Das Jahr 2025 begann mit viel Spannung im Transport- und Logistiksektor. Insbesondere die Beziehung und die unterschiedlichen Perspektiven zwischen Spediteuren (Shippers) und Carrier-Unternehmen, also den Frachtführern, standen im Fokus der Branchenbeobachter und Marktanalysten. Eine Umfrage von Echo in Zusammenarbeit mit FreightWaves, die Ende 2024 über 5000 Teilnehmer aus beiden Gruppen befragte, zeigte interessante Einblicke und klare Unterschiede in deren Erwartungen und tatsächlichen Erfahrungen in der ersten Hälfte dieses Jahres. Dabei wurde deutlich, dass die Spediteure das erste Halbjahr 2025 tendenziell als erfolgreicher und stabiler bewerteten als die Carrier, die mit ganz anderen Herausforderungen zu kämpfen hatten. Diese Diskrepanz wirft ein Schlaglicht auf die Dynamik und Komplexität des heutigen Transportmarktes.
Zu Beginn des Jahres hatten die Spediteure vor allem flache Preistrends erwartet, was bedeutet, dass sie davon ausgingen, dass die Frachtkosten größtenteils stabil bleiben würden, selbst wenn das Transportvolumen ansteigen sollte. Tatsächlich gaben nur rund neun Prozent der befragten Versender an, mit einem Preisanstieg von mehr als fünf Prozent zu rechnen. Im Gegensatz dazu rechneten fast ein Drittel mit leichten Erhöhungen im Bereich von ein bis fünf Prozent, während rund ein Viertel sogar mit sinkenden Preisen kalkulierte. Dass diese Erwartungshaltung eher vorsichtig bis optimistisch war, hing mit der Annahme zusammen, dass auf dem Markt ausreichend Kapazitäten vorhanden seien, um eine spürbare Inflation der Preise trotz wachsender Transportmengen zu vermeiden. Die Prognosen hinsichtlich des Volumens unterschieden sich kaum von optimistischen Wachstumsszenarien.
Fast sieben von zehn Spediteuren erwarteten ein Wachstum der Transportmengen um mindestens ein Prozent, wobei gut 30 Prozent sogar mit einem Plus von über fünf Prozent rechneten. Dieses moderat optimistische Szenario spiegelte das Vertrauen der Versender in die Nachfrageseite wider sowie die Erwartung, dass steigende Mengen nicht automatisch zu höheren Frachtraten führen müssten. Im Zentrum der Spannungen lag jedoch das unterschiedliche Bild, das die Carrier zeichneten. Anders als die Spediteure gingen sie deutlich von einem deutlicheren Anstieg der Frachtraten aus. Etwa 45 Prozent der befragten Carrier erwarteten ein Wachstum der vertraglich vereinbarten Preise um über fünf Prozent.
Bei den Spot-Raten, also kurzfristigen Frachtraten auf dem freien Markt, waren es sogar 51 Prozent, die von einem ähnlichen Anstieg ausgingen. Für die Carrier steht die Preisentwicklung eng mit der aktuellen Nachfragesituation und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Verbindung. Gleichzeitig messen sie der Verfügbarkeit von Fahrern nur eine untergeordnete Rolle zu, wenn es um die Einflussnahme auf die Preisbildung geht. Lediglich 20 Prozent nannten hier die Fahrermangelproblematik als bedeutendsten Faktor für steigende Preise. Aktuelle Marktanalysen bestätigten diese Einschätzung insofern, dass das Transportvolumen in der ersten Jahreshälfte 2025 eher zurückging als erwartet.
Der sogenannte „Tender Volume Index“ fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent, was auf eine geringere Anzahl an Ausschreibungen und damit nachgefragten Transportkapazitäten hindeutet. Dies erschwerte es den Carriern zusätzlich, ihre Flotten effizient zu beschäftigen und ausreichend lukrative Aufträge zu finden. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum die Spediteure die erste Jahreshälfte als bessere Phase bewerten als die Carrier. Während die Versender aufgrund stabiler Preise und etwas wachsender Volumina relativ gut durch diese Periode kamen, sahen sich die Carrier mit rückläufigen Ausschreibungen und hohen Erwartungen an steigende Frachtraten konfrontiert, die sich in der Praxis aber nicht realisierten. Ihre größte Herausforderung bleibt der Zugang zu rentablen Aufträgen.
Diese Diskrepanz hat wichtige Auswirkungen auf die gesamte Logistikkette und das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Akteuren. Spediteure profitieren von einer gewissen Stabilität und Planungssicherheit, da flache Preise das Budget kalkulierbar machen. Das Gewinnstreben der Carrier dagegen erfordert eine höhere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. In einem Umfeld, in dem Volumen sinken und die Verhandlungsposition der Frachtführer sich verschlechtert, erhöht sich der Wettbewerbsdruck. Darüber hinaus legen die Umfrageergebnisse nahe, dass es bei den Preisverhandlungen weiterhin zu Differenzen kommt, die teilweise auf Wunschvorstellungen beider Seiten zurückzuführen sind.
Während nur ein kleiner Teil der Spediteure mit starken Preisanstiegen gerechnet hatte, rechneten die Carrier mit markanten Kostensteigerungen. Dieses Ungleichgewicht kann zu Spannungen führen, die sich in den Verhandlungen um Verträge und Tarifgestaltung widerspiegeln. Die gegenwärtige Marktlage fordert von allen Beteiligten ein hohes Maß an Transparenz, Kommunikation und strategischem Denken. Die Digitalisierung und Nutzung moderner Datenanalysen bietet dabei Chancen, die Angebots- und Nachfrageseite besser zu verstehen und so passgenaue Lösungen zu entwickeln. Technologien zur Echtzeitüberwachung von Frachtraten, Transportvolumen und wirtschaftlichen Indikatoren können langfristig helfen, die Erwartungen aneinander anzupassen und die Zusammenarbeit zu optimieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das erste Halbjahr 2025 für Spediteure vergleichsweise erfolgreich verlief, geprägt von stabilen Preisen und moderatem Wachstum. Die Carrier hingegen mussten mit rückläufigem Volumen, erhöhtem Konkurrenzdruck und unrealistischen Preiserwartungen kämpfen. Die unterschiedlichen Erfahrungen zeigen, wie komplex der deutsche und internationale Transportmarkt heutzutage ist und wie wichtig es ist, die Interessen und Herausforderungen aller Beteiligten zu verstehen. Nur so kann eine nachhaltige und faire Entwicklung gewährleistet werden, die sowohl Versender als auch Frachtführer gleichermaßen unterstützt. In Zukunft wird es entscheidend sein, wie flexibel die Marktteilnehmer auf Veränderungen reagieren und wie gut sie Marktinformationen nutzen, um optimale Entscheidungen zu treffen.
Die Balance zwischen Angebot und Nachfrage, die Anforderungen der Wirtschaft und die Bedürfnisse der Verbraucher beeinflussen dabei maßgeblich die Entwicklung der Preise und Volumen. Das Verhältnis zwischen Spediteuren und Carriern wird weiterhin ein Schlüsselthema bleiben, dessen Beachtung fundamentalen Einfluss auf die Stabilität und Effizienz der Logistikbranche hat.