Die Frage, ob die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in der nächsten Woche erneut die Leitzinsen senken wird, beschäftigt sowohl Marktteilnehmer als auch Investoren und Wirtschaftsinteressierte weltweit. Nach der deutlichen Zinssenkung im September rückt das Treffen des Federal Open Market Committees (FOMC) am 6. und 7. November 2024 in den Fokus, da viele Experten und Marktbeobachter diese Sitzung als wegweisend für die weitere Geldpolitik ansehen. Dabei spielen verschiedene Einflussfaktoren wie der Stand der Inflation, Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt sowie die generelle wirtschaftliche Lage eine zentrale Rolle.
Im September dieses Jahres hatte die Fed die Zinsen überraschend um 50 Basispunkte gesenkt. Diese Maßnahme kam nach einer Phase, in der die Zentralbank die Leitzinsen innerhalb kürzester Zeit auf ein 20-Jahres-Hoch von 5,33 Prozent angehoben hatte, um die teils außer Kontrolle geratene Inflation einzudämmen. Seitdem zeigen die Verbraucherpreisinflation (CPI) und andere wirtschaftliche Indikatoren eine eingetrübte Dynamik, die neue geldpolitische Entscheidungen wahrscheinlich machen. Die Inflationsrate ist seit ihrem Höhepunkt im Jahr 2022, als sie auf 8 % stieg, dank der restriktiven Geldpolitik und weiteren wirtschaftlichen Entwicklungen auf etwa 2,4 % im September 2024 gefallen. Dies nähert sich damit dem von der Fed gesetzten Inflationsziel von 2 %, was eine gewisse Beruhigung signalisiert.
Doch nicht nur die Inflation, sondern auch der Arbeitsmarkt spielt bei der Bewertung der geldpolitischen Lage eine wichtige Rolle. Die Arbeitslosenquote ist von 3,7 % im Jahresverlauf auf 4,1 % angestiegen. Dies weist auf eine zunehmende Schwäche in der Beschäftigungssituation hin, welche die Notenbank vorsichtig stimmt. Fed-Vorsitzender Jerome Powell hat mehrfach darauf hingewiesen, dass die Abwärtsrisiken für den Arbeitsmarkt zugenommen haben, was eine unterstützende geldpolitische Haltung notwendig machen könnte, um ein Abrutschen der Wirtschaft in eine Rezession zu verhindern. Die Fed verfolgt ein sogenanntes duales Mandat, bei dem die Sicherung einer Preisstabilität durch eine Inflationsrate nahe 2 % sowie die Förderung eines möglichst vollen Beschäftigungsstandes im Zentrum stehen.
Sollte eines dieser Ziele nachhaltig gefährdet sein, reagiert die Federal Reserve mit Anpassungen des Leitzinses, der als Instrument der Geldpolitik verwendet wird, um die Wirtschaftsaktivität zu steuern. Eine Zinssenkung erleichtert beispielsweise Kreditaufnahmen für Unternehmen und Verbraucher, senkt die Kapitalkosten und wirkt stimulierend auf Investitionen und Konsum. Vor dem Hintergrund der jüngsten makroökonomischen Signale und der Korrekturen durch die Fed im vergangenen September deutet vieles darauf hin, dass im November eine erneute Zinssenkung bevorsteht. Sowohl die Prognosen des FOMC als auch Marktdaten, beispielsweise der CME FedWatch Tool, zeigen eine hohe Wahrscheinlichkeit von 95 % für eine 25 Basispunkte umfassende Reduzierung des Leitzinses bei der kommenden Sitzung. Zusätzlich wird eine weitere mögliche Senkung im Dezember mit 78 % Wahrscheinlichkeit gehandelt.
Der langfristige Ausblick des FOMC lässt zudem weitere Zinssenkungen für 2025 und sogar ersten 2026 erwarten. Die Projektionen sehen eine fortschreitende Rücknahme der aktuellen Leitzinshöhe auf etwa 2,88 % vor, was ungefähr die Hälfte des bisherigen Höchststands darstellt. Für die Finanzmärkte und insbesondere den Aktienmarkt sind solche Zinssenkungen häufig positiv zu bewerten. Niedrigere Zinsen reduzieren die Finanzierungskosten der Unternehmen und stärken somit ihre Gewinnmöglichkeiten. Gleichzeitig erhöhen sie die verfügbare Kaufkraft der Konsumenten und fördern damit das Wirtschaftswachstum.
In der Geschichte haben sich Zinssenkungen der Federal Reserve oftmals als Katalysator für Aktienmarktaufschwünge erwiesen. Aber der Kontext ist entscheidend: Investoren bevorzugen eine schrittweise und vorsorgliche Zinssenkung im Rahmen einer stabilen Wirtschaftsentwicklung gegenüber einer Notfallmaßnahme als Reaktion auf eine Krise. Sollte die Arbeitslosigkeit weiter steigen und andere negative Konjunkturindikatoren an Bedeutung gewinnen, könnte die Fed gezwungen sein, noch aggressivere Maßnahmen zu ergreifen, was die Anleger vorsichtiger stimmt. Neben den rein wirtschaftlichen Faktoren spielen auch geopolitische Ereignisse, globale Wirtschaftsverflechtungen und geldpolitische Entscheidungen anderer Zentralbanken eine Rolle bei der Einschätzung zukünftiger Fed-Schritte. Die Vernetzung der Weltwirtschaft bedeutet, dass die Fed nicht isoliert agiert, sondern ihre Entscheidungen auch im Kontext internationaler Entwicklungen trifft.
Beispielsweise können Veränderungen der Erdölpreise, Handelsstreitigkeiten oder unerwartete Ereignisse auf den Finanzmärkten direkten oder indirekten Einfluss auf die Inflations- und Wachstumsprognosen haben. Praktisch für Anleger und Marktbeobachter bedeutet die hohe Wahrscheinlichkeit eines Zinssenkungsschritts im November, dass eine genauere Beobachtung der Märkte und der Wirtschaftsdaten in den kommenden Tagen besonders wichtig ist. Die Reaktion der Aktienkurse, Anleihenrenditen und des US-Dollars sowie bestimmte Frühindikatoren im Konsum- und Jobssektor dienen als Wegweiser für die weiteren geldpolitischen Entscheidungen der Fed. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Federal Reserve angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage und insbesondere der nachlassenden Inflation und steigenden Arbeitslosigkeit sehr wahrscheinlich eine weitere Zinssenkung bei ihrer Sitzung Anfang November beschließen wird. Die erwartete Reduktion um 25 Basispunkte wäre eine Fortsetzung der vorsichtigen Lockerungspolitik seit September, die dabei helfen soll, eine stabile wirtschaftliche Entwicklung zu sichern und Risiken für eine mögliche Rezession abzufedern.
Gleichzeitig bleiben die wirtschaftlichen Bedingungen volatil und die Notenbank wird die zukünftige Geldpolitik flexibel an neue Daten anpassen. Für deutsche und internationale Investoren ist es daher ratsam, die geldpolitischen Entscheidungen der Fed und ihre Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte genau im Auge zu behalten. Dies gilt insbesondere in einem Umfeld, das von einem Mix aus wirtschaftlicher Erholung, geopolitischen Unsicherheiten und technologischen Veränderungen geprägt ist. Die Zinspolitik der Federal Reserve bleibt eines der wichtigsten Instrumente für die Steuerung der Weltwirtschaft und wird auch künftig die Märkte maßgeblich beeinflussen.