Common Lisp ist eine der ältesten und zugleich vielseitigsten Programmiersprachen, die vor allem für ihre Flexibilität und Ausdruckskraft bekannt ist. Trotz der zahlreichen Vorteile gilt sie in der Webentwicklung als weniger beliebt, was vor allem an der fehlenden, klaren Dokumentation und einer vergleichsweise steilen Einstiegshürde liegt. Im Gegensatz zu populären Sprachen wie Python, die mit Frameworks wie Flask oder Django Benutzerfreundlichkeit und einfache Bedienbarkeit bieten, bedarf es bei Common Lisp oft eines tieferen Einstiegs, um ähnliche Projekte umzusetzen. Dennoch lohnt sich die Beschäftigung mit Common Lisp, denn die Sprache bietet eine einzigartige Entwicklungsumgebung und mächtige Konzepte, die herkömmliche Webtechnologien in einigen Bereichen sogar übertreffen können. In diesem Zusammenhang soll der Fokus auf die Entwicklung einer einfachen, aber funktionalen Gästebuch-Webanwendung liegen, die typische Webfunktionalitäten wie Datenbankzugriff, Rendern von Templates und Routing beinhaltet.
Zunächst ist es wichtig, die passende Entwicklungsumgebung einzurichten. Common Lisp benötigt eine Implementierung wie SBCL (Steel Bank Common Lisp), die unter anderem schnelle Ausführung und Stabilität gewährleistet. Zusätzlich ist Quicklisp als Paketverwaltung sehr zu empfehlen, da es die Installation und Verwaltung von Bibliotheken erleichtert. Für ein komfortables Arbeiten empfiehlt es sich, eine integrierte Entwicklungsumgebung (IDE) mit REPL-Unterstützung zu nutzen. Hierfür sind Emacs mit SLY oder VSCode mit der Alive-Extension am weitesten verbreitet, wobei vor allem Letztere in den letzten Jahren an Attraktivität gewonnen hat und den Emacs-Workflow leichter zugänglich macht.
Nach der Einrichtung der Entwicklungsumgebung wird ein neues Common Lisp-Projekt angelegt. Mithilfe der Bibliothek cl-project kann ein Boilerplate-Projekt sehr schnell erstellt werden, das die Basisdateien und Verzeichnisse für das Gästebuch enthält. Dabei sind besonders die Konfigurationsdatei, die Quelldateien und ein Verzeichnis für statische Inhalte wichtige Bestandteile. Von Anfang an wird klar, dass Common Lisp sehr modular aufgebaut ist und der Entwickler die volle Kontrolle über jedes Detail besitzt. Für die Webentwicklung sind die Bibliotheken Clack und Lack von zentraler Bedeutung.
Clack ermöglicht eine serverunabhängige Abstraktion, ähnlich wie Rack in Ruby, wodurch sich der Wunschserver einfach austauschen lässt. Sehr gut geeignet für Entwicklungszwecke ist Hunchentoot, während für den produktiven Einsatz andere Server in Frage kommen. Lack ergänzt dies um eine Middleware-Architektur, die es erlaubt, verschiedene Funktionen wie statische Dateibereitstellung, Sitzungsverwaltung oder Authentifizierung elegant einzufügen. Die Verwendung von Middleware ist in der Webentwicklung ein bewährtes Konzept, um wiederkehrende Aufgaben systematisch zu implementieren. Ein weiteres essentielles Modul ist der Web-Framework Caveman, das auf den genannten Bibliotheken aufbaut und typische Web-Konzepte wie Routing, Template-Rendering und Request-Handling abdeckt.
Es ist leichtgewichtig und vergleichbar mit Frameworks wie Flask aus Python, zielt aber darauf, die Stärken von Common Lisp, wie Lisp-Makros und die einfache Erweiterbarkeit zu nutzen. Für den Template-Bereich wird die Bibliothek Djula verwendet, die Django-ähnliche Syntax und Features bietet. Dies erleichtert das Erstellen und Verwalten von HTML-Vorlagen erheblich. Das Datenbankmanagement erfolgt über cl-dbi, welches eine Schnittstelle zu relationalen Datenbanken ermöglicht. Für das Gästebuch bietet sich SQLite an, da es sich um eine leichtgewichtige, dateibasierte Datenbank handelt und keine zusätzliche Serverkonfiguration notwendig ist.
Die strukturierte Anbindung an die Datenbank erfolgt über vorbereitete Statements, was Sicherheit vor SQL-Injektionen sowie effizienten Datentransfer gewährleistet. Die Datenbankstruktur ist denkbar einfach: Eine Nachricht (message) wird mit einem Benutzernamen, Zeitstempel und Inhalt gespeichert. Zur besseren Entwicklungserfahrung wird besonderer Wert auf die Workflows im REPL gelegt. Common Lisp bietet kraftvolle Mechanismen zur Fehlerbehandlung und Laufzeitmanipulation, wie Restarts. Beispielsweise kann während der Serverausführung ein Fehler auftreten, der mit einer Restart-Option versehen ist.
So lässt sich der Server ohne kompletten Neustart stoppen und wieder starten, was eine schnelle Iteration und Live-Testing ermöglicht. Das ist ein großer Vorteil gegenüber vielen anderen Sprachen und trägt dem Lisp-Ursprung als Entwicklungsumgebung Rechnung. Die Umsetzung des Webservers umfasst unter anderem die Definition von Routen, die auf Webanfragen mit entsprechenden Funktionen reagieren. Die Startseite des Gästebuchs liefert die aktuell gespeicherten Nachrichten, die über die Datenbank abgerufen und mittels Djula-Vorlagen ausgegeben werden. Zusätzliche Routen ermöglichen das Hinzufügen und Löschen von Nachrichten über HTTP POST-Anfragen.
Die Verwaltung der Eingabedaten erfolgt über Request-Parameter, die am Server ausgefiltert und validiert werden. Eine weitere Stärke des Lisp-Ökosystems zeigt sich in den Möglichkeiten, den Code durch spezielle Makros zu reduzieren und wiederverwendbare Strukturen zu schaffen. Dies wird im zweiten Beispiel sichtbar, bei der Einführung des minimalistischen Flashcl-Frameworks. Flashcl setzt sich zum Ziel, den Boilerplate-Code deutlich zu reduzieren und an die Einfachheit und Übersichtlichkeit von Frameworks wie Flask anzuknüpfen. Es verbindet dabei bekannte Bibliotheken wie Caveman, Mito als ORM-Schnittstelle zu SQLite und Djula für Templates.
Die Verwendung von Makros wie defmodel erleichtert die Definition von Datenbankmodellen enorm und ermöglicht das automatische Erzeugen von Tabellen, was die Entwicklung beschleunigt. Im Vergleich zur herkömmlichen, detailreichen Implementierung reduziert Flashcl die gesamte Codebasis drastisch und macht Webentwicklung in Common Lisp für Einsteiger zugänglicher. Die Routendefinitionen sind kompakt und klar strukturiert, und Funktionen zum Abrufen oder Manipulieren von Datenbankeinträgen sind intuitiv einsetzbar. Mit den eingebauten Funktionen run-app und stop-app ist das Starten und Stoppen des Servers spielend einfach integriert. Trotz dieser positiven Aspekte sollte man auch die Grenzen von Common Lisp in der Webentwicklung kennen.
Die integrierte REPL-Entwicklung ist unbestritten ein innovatives Feature, doch die Anzahl der dokumentierten Tutorials, Frameworks und die Community-Größe sind vergleichsweise gering. Viele Entwickler bevorzugen daher populärere Sprachen für typische Web-Anwendungen. Allerdings sind Common Lisp-Webanwendungen dann besonders vorteilhaft, wenn Performance, individuelle Anpassbarkeit und erweiterte Metaprogrammierung gefragt sind. Gerade bei kleinen Services oder APIs kann die Sprache glänzen. Abschließend lässt sich festhalten, dass das Erstellen einer einfachen Webanwendung in Common Lisp mit aktuellen Bibliotheken durchaus machbar ist und besonders Entwicklern viel Freude bereiten kann, die sich auf die Eigenheiten der Sprache einlassen.
Die Kombination aus Clack, Lack, Caveman, Djula und cl-dbi bildet eine solide Basis. Wer vorhandene Hürden in Form von umfangreicher Dokumentation und fehlenden Tutorials überwindet, kann mit Common Lisp ein mächtiges Werkzeug in der Webentwicklung nutzen. Außerdem zeigt das Framework Flashcl beispielhaft, wie die Einstiegshürde durch cleveren Einsatz der Sprache verkürzt werden kann. Für alle, die sich für die Webentwicklung in Common Lisp interessieren, ist es empfehlenswert, mit kleinen Projekten wie einem Gästebuch zu starten und die Vorteile des REPL-basierten Entwicklungsflusses aktiv zu nutzen. Durch den modularen Aufbau bestehen zudem viele Möglichkeiten, die Anwendung mit Sessions, Authentifizierung oder Echtzeitfunktionen zu erweitern.
Common Lisp bietet somit trotz seiner scheinbaren Nischigkeit spannende Perspektiven für Entwickler, die nach mehr Flexibilität und Ausdrucksstärke suchen, als sie in konventionellen Websprachen oft möglich ist.