Um Copaganda effektiv zu durchschauen, ist ein kritischer Medienkonsum notwendig. Es gilt, Nachrichtenquellen hinsichtlich ihrer Berichterstattung kritisch zu hinterfragen und nach empirischen Daten und unterschiedlichen Perspektiven zu suchen.
Dabei helfen unabhängige Forschungsberichte, umfassende Kriminalstatistiken und Stimmen aus betroffenen Communities, die oft in den Mainstream-Medien nicht ausreichend gehört werden. Auch die Nutzung von Faktencheck-Organisationen und eine bewusste Distanz zur Sensationsberichterstattung helfen, ein realistisches Bild der gesellschaftlichen Sicherheitslage zu bewahren. Ein wichtiger Schritt zur Veränderung ist außerdem eine differenziertere Berichterstattung über die Polizeiarbeit, die neben Einzelfällen auch systemische Probleme anerkennt. Dazu zählen Polizeigewalt, institutioneller Rassismus und der Einfluss von politischen Interessen auf Polizeibudgets beziehungsweise Einsatztaktiken. Der Diskurs sollte Raum für alternative Konzepte der öffentlichen Sicherheit bieten, wie Prävention, soziale Investitionen und restorative Justice, die nachweislich nachhaltig wirken können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Copaganda eine systematische Verzerrung von Nachrichten über Polizeiarbeit und Kriminalität darstellt, die darauf abzielt, Ängste zu schüren und politische Agenden zu fördern, anstatt objektiv zu informieren. Die Erkennung dieser Strategie ist für Verbraucher von Nachrichten essenziell, um sich ein umfassendes Bild von Sicherheit machen zu können. Nur durch kritischen Umgang mit Medieninhalten und Offenheit für differenzierte Analysen kann die Manipulation durch Propaganda verhindert und eine konstruktive Debatte über Kriminalität, Gesellschaft und Gerechtigkeit geführt werden.