Die wirtschaftliche Entwicklung Thailands, einer der zentralen Volkswirtschaften Südostasiens, steht im Jahr 2025 vor signifikanten Herausforderungen. Laut einer aktuellen Umfrage von Reuters unter führenden Ökonomen deutet vieles darauf hin, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal langsamer gewachsen ist als im Schlussquartal des Vorjahres. Grund hierfür sind vor allem eine schwächelnde private Investitionstätigkeit sowie eine abnehmende Konsumbereitschaft der Haushalte. Auch der Tourismussektor, traditionell eine tragende Säule des thailändischen Wirtschaftswunders, zeigt derzeit Anzeichen einer Eintrübung, was den Gesamtausblick zusätzlich beeinflusst. Südostasiens zweitgrößte Volkswirtschaft prognostizierten die befragten Experten im Zeitraum von Anfang bis Ende März 2025 eine Wachstumsrate von durchschnittlich 2,9 Prozent im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum.
Diese Zahlen liegen leicht unter dem Wachstum von 3,2 Prozent, das im letzten Quartal 2024 verzeichnet wurde. Die Spanne der Prognosen reicht von optimistischeren 3,8 Prozent hin zu pessimistischen 2,2 Prozent. Die offiziellen Zahlen des thailändischen Statistikamts sollen am 19. Mai veröffentlicht werden, doch die vorliegenden Schätzungen geben bereits wichtige Hinweise auf die konjunkturelle Lage. Neben den direkten BIP-Zahlen unterstreicht ein Bericht der Bank von Thailand die Schwäche beim privaten Konsum und bei den Investitionen.
Obwohl der Exportsektor nach wie vor stark bleibt und die Regierung ihre Ausgaben erhöht, reicht dies nur bedingt aus, um die negativen Impulse aus dem Inland auszugleichen. Private Investitionen, die in der Vergangenheit aufgrund von strukturellen Unsicherheiten und geopolitischen Spannungen bereits um 1,6 Prozent zurückgingen, bleiben ein kritischer Bremsfaktor. Besonders Unternehmen zeigen sich zurückhaltend, was. Investitionsentscheidungen angeht, auch aufgrund fallsender Vertrauenwerte und der schnell wechselnden globalen Handelssituation. Wenn man die Jahre zuvor betrachtet, war das Wachstum Thailands von einem starken Anstieg der Exporttätigkeit geprägt, welcher bis vor wenigen Monaten in zweistelligen Zuwächsen resultierte.
Diese Entwicklung wurde unter anderem durch einen eiligen Warenverkehr hervorgerufen, der darauf abzielte, neue Zolltarife zu vermeiden. Insbesondere die hohen US-Zölle auf thailändische Produkte – aktuell bei 36 Prozent – stellen jedoch nach wie vor eine bedeutende Belastung für die thailändische Exportwirtschaft dar. Die Regierung arbeitet intensiv an Verhandlungen mit Washington in der Hoffnung auf eine Vereinbarung, die die Zollbelastung auf etwa zehn Prozent senkt, was mit Wettbewerbern wie Vietnam gleichziehen würde. Aus Sicht von Branchenexperten könnte dies die Wettbewerbsfähigkeit der thailändischen Exporteure deutlich verbessern und somit einen entscheidenden Impuls für die Gesamtwirtschaft liefern. Auf der Seite des Konsums zeigen sich die Haushalte trotz der allgemein guten wirtschaftlichen Basis etwas vorsichtiger.
Die nachlassende Konsumlust resulta aus Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt, geopolitischen Spannungen sowie der steigenden Inflation, die zu einer vorsichtigeren Ausgabebereitschaft führt. Auch der Tourismussektor, der in den Vorjahren ein kräftiger Wachstumsmotor war und besonders mit chinesischen Reisenden hohe Einnahmen generierte, erlebt gegenwärtig einen Dämpfer. Die Touristenankünfte aus China sind zurückgegangen, was zu geringeren Einnahmen in den Bereichen Gastgewerbe und Einzelhandel führt und somit weitere negative Effekte für die Binnenwirtschaft mit sich bringt. Die Bank von Thailand reagierte auf diese Entwicklung bereits mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte – die zweite Folgeänderung dieser Art innerhalb kurzer Zeit – um Impulse für eine Belebung von Verbrauch und Investitionen zu setzen. Die geldpolitische Lockerung soll dazu beitragen, die Kreditvergabe zu erleichtern und damit den privaten Sektor zu unterstützen.
Allerdings bleibt abzuwarten, wie wirkungsvoll diese Maßnahmen sein werden, da die fundamentalen Probleme wie das schwache Investitionsklima und der rückläufige Konsum tiefer liegen. Interessanterweise zeigt sich bei der Bewertung der jährlichen Wachstumsprognosen eine zunehmende Zurückhaltung unter Ökonomen. So haben sie ihre Erwartung für das Gesamtjahr 2025 im April von 2,9 Prozent im Januar auf 2,1 Prozent gesenkt. Das spiegelt eine vorsichtigere Einschätzung insbesondere im Hinblick auf die globalen Handelsbedingungen und die innenpolitischen Herausforderungen wider. Die Bank von Thailand hat ihre Projektion auf zwei Prozent festgesetzt, während der Internationale Währungsfonds (IWF) mit 1,8 Prozent noch konservativer bleibt.
Insgesamt lässt sich konstatieren, dass Thailands Wirtschaft im Jahr 2025 vor einer Phase der Konsolidierung steht. Während die starke Exportorientierung und staatliche Investitionsprogramme wertvolle Stützpfeiler bleiben, dominieren Unsicherheiten die Perspektive im Inland. Die private Investitionstätigkeit ist ein entscheidender Faktor, der in der kommenden Zeit genau beobachtet werden muss. Eine Erholung dieser Komponente könnte die Weichen stellen für eine Stabilisierung und spätere Beschleunigung des Wirtschaftswachstums. Darüber hinaus wird die künftige Entwicklung des Tourismussektors maßgeblich Einfluss auf die Wachstumsdynamik haben.
Die Erholung aus der Pandemiezeit hat bereits einen positiven Trend gesetzt, aber nun zeigen sich durch Rückgänge insbesondere beim chinesischen Markt Risiken. Die Fähigkeit Thailands, weitere internationale Besucher anzuziehen und gleichzeitig die Binnenkonsumfreude zu stärken, wird wesentliche Faktoren sein. Nicht zuletzt gewinnt die internationale Handelspolitik an Bedeutung. Der Ausgang der Handelsgespräche mit den USA sowie die Entwicklungen bei möglichen tarifären Vergünstigungen sind entscheidend, um die Wettbewerbsposition Thailands auf globaler Ebene zu sichern. In einem zunehmend protektionistischen Weltmarktumfeld bietet ein stabiler und günstiger Zugang zu wichtigen Handelspartnern nicht nur Exportchancen, sondern auch Planbarkeit für Unternehmen, was wiederum das Investitionsklima verbessern könnte.
Zusammenfassend stehen Thailands Wirtschaftsentwickler vor der Herausforderung, Wachstumsträger zu stärken und gleichzeitig den negativen Trends im Inland entgegenzuwirken. Die Balance zwischen Exportförderung, Stimulation des Binnenmarktes und strategischer Handelspolitik wird darüber entscheiden, ob die zweitgrößte Volkswirtschaft Südostasiens im laufenden Jahr ihr Wachstumspotenzial voll ausschöpfen kann. Die kommenden Monate werden daher von großer Bedeutung sein, um die langfristige wirtschaftliche Stabilität und Prosperität sicherzustellen.