Der Bundesstaat Nevada steht kurz davor, ein bahnbrechendes Gesetz zu verabschieden, das im Zahlungsverkehr völlig neue Maßstäbe setzen könnte. Dieses Gesetz sieht die Schaffung eines speziellen Charter-Systems für sogenannte Zahlungskreditinstitute (Payment Banks) vor. Ziel ist es, Finanztechnologieunternehmen (FinTechs), Einzelhändlern und anderen Dienstleistern zu ermöglichen, direkten Zugang zu den bundesstaatlichen Zahlungssystemen wie ACH, FedWire und dem neuen FedNow-Service zu erhalten. Damit könnte Nevada als erster Bundesstaat in den Vereinigten Staaten eine Vorreiterrolle bei der digitalen Finanzinnovation übernehmen und wichtige Impulse für die Senkung von Transaktionskosten setzen. Die geplante Regelung hat das Potenzial, die bisher dominierende Abhängigkeit von Kreditkartenunternehmen und traditionelle Bankinstitute zu durchbrechen und erlaubt es neuen Marktteilnehmern, effizientere Zahlungslösungen anzubieten, die sowohl für Händler als auch Verbraucher von Vorteil sein könnten.
Das Problem überhöhter Gebühren im Zahlungsverkehr wird immer wieder kontrovers diskutiert. Händler beklagen sich seit Jahren über die hohen Interchange-Gebühren, die bei Kredit- und Debitkartentransaktionen anfallen und oft als unverhältnismäßig hoch und belastend empfunden werden. Diese Gebühren, die von verschiedenen Vermittlern im Zahlungsnetzwerk erhoben werden, verteuern die Zahlungsabwicklung und letztendlich die Kosten für Endverbraucher. Die Einführung spezialisierter Zahlungskreditinstitute soll dem entgegenwirken, indem sogenannte Mittelsmänner eliminiert werden, die bislang die Kosten und Verzögerungen bei Zahlungen verursachen. Assembly Speaker Steve Yeager, der das Gesetz unterstützt, bezeichnete die Gesetzesinitiative als Chance, die bestehende Monopolstruktur aufzubrechen und die finanzielle Belastung für den Handel zu reduzieren.
Das neue Modell sieht eine spezielle Lizenzierung vor, die es Unternehmen ermöglicht, als vollwertige Zahlungskreditinstitute anerkannt zu werden. Damit erhalten diese die Möglichkeit, direkte Zugänge zu den großen nationalen Zahlungssystemen zu beantragen, ohne auf traditionelle Banken angewiesen sein zu müssen. Diese Nähe zu den infrastrukturellen Finanzsystemen ist ein entscheidender Schritt, um Transaktionen direkter, schneller und günstiger abzuwickeln. Ein wichtiger Aspekt der vorgeschlagenen Regelung ist, dass den neuen Instituten das Recht entzogen wird, Kredite zu vergeben oder andere kreditbezogene Geschäfte zu betreiben. Dadurch wird das Risiko für das Finanzsystem minimiert und der Fokus ausschließlich auf den Zahlungsverkehr gelegt.
Außerdem sieht das Gesetz eine geringe Gebühr pro abgewickelte Transaktion vor, die bei 0,0025 Prozent liegt und dem Staat Nevada eine zusätzliche Einnahmequelle sichern soll. Die Rückendeckung für das Gesetz kommt insbesondere aus dem Einzelhandel. Die Retail Association of Nevada, die überwiegend kleine und mittelständische Händler vertritt, setzt sich intensiv für die Gesetzesinitiative ein. Die Organisation sieht in dem Gesetz ein Mittel, um den Wettbewerb im Zahlungsverkehr zu stärken und den Händlern neue Möglichkeiten zu bieten, ihre Zahlungsabwicklung effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Auch der Abgeordnete Yeager betont, dass gerade kleinere Unternehmen derzeit kaum Alternativen haben und meist mehrere Ebenen von Intermediären durchlaufen müssen, um Zahlungen entgegenzunehmen.
Durch die Zahlungskreditinstitute würde sich diese Situation grundlegend verbessern, was sich langfristig auch positiv auf die Kundenzufriedenheit und das Wachstum kleiner Betriebe auswirken könnte. Bemerkenswert ist auch, dass das Gesetz vorsehen könnte, dass diese neuen Zahlungskreditinstitute nicht von der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) versichert sein müssen. Stattdessen sollten die staatlichen Finanzaufsichtsbehörden von Nevada die Gewährleistung eines ausreichenden Schutzes der Kundengelder prüfen und verantworten. Diese Herangehensweise signalisiert den Willen, bei der Regulierung flexibel und innovativ zu bleiben, statt die starren Anforderungen traditioneller Bankenstrukturen zu übertragen. Dies ermöglicht vor allem jungen FinTech-Unternehmen und Start-ups einen leichteren Einstieg in ein reguliertes Umfeld, ohne die typischen Belastungen und Kosten klassischer Banklizenzen tragen zu müssen.
Die zeitliche Dringlichkeit, mit der das Gesetz eingebracht und von vielen Unterstützern erwartet wird, reflektiert die Bedeutung der Initiative. Die gesetzgebende Versammlung von Nevada plant, die Verabschiedung noch vor dem Ende ihrer Sitzung im Juni 2025 zu erreichen. Die Befürworter betonen, dass das Gesetz nicht nur wirtschaftliche Vorteile durch günstigere Zahlungen und weniger Bürokratie bietet, sondern auch neue Arbeitsplätze im Finanzsektor schaffen und dem Bundesstaat eine stabile Einnahmequelle sichern kann. Das Projekt verspricht somit, ein umfassendes Ökosystem für den digitalen Zahlungsverkehr zu etablieren, das den Bedürfnissen der modernen Wirtschaft Rechnung trägt. Darüber hinaus könnten die Auswirkungen eines solchen Gesetzes weit über Nevada hinausreichen.
Andere Bundesstaaten und möglicherweise auch nationale Gesetzgeber beobachten die Entwicklungen genau, da die Frage der Kosten und Effizienz im Zahlungsverkehr ein branchenweites Thema ist. Sollten die Zahlungskreditinstitute in Nevada erfolgreich sein, könnten ähnliche Modelle auch andernorts Schule machen und zu einem grundlegenden Wandel in der Art und Weise führen, wie Zahlungen in den Vereinigten Staaten abgewickelt werden. Dies würde die bestehende Dominanz der großen Kreditkartenunternehmen und Banken herausfordern und die Tür zu einem agileren, transparenten und kosteneffizienten Zahlungsökosystem öffnen. Insgesamt stellt das Vorhaben in Nevada einen Meilenstein für die Finanzbranche dar, der FinTech-Innovationen und den elektronischen Zahlungsverkehr voranbringen könnte. Die Kombination aus erhöhter Erreichbarkeit der Zahlungssysteme, reduzierten Gebühren für Händler und streng definierten Regulierungsmaßnahmen verspricht ein ausgewogenes Konzept, das sowohl Sicherheit als auch Fortschritt gewährleistet.