In der Dunkelheit der Nacht, wenn der Alltag zur Ruhe kommt, wird Kfir Hod von Erinnerungen heimgesucht, die ihn beinahe überwältigen. Der 23-jährige Israeli, der gerade von einer Reise durch Südamerika zurückgekehrt war, fand sich in einer der schrecklichsten Situationen seines Lebens wieder – dem Anschlag auf das Nova Festival, bei dem viele seiner Freunde brutal getötet wurden. „In dem Moment, wenn ich die Stille nachts spüre, denke ich an meine Freunde, an Shaked, Gili, Nir, Roya und Avraham. Die Gedanken über ihren Verlust setzen mir zu, und ich beginne zu zittern. Ich bin hier, um ihre Namen zu nennen und um sicherzustellen, dass sie nicht vergessen werden“, sagt Kfir mit zitternder Stimme.
Der Abend des 7. Oktober 2023 begann wie jeder andere. Kfir und eine große Gruppe von Freunden hatten den Plan, beim Nova Festival zu feiern und das Leben zu genießen. Doch als die ersten Raketen über den Himmel zuckten und der Klang der Explosionen die Luft erfüllte, verwandelte sich dieses Paradies in einen Albtraum. „Zuerst dachten wir, es sei ein Scherz oder ein Missverständnis.
Aber dann hörten wir die Schreie der Menschen und die Schüsse der Angreifer“, erinnert sich Kfir. Die schockierende Realität traf ihn hart, als er sich von seinen Freunden trennte, um in Sicherheit zu gelangen. „Ein Polizist rief uns zu, dass wir schnell weglaufen müssen. Ich erinnere mich, wie ich mit Adrenalin durch die Straßen rannte, während die Kugeln um uns herum pfiffen.“ Die Panik in der Luft war greifbar.
„Es fühlte sich an, als würde ich fliegen. Ich rannte 17 Kilometer, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Ich wollte nur überleben.“ Für viele, die Kfir kannten, war er immer der Starke, derjenige, der in schwierigen Zeiten Trost spenden konnte. Doch die Schrecken des Abends waren unvergesslich und hinterließen nicht nur physische Narben, sondern auch emotionale Wunden.
„Ich bin oft alleine in meinem Zimmer, und dann kommen die Bilder zurück. Ich sehe die Gesichter meiner Freunde, die keine Chance hatten. Ich frage mich, warum ich überlebt habe und sie nicht.“ Nach dem Überstehen dieser grausamen Nacht setzte eine Phase der Trauer und des Schmerzes ein. Kfir wollte für seine Familie stark sein, insbesondere für seine Mutter, die sich während der Geschehnisse große Sorgen gemacht hatte.
„Als ich nach Hause kam, wollte ich nicht zeigen, wie sehr ich gelitten hatte. Ich habe geschrieen um meinen Platz in der Welt zurückzufordern. Bei meiner Mutter in den Armen fühlte ich mich wieder sicher, aber ich wollte nicht, dass sie die grausame Wahrheit erfuhr, was wirklich passiert war“, erklärt er. Kfirs Geschichte ist nicht nur eine von Überleben, sondern auch von tiefer Trauer und Unschuld. Die Freunde, die er verloren hat, waren keine Kämpfer, sie waren Menschen voller Liebe und Hoffnung.
„Sie waren Engel, und ihre Leben wurden von den Händen gewalttätiger Tiere genommen. In meinen dunkelsten Momenten erinnere ich mich daran, dass ich hier bin, um ihre Namen auszusprechen, um ihr Vermächtnis weiterzutragen“, sagt Kfir mit einer Stimme, die sowohl Schmerz als auch Entschlossenheit zeigt. Die Gedanken und Gefühle, die Kfir durchlebt, sind für viele Überlebende von Gewalt und Terror nachvollziehbar. Nach der Katastrophe ist die psychologische Belastung oft groß. Kfir betrachtet sich und seine Mitüberlebenden als eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig stützen muss.
„Wir sprechen, wir weinen und wir leben weiter. Wir haben zusammen Musik gemacht, um denjenigen zu gedenken, die wir verloren haben. Die Musik gibt uns den Mut, weiterzumachen“, erklärt er und erinnert an die Kraft der Kunst in der Trauerbewältigung. Darüber hinaus ist Kfir fest davon überzeugt, dass das Überleben nicht ausreicht. Er sieht es als seine Pflicht, die Stimmen seiner gefallenen Freunde zu erheben und das Bewusstsein zu schärfen.
„Die Welt muss wissen, dass es Menschen gibt, die nicht für diese Gewalt verantwortlich sind. Wir sind eine Nation von Liebe und Freundschaft. Es ist an der Zeit, dass die Welt erkennt, wer hier wirklich die Gewalt sät“, sagt Kfir. Auf die Frage, was er sich für die Zukunft erhofft, wird Kfir nachdenklich. „Ich wünsche mir Frieden.
Frieden für unsere Menschen, Frieden für meine Familie. Doch ich weiß, dass das nicht einfach ist. Wir leben in einer Zeit, in der das Verständnis schwer zu finden ist, in der die Welt manchmal nicht mehr sehen kann, wo das Gute endet und das Böse beginnt.“ Kfirs Trauer ist nicht nur eine persönliche Reise, sondern spiegelt das kollektive Trauma wider, das viele Israeliten nach den jüngsten Gewalttaten erfahren haben. „Ich habe das Gefühl, dass ich nicht viel zu leben habe, aber das, was mich antreibt, sind die Erinnerungen an meine Freunde, ihr Lachen und ihr Licht.
Ich lebe für sie“, erklärt Kfir und der Funke von Entschlossenheit leuchtet in seinen Augen. In der Dunkelheit der Nacht kämpft Kfir nicht nur gegen seine Erinnerungen, sondern auch gegen die Ohnmacht. Seine Geschichte ist ein eindringlicher Aufruf zur Erinnerung und ein eindrucksvolles Zeugnis dessen, was Gewalt anrichten kann. Indem er seine Erfahrungen teilt, gibt er seinen Freunden eine Stimme und kämpft für ein zukünftiges Leben ohne solche schrecklichen Erlebnisse. „Ich atme.
Und das ist genug. Ich bin dankbar, dass ich hier bin, dass ich die Möglichkeit habe, über das, was passiert ist, zu sprechen. Ich werde nie die Gesichter meiner Freunde vergessen, und ich werde niemals aufhören, für sie zu kämpfen.“ Kfir Hod ist ein Symbol für die Stärke des menschlichen Geistes, der trotz der dunkelsten Zeiten ein Licht der Hoffnung trägt.