In den vergangenen Jahren hat Israel seine militärischen Bemühungen gegen den Iran verstärkt, besonders durch den zunehmenden Einsatz von Luftangriffen. Die jüngsten Luftschläge im Juni 2025, welche gezielt Ölanlagen und militärische Einrichtungen in Teheran attackierten, verdeutlichen die Entschlossenheit Israels, das iranische Nuklearprogramm zu stoppen und dessen militärische Schlagkraft zu minimieren. Trotz der hochpräzisen Technologie und der umfassenden Geheimdienstinformationen ist diese Strategie jedoch tiefgreifend problematisch. Sie bildet das Herzstück einer Diskussion über die Effektivität von Luftkriegen zu politischen und militärischen Zwecken in einem modernen Konfliktumfeld. Die israelische Luftkampagne gegen den Iran verfolgt das ambitionierte Ziel, eine Regierung zu destabilisieren und ein nuclear militärisches Programm zu zerstören - und dies allein durch die Luftwaffe.
Diese Strategie hat historische Wurzeln, doch sie ist in ihrer Zielsetzung bisher ohne Beispiel. Selbst die Vereinigten Staaten, die im Zweiten Weltkrieg, Korea, Vietnam und dem Golfkrieg massive Luftangriffe geflogen haben, scheiterten daran, feindliche Regierungen ausschließlich durch Luftschläge zu stürzen. Dies liegt daran, dass Luftangriffe zwar Schaden an materiellen Zielen anrichten, jedoch die politischen und sozialen Gefüge eines Landes nur unzureichend beeinflussen können. Eine der wesentlichen Herausforderungen für Israel ist das iranische Regierungssystem und seine robuste Sicherheitsarchitektur. Die iranische Führung ist tief in verschiedenen gesellschaftlichen und militärischen Institutionen verwurzelt, die es ermöglichen, anhaltenden Druck und Angriffe über längere Zeiträume weitgehend zu überstehen.
Luftschläge können wichtige Anlagen beschädigen, doch sie erreichen selten die Zerstörung aller kritischen Infrastruktur, die notwendig wäre, um das Nuklearprogramm endgültig zu stoppen. Zudem verfügen iranische Einrichtungen oft über versteckte oder geschützte Standorte, was die Effektivität von Präzisionsschlägen weiter einschränkt. Ein weiterer Faktor ist die Reaktion des iranischen Regimes. Historisch gesehen zeigen autokratische Regierungen bei externem militärischem Druck eine neigung zur Konsolidierung der Macht. Statt sich spalten zu lassen, neigt die Führung zum Zusammenrücken und Mobilisierung der inneren Ressourcen.
Dies kann zu einer erhöhten Resilienz führen, die einen effektiven Luftkrieg konterkariert. Die iranische Bevölkerung und Militärs haben in der Vergangenheit hohe Opferbereitschaft gezeigt, was Luftangriffe tendenziell nicht erschüttern, sondern verstärken. Politisch gesehen birgt Israels Luftkrieg außerdem das Risiko einer Gegenreaktion auf regionaler und internationaler Ebene. Verbündete des Iran wie die Hisbollah im Libanon oder bewaffnete Gruppen in Syrien könnten ihre militärischen Aktivitäten verstärken und neue Fronten öffnen. Auch das internationale Umfeld, insbesondere die USA, China und Russland, beobachten den Konflikt genau und könnten durch diplomatische oder militärische Maßnahmen eingreifen, um eine Eskalation zu begrenzen oder ihre eigenen Interessen zu wahren.
Luftangriffe allein lösen somit nicht das zugrundeliegende geopolitische und sicherheitspolitische Dilemma. Die technologischen Aspekte der israelischen Luftkampagne sind unbestritten beeindruckend. Israel verfügt über einige der weltweit besten Luftwaffensteuerungssysteme, unbemannte Drohnen und Präzisionswaffen. Doch selbst mit modernster Technologie gibt es physische und strategische Barrieren. Die Fähigkeit, feindliche Radarsysteme, Flugabwehrstellungen und Luftschutzmechanismen zu umgehen, ist nicht unbegrenzt.
Eine dauerhafte Luftkampagne setzt umfangreiche Ressourcen und Liquidität voraus, die Israel langfristig stark fordern würde. Auch die moralischen und humanitären Konsequenzen eines Luftkriegs sind nicht zu vernachlässigen. Luftangriffe auf zivile oder halb zivile Infrastruktur führen unweigerlich zu Verlusten unter der Zivilbevölkerung. Dies kann international verurteilt werden und das Image Israels weiter schädigen. Zudem fördern solche Konflikte oft anti-israelische Stimmungen in der Region, was zu einer stärkeren Radikalisierung führt und den Nährboden für zukünftige Auseinandersetzungen schafft.
Alternativ zum Luftkrieg bieten sich andere Strategien an, die Israel in Betracht ziehen könnte. Diplomatische Verhandlungen, verstärkte Sanktionen und Zusammenarbeit mit internationalen Partnern gehören zu den Möglichkeiten, das iranische Atomprogramm zu beeinflussen. Obwohl solche Vorgehensweisen langsamer wirken und mit Kompromissen verbunden sind, bieten sie oft nachhaltigere Ergebnisse ohne den hohen Preis eines militärischen Konflikts. Zusammenfassend zeigt die israelische Luftkriegstrategie gegen den Iran grundlegende Schwächen auf. Luftangriffe allein können nicht die komplexen politischen und militärischen Strukturen des Iran zerschlagen oder das Nuklearprogramm nachhaltig eliminieren.
Sie sind ein Teil eines größeren Konflikts, der nur durch eine Kombination aus politischem Druck, regionaler Strategie und möglicherweise einem sorgfältig abgestimmten Einsatz militärischer Optionen gelöst werden kann. Die Lektionen aus der Geschichte verdeutlichen, dass Kriege mit Luftwaffe allein selten erfolgreiche Regimewechsel hervorrufen. Israel muss diesen Realitäten Rechnung tragen und seine Maßnahmen überdenken, um die langfristige Sicherheit in der Region zu gewährleisten. Die Zukunft des Nahen Ostens hängt davon ab, ob es gelingt, konstruktive Lösungen zu entwickeln, die weit über die immediate Wirkung von Luftschlägen hinausgehen.