Kasachstan steht an der Schwelle einer revolutionären Entwicklung im Bereich der digitalen Währungen und Blockchain-Technologie. Das Land hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, um sich als zentrales Krypto-Finanzzentrum Zentralasiens zu etablieren. Diese Bestrebungen werden begleitet durch einen rasanten Anstieg der Handelsvolumina, der in den letzten Jahren von wenigen Millionen auf beeindruckende 1,4 Milliarden US-Dollar gewachsen ist. Dabei wirken sowohl staatliche Strategien als auch wirtschaftliche Investitionen zusammen, um den Krypto-Sektor nachhaltig zu stärken und für die Zukunft fit zu machen. Im Mittelpunkt der Bemühungen steht Kanysh Tuleushin, der erste Vize-Minister für digitale Entwicklung, Innovation und Luft- und Raumfahrtindustrie Kasachstans.
In einem viel beachteten Beitrag in der Kazakhstanskaya Pravda hat er ehrgeizige Pläne vorgestellt, wie durch eine gezielte Deregulierung und gleichzeitige Schaffung klarer Rechtsrahmen der digitale Handel mit Krypto-Vermögenswerten erheblich wachsen kann. Dies geht Hand in Hand mit einer Modernisierung der ohnehin schon bedeutenden Krypto-Mining-Branche des Landes, die zunehmend als strategischer Partner im Bereich der Energieversorgung betrachtet wird. Die Verschmelzung von Krypto-Mining mit Energieinfrastruktur ist ein zentraler Baustein der Vision Kasachstans. Dabei implementiert das Land das sogenannte "70/30-Projekt", bei dem ausländische Investoren in die Modernisierung von Thermalkraftwerken investieren. 70 Prozent der Produktionskapazität gehen direkt in das nationale Stromnetz, während die verbleibenden 30 Prozent für Krypto-Miner reserviert sind.
Diese Maßnahme zielt nicht nur darauf ab, die Effizienz und Stabilität der Energieversorgung zu erhöhen, sondern auch Umweltbelange zu berücksichtigen, indem Miner überschüssige Energie während Zeiten geringer Netzbelastung verbrauchen und so zur Netzstabilisierung beitragen. Die formale Regulierung des Krypto-Marktes hat seit 2023 spürbar an Fahrt gewonnen. Über 415.000 Mining-Maschinen wurden offiziell registriert, und es wurden 84 Lizenzen ausgestellt – davon sind 64 aktiv, 13 suspendiert und sieben widerrufen worden. Zudem wurden fünf Mining-Pools akkreditiert, von denen drei noch operieren.
Insbesondere das Astana International Financial Centre (AIFC) hat sich als Herzstück des legalen digitalen Handels etabliert. Das AIFC fungiert als Sonderwirtschaftszone, die einen maßgeschneiderten Rahmen für digitale Finanzprodukte bietet und die Transaktionen transparent und sicher gestaltet. Die Handelsvolumina am AIFC stiegen zwischen 2023 und 2024 von rund 324 Millionen auf beeindruckende 1,4 Milliarden Dollar an – ein Beleg für das enorme Wachstumspotenzial. Trotz des Fortschritts bleibt jedoch die Bekämpfung illegaler Aktivitäten eine Herausforderung. Behörden haben 2024 allein schon 36 nicht lizenzierte Handelsplattformen mit einem Gesamtumsatz von 60 Milliarden Tenge, was etwa 118 Millionen Dollar entspricht, geschlossen.
Zusätzlich wurden 4,8 Millionen Dollar an Vermögenswerten eingefroren und über 3.500 nicht registrierte Webseiten blockiert. Diese rigorosen Maßnahmen unterstreichen den Willen der kasachischen Regierung, den Markt zu säubern und Anleger zu schützen. Dennoch fanden geschätzte 91,5 Prozent aller Krypto-Transaktionen im Jahr 2023 außerhalb der offiziellen Regulierung statt, was das Potenzial und gleichzeitig die Risiken des noch jungen Sektors zeigt. Kanysh Tuleushin betont in seinen Ausführungen die langfristigen Ziele Kasachstans, welche neben der Steigerung der Rechtskonformität auch die Entwicklung nachhaltiger Energiequellen und eine marktgerechte Integration der Krypto-Branche umfassen.
Dieses Ziel muss mit Einigkeit und Kommunikation zwischen staatlichen Institutionen, Investoren und Marktteilnehmern verfolgt werden, um den Standort Kasachstan attraktiv und wettbewerbsfähig zu gestalten. Die rechtliche Klassifizierung von digitalen Vermögenswerten spielt eine entscheidende Rolle für das weitere Wachstum. Kasachstan unterscheidet seit 2024 zwischen gedeckten und ungedeckten Vermögenswerten. Die erstgenannten werden durch physische Güter wie Immobilien oder Patente abgesichert, während Krypto-Währungen wie Bitcoin und Ethereum als ungedeckte digitale Assets geführt werden. Der Handel beider Kategorien ist auf den Bereich des AIFC beschränkt, was für eine klare Abgrenzung zwischen reguliertem und unreguliertem Markt sorgen soll.
Zusätzlich untermauert Kasachstan seine Ambitionen durch Pläne zur Einführung von Krypto-Banken, die sowohl den Handel als auch die Verwahrung von digitalen Werten erleichtern und neue Finanzierungsmöglichkeiten eröffnen sollen. Premierminister Olzhas Bektenov bestätigte diese Initiative in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage, womit das Land signalisieren will, sich auf dem digitalen Finanzmarkt vollständig zu positionieren. Gleichzeitig unterstreicht die Regierung jedoch ihre Null-Toleranz gegenüber nicht konformen Anbietern: Beliebte westliche Börsen wie Coinbase oder Kraken wurden aufgrund fehlender Regulierung im Land blockiert, ausländische Broker geschlossen, und viele andere Plattformen sind nur per VPN zugänglich. Bekannte, lizensierte Anbieter wie Binance und Bybit hingegen genießen bereits offizielle Anerkennung und dürfen reguliert operieren. Gemäß einem Bericht von RISE Research wächst das öffentliche Interesse an Kryptowährungen in Kasachstan stetig.
Die Anzahl der Krypto-Besitzer hat sich innerhalb von zwei Jahren verdoppelt, und auch die steuerlichen Erträge aus dem Krypto-Sektor steigen kontinuierlich an. Diese Entwicklung weist auf eine zunehmende Akzeptanz und ein wachsendes Marktpotenzial hin, die Kasachstan weiter nutzen möchte. Das Land befindet sich an einem spannenden Wendepunkt, an dem regulatorische Rahmenbedingungen, technologische Innovationen und wirtschaftliche Expansion zusammentreffen. Kasachstan setzt damit neue Standards in der Region und stellt sich als attraktiver Player in der globalen Kryptowelt dar. Die Verknüpfung von Energie- und Krypto-Infrastruktur zeigt zudem innovative Wege auf, wie digitale Technologien zur Modernisierung nationaler Systeme beitragen können.
Internationale Investoren und Krypto-Enthusiasten beobachten Kasachstan genau, denn das Land beweist, dass ein ausgewogenes Zusammenspiel von Regulierung und Innovation immense Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft bietet. Indem Kasachstan seinen klaren Kurs fortsetzt, kann es den Ruf als transparentes, sicheres und attraktives Krypto-Drehkreuz festigen und die zentralasiatische Dominanz im digitalen Finanzsektor nachhaltig ausbauen.
