In den Anfängen der Automobilgeschichte war Dampf die treibende Kraft, angetrieben von dem gleichen Prinzip, das auch die Industrialisierung maßgeblich vorantrieb. Während gegen Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Erfinder an verbrennungsmotorbetriebenen Fahrzeugen tüftelten, waren es die Dampfmaschinen, die zuerst die Straßen eroberten. Ihre Fähigkeit, hohe Leistung zu liefern, war besonders beeindruckend. Doch mit der Zeit kamen die Benzinmotoren auf, die vor allem durch ihre geringere Startzeit und einfachere Bedienung die Vorherrschaft übernahmen.
Trotzdem gab es noch in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts verwegene Innovatoren, die glaubten, dass Dampfautos eine Zukunft hätten – darunter die Doble-Brüder, die mit ihrem gleichnamigen Modell buchstäblich die letzte große Dampftechnologie auf Rädern erschufen. Abner Doble und seine Brüder John, Warren und Bill begannen ihre Arbeit bereits während ihrer Schulzeit, wo sie in ihrem Elternhaus die ersten Prototypen bastelten. Aus Teilen von alten White Steamern zusammengefügt und mit eigenen Patenten ergänzt, zeichneten sich ihre Fahrzeuge durch bahnbrechende technische Innovationen aus. Eines der zentralen Merkmale war die Verbesserung des Wasserverbrauchs durch ein Wasserrückgewinnungssystem, das die Reichweite eines Dampfwagens von etwa 30 Kilometern auf bis zu 1.
500 Meilen erhöhte – ein enormer Fortschritt gegenüber früheren Modellen. Ebenso wichtig war die Integration eines Systems, das das Wasser im Kessel mit Motoröl vermischte, um Rost und Kalkbildung effektiv zu verhindern, was bei Dampfmotoren häufig zu schwerwiegenden Problemen führte. Der sogenannte Model B war damit mehr als nur ein technisches Experiment – er verkörperte das Beste, was zu dieser Zeit möglich war. Die Leistung und Beschleunigung waren beeindruckend: Mit dem Model B konnte man in nur 15 Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen, was im Vergleich zum Ford Model T, der dafür fast dreimal so lange benötigte, herausragend war. Auch Fahrkomfort und Lautstärke spielten eine große Rolle.
Die Doble-Dampfwagen waren nahezu geräuschlos und boten eine sanfte Gangart, ganz ohne die komplexe Kupplung oder Mehrgang-Getriebe, wie sie bei Verbrennungsmotoren üblich waren. Ein weiterer Durchbruch gelang mit der Entwicklung des Model C – dem Doble-Detroit – der mit einem sogenannten Blitzkessel ausgestattet war. Dieses System erlaubte es, die Fahrbereitschaft des Fahrzeugs von zuvor über 15 Minuten auf nur etwa 90 Sekunden zu reduzieren, was die Nutzung deutlich alltagstauglicher machte. Die Zündung erfolgte per Schlüssel im Innenraum, was den Komfort weiter steigerte. Auf der National Automobile Show 1917 in New York beeindruckte der Doble-Detroit die Besucher mit seiner einzigartigen Technologie und einfachen Bedienung.
Die Nachfrage war enorm und mehr als 5.000 Reservierungen wurden verzeichnet. Trotzdem kam es leider zu erheblichen finanziellen und technischen Problemen. Trotz innovativer Technik waren die Fahrzeuge oft unzuverlässig und wiesen teils unvorhersehbares Fahrverhalten auf. Darüber hinaus führte ein Streit zwischen den Brüdern, insbesondere um die Anerkennung der technischen Beiträge, zu internen Rissen, die das Unternehmen letztlich in den Ruin trieben.
Abner Doble verließ Detroit und zog nach Kalifornien, während John und seine Brüder die Arbeit nicht aufgeben wollten. Nach Johns frühem Tod vereinten sich die verbliebenen Brüder nochmals, um mit dem Model E einen nahezu perfekten Dampfwagen zu konstruieren. Der Model E machte Gebrauch von einem Dampfkolbenmotor mit zwei Druckstufen, der direkt in die Hinterachse integriert war und somit auf eine herkömmliche Antriebswelle verzichten konnte. Das vereinfachte den Antriebsstrang auf nur knapp 25 bewegliche Teile und sorgte für eine beeindruckende Zuverlässigkeit und Langlebigkeit. Der Wagen wog fast 2,5 Tonnen – vergleichbar mit heutigen großen SUVs – und pesar dennoch erreichte er souverän über 160 km/h.
Das Ansprechverhalten war mit 12,5 Sekunden für 0 auf 64 km/h beeindruckend schnell. Selbst bei heutigen Fahranforderungen bliebe der Doble damit konkurrenzfähig. Besonders bemerkenswert ist die damals einmalige Kombination aus Leistung, Laufruhe und Fahrkomfort, die bis heute kaum übertroffen ist. Kernstück war der perfekte Maschinenbau mit fast vollständig passgenau geschliffenen Teilen, die wirkten, als seien sie aus einem Guß gefertigt. Umweltaspekte spielten ebenfalls eine Rolle: Mit einer Verbrauchsrate von ca.
15 Meilen pro Gallone Kerosin (etwa 6,4 km pro Liter) verbrauchte das Fahrzeug vergleichbar wie moderne Limousinen wenig Brennstoff und emittierte dank sauberer Verbrennung und Verdichtung kaum Schadstoffe. Dennoch wurde der Doble Steam Car nie zum wirtschaftlichen Erfolg. Der Preis von rund 18.000 US-Dollar im Jahr 1924 machte ihn zum Luxusartikel für wenige Wohlhabende. Die Perfektionismus-Gene der Brüder, insbesondere Abners ständiges Optimieren, führten dazu, dass kein Modell exakt wie das andere war und die Produktion dadurch unwirtschaftlich wurde.
Zudem sorgten rechtliche Schwierigkeiten wegen fragwürdiger Aktienverkäufe dafür, dass das Unternehmen 1931 endgültig den Betrieb einstellen musste. Trotz des wirtschaftlichen Scheiterns sind die verbliebenen Doble Steamers bis heute Zeugnisse technischer Brillanz. Viele Modelle sind über Jahrzehnte hinweg mit normaler Wartung problemlos gefahren worden und einige besitzen Fahrleistungen von über einer halben Million Kilometern. Einzigartige Exemplare sind sogar heute emissionsarm genug, um aktuelle Umweltauflagen in Kalifornien zu erfüllen – ein bemerkenswerter Beleg für die Qualität der Technik. Der Einfluss der Doble-Pioniere zeigt sich auch in späteren Versuchen und Entwicklungen rund um Dampfantriebe, aber mit der Verbreitung effizienterer Benzin- und später Dieselantriebe verlor die Dampftechnologie zunehmend an Relevanz.
Erst die Ölkrisen der 1970er Jahre und das wachsende Interesse an alternativen Antriebskonzepten ließen einige Erfinder wieder über Dampffahrzeuge nachdenken. Dennoch gestalten sich technische Herausforderungen stets schwierig: Das Gewicht der Dampferzeuger, die Notwendigkeit flüssigkeitsbasierter Kühlsysteme und Sicherheitsbedenken bei Hochdruckkesseln bremsten eine Renaissance. In der heutigen Zeit könnten jedoch moderne Materialien, computergestützte Steuerungen und Umweltauflagen einem neu gedachten Dampffahrzeug noch einmal Auftrieb verleihen. Die Kombination von Umweltfreundlichkeit, sauberer Verbrennung, hoher Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit macht den Dampfantrieb, wie ihn die Dobles entwickelt haben, zu einer faszinierenden Alternative, die zumindest einem Abschnitt der Automobilgeschichte neues Interesse beschert. Abner Doble selbst blieb Zeit seines Lebens davon überzeugt, dass Dampfmotoren mindestens ebenbürtig, wenn nicht überlegen, gegenüber Benzinmotoren seien.
Mehr als neun Jahrzehnte nach den glanzvollen Anfängen des Doble Steam Cars bietet sich eine wertvolle Gelegenheit für Technikbegeisterte, Ingenieure und Umweltvisionäre, diese historische Technologie weiter zu erforschen, zu optimieren und vielleicht irgendwann wieder auf die Straße zu bringen. Die letzte große Dampflokomobile war in vieler Hinsicht ihrer Zeit voraus und verdient es, nicht in Vergessenheit zu geraten – im Gegenteil, sie sollte als Symbol für Innovation und Pioniergeist in Erinnerung bleiben.