Craig Wright, eine der umstrittensten Figuren im Bereich der Kryptowährungen, geriet erneut ins Zentrum juristischer Schlagzeilen. Ein britischer High Court Richter hat am 12. Mai 2025 eine einstweilige Verfügung gegen den australischen Informatiker erlassen, der es Wright künftig verbietet, weitere Verleumdungsklagen einzureichen. Das Gericht reagierte damit auf eine jahrelange Reihe von Klagen und Drohungen, die der selbsternannte Bitcoin-Erfinder veranlasst hat und welche insbesondere Kritiker, Blogger und Entwickler im Bitcoin-Ökosystem belasteten. Die richterliche Entscheidung hat für viel Aufsehen gesorgt und lenkt den Blick erneut auf Wrights aggressive Nutzung der Gerichtsbarkeit als Mittel, um Kritiker zu unterdrücken.
Im Urteilsspruch betonte Richter Edward Mellor, dass Wright ein Muster verfolgt habe, mit dem er die Rechtssysteme als Waffe einsetzte. Die Folge seiner Aktionen sei ein „juristisches Höllenfeuer“ für viele Betroffene gewesen, die mit kostenintensiven und langwierigen Rechtsstreiten konfrontiert wurden – oftmals gestützt auf Beweise, die vom Gericht als fingiert bewertet wurden. Der Hintergrund der Entscheidung liegt in einer Klage der Crypto Open Patent Alliance (COPA), die 2021 gegen Wright vorangetrieben wurde. Die Organisation verteidigt die Freiheit der Krypto-Entwicklung und kämpft gegen Patentmissbrauch, der Innovationen erschwert oder verhindert. Wrights Drohungen und seine mehrfachen Verleumdungsklagen gegen Mitglieder, darunter bekannte Persönlichkeiten wie der Krypto-Blogger Peter McCormack und Magnus Granath alias Hodlonaut, waren für COPA Anlass, juristische Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Die Mitglieder berichteten von einem regelrechten Belastungstest, der über fünf Jahre anhielt und mit erheblichen emotionalen sowie finanziellen Folgen einherging. Richter Mellor bezeichnete die Aktionen von Wright als „ungleiche Kämpfe“, die mit substanziellem finanziellen Rückhalt gestützt wurden. Der Richter unterstrich, dass es bei den Klagen nicht um eine Suche nach Wahrheit, sondern vielmehr um Einschüchterung und Unterdrückung von abweichenden Stimmen gegangen sei. Wrights wiederholte Behauptungen, er sei der wahre Erfinder von Bitcoin – Satoshi Nakamoto – basierten laut Gericht auf falschen Grundlagen. Seine Klagen sollten ein vermeintliches Recht auf diese Identität erzwingen und Kritiker mundtot machen.
Die Auswirkungen von Wrights Verhalten schränken dabei nicht nur einzelne Personen ein, sondern haben laut Gerichtsurteil tiefgreifende Folgen für die gesamte Krypto-Branche. Innovationen würden dadurch gebremst und Entwicklungstätigkeiten behindert. Insbesondere in einer Technologiebranche, die auf Offenheit und gemeinschaftlichem Fortschritt basiert, stellen solche juristischen Strategien eine erhebliche Gefahr dar. Die restriktiven Maßnahmen des High Courts folgen einer Reihe von Rückschlägen für Wright. Bereits im März 2024 entschied dasselbe Gericht, dass Wright nicht der Schöpfer des Bitcoin-Whitepapers sei, keinen Pseudonymnamen Satoshi Nakamoto trage und nicht an der ursprünglichen Entwicklung von Bitcoin beteiligt war.
Diese Entscheidung war ein juristisches Statement gegen Wrights jahrelange Behauptungen. Zur weiteren Klarstellung veröffentlichte Wright im Juli 2024 eine rechtliche Erklärung auf seiner Webseite, in der er ausdrücklich bestritt, der anonyme Gründer von Bitcoin zu sein. Wrights juristische Geschichte ist umfangreich und komplex. Über fast ein Jahrzehnt hinweg hatte der Australier wiederholt Klagen gegen namhafte Persönlichkeiten der Kryptoszene eingereicht, darunter Ethereum-Mitbegründer Vitalik Buterin und Bitcoin-Veteran Adam Back. Diese langwierigen Auseinandersetzungen werden in der Szene oft mit dem Begriff „Faketoshi“ bezeichnet, der Kritiker Wrights als falschen Satoshi Nakamoto abstempelt.
Ein weiterer Tiefpunkt folgte im Dezember 2024, als Wright in Großbritannien wegen Missachtung des Gerichts zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Diese Sanktion markiert einen Wendepunkt in seinem Umgang mit den rechtlichen Gremien und verstärkt die Kritik an seinen Methoden. Die restriktive Verfügung des High Courts könnte einen Präzedenzfall setzen und zeigt, dass Gerichte bereit sind, Missbrauch des Rechtssystems insbesondere im schnelllebigen Bereich der Kryptowährungen zu sanktionieren. Das Urteil verdeutlicht die Bedeutung eines ausgewogenen Umgangs mit juristischen Mitteln und dem Schutz der freien Meinungsäußerung sowie der Innovation. Die Krypto-Community begrüßte das Urteil aus unterschiedlichen Perspektiven.
Während Unterstützer Wrights sein Vorgehen als legitim beschreiben, sehen viele Entwickler und Branchenexperten in dem Ende seiner Klageflut eine notwendige Befreiung. Ohne die ständigen Bedrohungen durch rechtliche Auseinandersetzungen könnte die Entwicklung offener und innovativer Technologien an Fahrt gewinnen, was dem gesamten Ökosystem zugutekommt. Die Geschichte von Craig Wright ist exemplarisch für die Herausforderungen, die in der Schnittmenge von Recht, Technologie und öffentlicher Wahrnehmung entstehen. Die Debatte um die Identität von Satoshi Nakamoto, die Führung von Wrights juristischer Offensive und die Reaktion der Community zeigen, wie komplex die Dynamik im Kryptosektor ist. Rechtliche Auseinandersetzungen offenbaren regelmäßig Spannungen zwischen Persönlichkeitsrechten, Schutz geistigen Eigentums und der Förderung technologischen Fortschritts.
Das Urteil des High Courts und die damit verbundene Einschränkung von Wright könnten einen Wendepunkt markieren, der für mehr Transparenz und Fairness in der Krypto-Branche sorgt. Es bleibt abzuwarten, wie sich Wright in Zukunft positioniert und ob seine juristischen Taktiken weiterhin Bestand haben. Für die Krypto-Entwickler und die Community insgesamt hingegen bedeutet das Urteil Entlastung und eine Chance auf ungehinderte Innovation in einem der dynamischsten Technologiebereiche unserer Zeit.