Im April 2025 haben gestresste US-Unternehmen eine deutliche Zunahme bei der Restrukturierung ihrer Verbindlichkeiten verzeichnet, was auf eine Verschärfung der wirtschaftlichen Herausforderungen und Unsicherheiten hinweist. Laut einer Analyse von JPMorgan stiegen die sogenannten Distressed Exchanges, also Vereinbarungen zur Neuordnung von Schulden bei wirtschaftlich angeschlagenen Firmen, im vergangenen Monat um fast 60 Prozent an. Dieses deutliche Wachstum zeigt, dass immer mehr Unternehmen gezwungen sind, alternative Lösungen zu finden, um der Insolvenz zu entgehen und ihre Fortführung zu sichern. Die zunehmende Inflation, steigende Importzölle sowie die Volatilität auf den Kapitalmärkten haben maßgeblich zu diesem Trend beigetragen. Die strategische Umschuldung wird dabei als Instrument genutzt, um kurzfristige finanzielle Belastungen zu mildern und eine längerfristige Stabilisierung der Unternehmensfinanzen zu ermöglichen.
Die Umschuldung von Unternehmensverbindlichkeiten bedeutet oft, dass betroffene Firmen ihre bestehenden Schuldverpflichtungen neu verhandeln, um bessere Rückzahlungsbedingungen, niedrigere Zinssätze oder verlängerte Laufzeiten zu erhalten. Im Gegensatz zu einer vollständigen Insolvenz bietet diese Praxis Unternehmen eine Chance, ihre operative Leistung anzupassen und sich von unerwarteten wirtschaftlichen Turbulenzen zu erholen. Die Daten von JPMorgan zeigen, dass allein im April 2025 Umschuldungsvolumina von rund 3,5 Milliarden US-Dollar registriert wurden, was einen signifikanten Anstieg gegenüber den 2,2 Milliarden US-Dollar im März und 1,6 Milliarden im Februar darstellt. Mit einem Gesamtvolumen von 8,4 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal wird ersichtlich, wie stark der Bedarf an solchen Restrukturierungsmaßnahmen in den vergangenen Monaten gewachsen ist. Eine weitere wichtige Kennzahl ist der Anteil der Anleihen, deren Rendite mehr als 1.
000 Basispunkte über den Renditen von US-Staatsanleihen liegt. Im April stieg dieser Wert laut JPMorgan um 18,4 Milliarden US-Dollar auf 94,6 Milliarden US-Dollar an – das höchste Niveau seit zehn Monaten. Dies deutet darauf hin, dass Investoren vermehrt risikoreiche Schuldverschreibungen mit sehr hoher Rendite halten, was gleichzeitig auf die angespannte Lage zahlreicher Unternehmen hinweist. Experten erklären, dass diese Entwicklung eine direkte Folge der sich verschlechternden fundamentalen Bedingungen bei vielen Firmen ist. Anstatt den Weg einer Insolvenz zu wählen, greifen betroffene Unternehmen auf Liability Management Exercises (LME) zurück, um ihre finanziellen Verpflichtungen neu aufzustellen.
Winnie Cisar, globale Strategiechefin bei CreditSights, betont, dass eine entscheidende Triebfeder für diese Umschuldungen die Hoffnung auf eine baldige Belebung der Unternehmensentwicklung und eine Lösung der aktuellen Unsicherheiten ist. Allerdings warnt sie auch davor, dass diese Zuversicht in manchen Fällen unbegründet sein könnte. Ian Feng, Experte für Anleihebedingungen bei Covenant Review, rechnet damit, dass die Restrukturierungsaktivitäten weiterhin auf hohem Niveau bleiben werden. Insbesondere wenn makroökonomische Risiken wie drohende Handelskriege oder regionale Instabilitäten anhalten, dürfte der Druck auf Unternehmen bestehen bleiben. Nach Einschätzungen von Edward Best, Co-Leiter der Kapitalmarktgruppe bei Willkie Farr & Gallagher, bieten Liability Management Exercises den Firmen in der Regel ein bis zwei Jahre Zeit, um die zugrundeliegenden Probleme zu lösen und ihre finanzielle Lage zu verbessern.
Die aktuelle Situation zeigt auf, wie fragil das wirtschaftliche Umfeld für viele US-Unternehmen ist. Faktoren wie die anhaltende Inflation erhöhen nicht nur die operativen Kosten, sondern beeinflussen auch die Kreditwürdigkeit vieler Firmen negativ. Zusätzlich führen geopolitische Spannungen und Unsicherheiten im Welthandel dazu, dass Export und Import stärker beeinträchtigt werden, was wiederum die Einnahmen und Liquidität der Unternehmen belastet. Ein weiterer Aspekt ist die Volatilität an den Kapitalmärkten, die es für Unternehmen schwieriger macht, neue Finanzierungen zu günstigen Konditionen zu erhalten. Anleger verlangen höhere Risikoprämien, was die Kosten für Fremdkapital steigen lässt und den Druck auf die verschuldeten Unternehmen weiter verschärft.
Vor diesem Hintergrund wird die Umschuldung als eine Form der Notwendigkeit verstanden, um einen vollständigen Zahlungsausfall oder gar eine Insolvenz zu vermeiden. Unternehmen analysieren ihre Kapitalstrukturen und prüfen unterschiedliche Szenarien, um ihre langfristige Überlebensfähigkeit zu gewährleisten. Die Rolle von Investmentbanken, Restrukturierungsberatern und Rechtsanwälten ist hierbei von zentraler Bedeutung, da sie Unternehmen bei der Verhandlung mit Gläubigern und der Ausarbeitung von praktikablen Restrukturierungsplänen unterstützen. Auf der Anlegerseite steigt die Aufmerksamkeit für Anleihen mit hohem Risiko, die zwar potenziell höhere Renditen bieten, gleichzeitig aber auch auf die finanzielle Schieflage vieler Emittenten hinweisen. Investoren wägen daher vermehrt ab, ob sich ein Engagement in solchen Papieren lohnt oder ob eine vorsichtigere Haltung sinnvoll ist.